16. September 2016
Lincoln Theater in Worms:
Es waren mal wieder große Fußspuren, die sich das Theaterensemble des Lincoln Theaters, Szene 9, ausgesucht hatte. Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass der Starregisseur David Fincher den Bestseller „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ erfolgreich verfilmte. Regiedebütant Benedict Schulz zeigte sich von Buch und Film gleichermaßen begeistert, so dass in ihm schnell der Gedanke reifte, diese Geschichte auf der Bühne des Lincoln Theaters zu inszenieren.
Zuvor mussten jedoch neue Namen her, da die ambitionierte Theatertruppe nicht die Namensrechte bekam. Und so wurde aus „Gone Girl“ schließlich „Come Back“, während die Story die gleiche blieb. Erzählt wurde die vermeintliche Liebesgeschichte von Ted und Mary. Am Anfang sind sie das perfekte Paar. Schön, erfolgreich und sympathisch, eine Hochzeit ist die logische Konsequenz. Als Teds Mutter stirbt, ziehen die Beiden in dessen Heimatstadt. Ted beginnt als Dozent für kreatives Schreiben am dortigen College zu lehren und eröffnet mit seiner Zwillingsschwester eine Bar, während die ebenfalls schreibende Mary das Erbe ihrer ehrgeizigen Eltern übernimmt, die sie zur Kunstfigur „Miracle Mary“ machten und beginnt, selbst Kinderbücher zu schreiben. Fünf Jahre später ist Mary verschwunden. Ted informiert die Polizei, die aufgrund verschiedener Indizien auf ein Verbrechen schließt. Schnell gerät der scheinbar besorgte Ehemann ins Visier der Ermittler. In Rückblenden entzaubert das Stück das junge Liebesglück. Ted hatte unlängst eine Affäre mit einer seiner Studentinnen. Aus dem charismatischen Autor ist längst ein schwerfälliger, selbstgefälliger Mann geworden, der sich von Mary genervt fühlt. Kurz vor der Pause schließlich die entscheidende Wendung. Mary lebt. Ihr Verschwinden und das vermeintliche Verbrechen hat sie akribisch geplant. Warum? Um letztlich ihren Mann zu bestrafen, um ihn vorzuführen und eine Liebe zu erzwingen, die nicht da ist. Der 20-jährige Benedict Schulz inszenierte sein erstes Stück in flottem Tempo. Gerade die Zeitsprünge in der ersten Hälfte, visualisiert durch ein geschicktes Lichtspiel, entwickeln ein fast schon rauschhaftes Tempo. Die Leistungen der zumeist jugendlichen Darsteller waren souverän, wenn auch gelegentlich zu nah am filmischen Vorbild. Problem war, wie so oft bei Szene 9, dass man zu viel wollte, ohne diesen Ansprüchen letztlich gerecht werden zu können. „Come Back“ will Psychogramm genauso sein wie medienkritisches Drama, ohne dabei natürlich nicht den Thrill zu vergessen, ein bisschen Humor sollte auch dabei sein. Vieles blieb auf dieser Bühne Behauptung. Ein Problem, das letztlich schon den Film begleitete. Und der wurde immerhin von David Fincher („Fight Club“, „Sieben“) gedreht und dauerte stolze zweieinhalb Stunden. Vielleicht sollte das talentierte Szene 9 Ensemble mehr Mut dazu aufbringen, eigene Interpretationen auf die Bühne zu bringen, als großen Vorbildern nachzueifern. Ein gelungenes Beispiel hierfür war die letztjährige Inszenierung „Das Zimmer der Verlorenen“, das keine filmische Vorlage benötigte, um gut zu unterhalten.
FAZIT: Letztlich war „Come Back“ eine äußerst unterhaltsame Nacherzählung eines großen Hollywood Blockbusters – und das ist sicherlich auch nicht das Schlechteste.