22. März 2016
Das Wormser Theater in Worms:
Es begab sich vor ein paar Wochen im Wormser Theater, dass drei Herren aus Hessen die Bühne betraten, um den Bürgern zu sagen, was sich einst hat zugetragen in der Stadt der Nibelungen. Denn was der unbekannte Dichter des Nibelungenliedes einst so dichtete, stimme mitnichten.
Ganz nach dem Vorbild der alten Schreiber fühlten sich auch die drei Hessen des berühmt berüchtigten Kikeriki Theaters der dichterischen Freiheit verpflichtet, nur um dann zu erklären, dass nur sie alleine wissen, was in Wahrheit einst geschah. Und die war ganz anders als das, was uns die Festspielmacher seit Jahren weismachen wollen. Zwar entdeckte bereits Ur-Nibelung Dieter Wedel, dass Siegfried nicht der Überheld war, wie er immer wieder beschrieben wird, doch die hessische Lesart war dann noch ein bisschen radikaler. Siegfried, der blonde Recke, war nichts anderes als ein verblondeter Maulheld mit Sonnenbrille. Von wegen Sieg über den Drachen mit anschließendem Blutbad, das ihn unverwundbar machte. Der blonde Siggi war letztlich nur ein Schwätzer. Und der Drache? Nun ja, grün war er schon, aber auch schwul. Er wollte nur schmusen. Siegfried hat ihn auch nicht erschlagen, wie er behauptete. Die beiden hatten eine Affäre und badeten gemeinsam in Tannenöl. Dass der Angeber am Ende trotzdem tot ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Er könnte noch leben, hätte er nicht so gierig von des Zwergen Alberichs Zaubertrunk genippt. Kurzum, der Typ war ein Junkie und hat sich quasi selbst den goldenen Schuss gesetzt. So kann’s gehen. Wohlmeinende Zeitungen hätten damals vermutlich berichtet, der Schönling sei von einer Lungenentzündung überraschend und viel zu früh dahingerafft worden.
Fazit: Vorgetragen im breitesten Hessisch, zeigte das Kikeriki Theater ein cleveres Stück über die Dehnbarkeit von Geschichte. „Was ist Wahrheit?“ lautete die Frage, die über dem Abend schwebte. Dass mancher Gag ein wenig zu derb daher kam, schadete dem kurzweiligen Abend nur wenig.