In einem Sommer, in dem die drei großen Events der Stadt – Backfischfest, Nibelungen Festspiele und Jazz & Joy – ausfallen, ist #SUMMER in WORMS 2020 der Versuch, das zu bündeln, was trotz Corona übrigblieb.

Tatsächlich finden über den Sommer verteilt wieder kleinere Kulturformate statt. Ob „PFEDDERSHEIMER KULTURSOMMER“, „FESTPLATZFEELING IN DER INNENSTADT“ oder das am 9. August zu Ende gehende „WOPEN AIR“ – ein bisschen Kultur dürfen die Wormser auch in diesem ungewöhnlichen Sommer genießen. Mit Abstand natürlich. Selbst auf das Spectaculum, das Ende September stattfinden soll, dürfen Fans des Mittelaltermarktes noch hoffen. Die Veranstalter wollen ein Konzept erstellen, das Hygiene- und Abstandsregeln befolgt und ein „gefahrloses Flanieren“ auf dem Spectaculum ermöglicht. Auch in Zeiten von Corona, das in der öffentlichen Wahrnehmung, egal bei den Bürgern oder den Medien, längst nicht mehr so präsent ist wie vor 4 – 5 Monaten. Und doch schwebt das Thema wie ein Damoklesschwert über allen, weil immer mehr die Kollateralschäden der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lock-Down bekannt werden. Wie schon mehrfach berichtet geht der Veranstaltungsbranche langsam, aber sicher die Luft aus. Wir haben uns über dieses Thema mit Christian Ruppel (Medienpark Vision) und Patrick Mais (Kinowelt Worms) unterhalten. Beiden wurde seit dem Lock-Down die Arbeitsgrundlage entzogen und sie haben sich zusammengetan, um mit der CARantena-Arena oder dem WOpen Air neue Formate für den Sommer zu entwickeln. Gleichwohl wollen sie eine echte Zukunftsperspektive, ob der Staat auch diese Branche mit staatlichen Hilfen ausstattet oder wann es für sie wieder normal weitergehen kann.

In der Rubrik Politik berichten wir über ein Innenstadtkonzept, für das der Wormser Stadtrat 100.000 Euro bewilligt hat. Wer sich jetzt jedoch freut, dass man damit irgendwelche Aktionen initiiert, um die Innenstadt mehr zu beleben – weit gefehlt! Das Geld fließt in erster Linie an externe Berater, die eine Problemanalyse und ein anschließendes Konzept erstellen sollen, wie man der Wormser Innenstadt wieder auf die Beine helfen kann. Dabei sind die Probleme hausgemacht und seit etlichen Jahren bereits bekannt, wieso dafür noch Geld zahlen? Eine bittere Wahrheit ist, dass große Warenhäuser wie Kaufhof oder Karstadt in Zeiten des Onlinehandels allenfalls noch in gut frequentierten Großstädten funktionieren. Klar ist auch, dass die Schließung von Kaufhof erst der Anfang sein wird. Auch H&M will die Hälfte seiner Filialen schließen, weitere Ketten werden folgen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet für dieses Jahr mit 50.000 Geschäftsaufgaben und 40 Milliarden Euro Umsatzverlust. In der Gastronomie müssen nach Schätzung des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga 70.000 Betriebe schließen. Nach dem ersten Schock über die durch Corona verursachte Pleitewelle werden die Städte vielleicht erkennen, dass ihnen dadurch, notgedrungen, die große Chance eröffnet wird, ihre Innenstadt so zu gestalten, wie sie das für zukunftsträchtig halten. Während die meisten Konsumenten ein Einkaufserlebnis weiterhin in den Großstädten suchen werden, empfehlen Experten für Städte mit der Größe von Worms einen Mix aus Arbeit, Wohnen, Handel und Freizeit. Jetzt haben die Wormser Politiker die Möglichkeit selbst zu gestalten oder zumindest die Meinung der Bürger miteinzubeziehen und geben dies in die Hände eines externen Beraterbüros. Verstehen muss man das nicht. Ursula von der Leyen lässt grüßen!

Viel Durchhaltevermögen beim Lesen der 176. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin

wünscht Ihnen
Frank Fischer | Chefredakteur