Neu geplantes Wohngebiet in Rheindürkheim sorgt für Diskussionen

Am Gleisdreick in Rheindürkheim sollen zwei Wohnprojekte mit sozial gefördertem Wohnraum entstehen. Foto: pakalski-press/Andreas Stumpf

Bisher ist an dieser Stelle entlang der B9 – in Höhe von Rheindürkheim – nur Brachland zu erkennen. Geht es nach dem Willen der Erschließungsgesellschaft Rheinhessen soll sich dies in den nächsten Jahren ändern und dort ein Wohngebiet entstehen. Nach jahrelanger Planung fehlt nur noch ein „Ja“ des Stadtrats zum Bebauungsplan.

360 bis 380 Wohneinheiten sollen auf dem Areal, das dem EWR gehört, entstehen. Geplant ist ein Mix aus unterschiedlichen Bau- formen, von mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern über Einfamilienhäuser, Doppelhälften und mehr. Ebenso soll auch das Preissegment gestaffelt werden, also von günstigem Wohnraum bis zu hochpreisigem. Im Grundsatz herrscht in den politischen Gremien Einigkeit. Allerdings gibt es ein Problem, nämlich den Lärmschutz. Damit überhaupt gebaut werden darf, muss das Wohngebiet von den Umgebungsgeräuschen abgeschirmt werden. Dazu wurden in den vergangenen Jahren Lärmgutachten erstellt. Und genau hier sehen Bündnis 90/Die Grünen auch den Knackpunkt, denn nach den bisherigen Plänen dient ein Wall aus mehrgeschossigen Gebäuden entlang der vielbefahrenen B9 als Lärmschutz. Das Prekäre daran ist, dass dort sozial geförderte Wohnungen geplant sind. Damit würden die Bauherren wiederum dem Anliegen des Stadtrats nachkommen, dass jedes neu ausgewiesene Bauprojekt einen Anteil von mindestens 25 Prozent geförderten Wohnungsbau benötigt.

Menschen als Lärmschutz

In einer Presseerklärung schrieb CHRISTIAN ENGELKE (Wohnungs- politischer Sprecher Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen Worms): „Die Stadt plant einen Lärmschutzriegel aus mehrgeschossigen Sozialwohnungen, um die dahinterliegenden Einfamilienhäuser abzuschirmen. Das sehe ich kritisch. Wir brauchen bezahlbares Wohnen in Worms. Aber wir könnten diese Wohnungen auf der vorhandenen Fläche besser anordnen, um die Menschen, die auf bezahlbares Wohnen angewiesen sind, vor Lärm und Luftschadstoffen zu schützen“, so Christian Engelke. Beatrice Karg, Stadtplanung und Bauaufsicht Stadt Worms, erklärte hierzu, dass ein 12 bis 14 Meter hoher und vor allem durchgehender Lärmschutz entlang der B9 die rechtliche Voraussetzung dafür sei, dass dieses Baugebiet überhaupt erst möglich werde. Ob der Lärmschutz am Ende tatsächlich komplett aus mehr- geschossigen Wohnhäusern bestehe oder ob zwischendrin noch reine Wände stehen werden, sei im Detail noch offen. Es gehe zunächst um die grundsätzliche Zustimmung zum Konzept, damit nun das Planverfahren eingeleitet werden könne. Dass Menschen als Lärmschutz dienen, kann sie nicht erkennen, da die Wohnungen entlang der B9 so konzipiert würden, dass zur Bundesstraße hin jene Räume angeordnet würden, die nicht ständig genutzt werden. Schlaf- oder Wohnzimmer hingegen würden zum Ort hin angeordnet. ANNE BIEGLER (Sprecherin des AK Planen, Bauen und Wohnen) machte in einer Presseerklärung den Vorschlag, den Bau einer Quartiersgarage für den Lärmschutz zu nutzen: „Dadurch könnte zum Beispiel ein Teil des Quartiers autofrei geplant werden und wir brauchen weniger teure Straßen zur Erschließung des Gebiets.“ In dem Licht-Luftbad-Quartier in der Monsheimer Straße soll genau diese Form von Lärmschutz umgesetzt werden. Ob dies in Rheindürkheim aufgegriffen wird, bleibt abzuwarten.

Mehr Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche

Doch Vorschläge zur Verbesserung der geplanten Wohnsiedlung gibt es, nicht nur hinsichtlich dieser Lärmbarriere, sondern auch bezüglich der Lebensqualität für Kinder und Jugendliche. DAVID HILZENDEGEN, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, ergänzt, dass in den Plänen nahezu kein Platz für soziale Infrastruktur vorgesehen ist: „Wenn dort über 370 Wohnungen entstehen sollen, wo sind die Freiflächen, auf denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten können? Solche Flächen sind wichtig für den sozialen Zusammenhalt und kämen ganz Rheindürkheim zugute. Außerdem muss auch die ausreichende Versorgung mit Kita- und Grundschulplätzen detailliert in den Blick genommen werden.“ Die endgültige Abstimmung über den Bebauungsplan erfolgte am 26. April im Stadtrat. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf