Autorin: Christine Ziegler

11. November 2014
Das Wormser (Theater) in Worms:

Er ist Talkmaster, Showmaster, Entertainer, Schauspieler, Komiker, Wortakrobat, Kabarettist, Hobby-Sänger und -Philosoph. Jürgen von der Lippe hielt Einkehr in Worms und unterhielt seine Gäste mit einem gut zweieinhalbstündigen Bühnenprogramm.

Auf mehr als 30 Jahre im Entertainmentbereich kann er bereits blicken. Bühnenprogramme sind seit seinem ersten Auftritt 1979 seine Passion. Zu erwarten war ein Programm über kommunikative Strategien zwischen Männern und Frauen, Betrachtungen über Sprache und um Sprache herum. Sätze wie: „Entweder ist die Patellasehne gerissen oder die Kniescheibe ist zerschmettert…“ oder „Ich leide an einem subkardialen Hexenschuss…“ auf die Frage nach dem werten Befinden, würde wohl kaum jemand konkret anführen. Wenn Sie bei der Erwähnung besonderer Friseurnamen wie „Hair-Bert, Verdammt-lang-hair, ViHaargra, Zopf oder Kahl“ schmunzeln müssen, wären Sie dort gut aufgehoben gewesen. Ebenso bei Parodien von Maffay, Lindenberg oder auch visuell gestalteten Charakteren – wie dem Kummerkasten Kalle – mit kabarettistischem Touch taten ihr Übriges zur guten Stimmung im gut gefüllten Theatersaal. Interaktionen mit dem Publikum „ersparte“ der Hawaiihemdenliebhaber (der um die 50 eigene besitzt) selbigem an diesem Abend ebenfalls nicht. So mussten „Freiwillige“ aus dem Publikum herhalten für ein Improvisationstheater für Sprachspiele, später ernteten mehrere Pärchen quiekende Lacher, als sie ganze Sätze aus den einzelnen Buchstaben von „Lisa“ bilden mussten oder mit Nasenflöte gespielte Lieder erraten werden sollten. Auch musste sich von der Lippe erneut nachsagen lassen, dass er mit Herrenwitzen in die Comedyschlacht zieht. Aber er polarisiert halt seit Anbeginn seiner Karriere, ist mit Leidenschaft bei der Sache und gilt als ein zu 100 Prozent zu sich selbst stehender Klugscheißer. Um mit seinen eigenen Worten abzuschließen: „Es hängt doch alles irgendwie zusammen. Sie können sich am Hintern ein Haar herausziehen, dann tränt das Auge“.

Übrigens: Parallel zu seinem aktuellen Programm ist von der Lippe mit der Lesung „Beim Dehnen singe ich Balladen“ unterwegs.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Abend. Schenkelklopfer lassen zwar auf sich warten, werden aber mit einem Dauerschmunzeln bis hin zu temporären Bauchmuskeltrainingseinheiten belohnt.