Visualisierung des Bühnenbilds

Nachdem sich die Nibelungen im vergangenen Jahr der Macht der Liebe verschrieben hatten, steht in diesem Jahr die ewige Schlacht zwischen Krieg und Frieden im Mittelpunkt. Nach einem Gespräch mit Regisseur Roger Vontobel und Bühnenbildner Palle Steen Christensen dürfte klar sein: Es wird blutig werden…

In knapp fünf Monaten ist es soweit und dann feiert das jüngste Stück der Nibelungen-Festspiele, „Der Diplomat“, seine Uraufführung. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun. Bevor die Arbeit mit den Schauspielern beginnt, heißt es erstmal, das Bühnenbild zu entwickeln und mit den unterschiedlichen Gewerken über die technischen Abläufe zu diskutieren und diese zu planen. VONTOBEL und CHRISTENSEN, die bereits zum dritten Mal für die Nibelungen-Festspiele arbeiten, gewährten der Presse im Januar einen kleinen Einblick in die Welt von „Der Diplomat“. Und in dieser Welt, so viel sei verraten, wird viel Blut fließen. So ist es das markante Wort „Bloodshed (Blut vergießen)“, das der Englisch sprechende Bühnenbildner aus Dänemark immer wieder einstreut.

Gleich zu Beginn des Stücks werden sich die Zuschauer inmitten der gewaltigen Schlacht um Verona, in der die Sagenfigur Dietrich von Bern ein Heer anführt, wiederfinden. Für den tapferen Krieger, der auch der titelgebende „Diplomat“ ist, wird diese Schlacht zum Wendepunkt hin zu der Frage, ob das Blutvergießen nicht auch durch Gespräche zu verhindern ist. Vom Schlachtfeld geht es schließlich an den Hof der Burgunder nach Worms. Dort sind die Spuren des Blutes nach dem Mord an Siegfried noch frisch. Wie VONTOBEL erklärt, verhindert Kriemhild, dass sich ihre Brüder und Hagen des Leichnams entledigen und so wird dieser inmitten einer riesigen Halle auf einem nicht minder großen Tisch aufbewahrt, während der Körper allerdings nicht verwest und zudem immer wieder blutet. „Es ist ein Mahnmal der Schuld, wodurch sich die metaphorische Seite des Stücks aus- drückt“, so VONTOBEL.

Auf der Visualisierung, die der Presse gezeigt wurde, zeigte sich dieser „Ceremonial Place“, wie ihn der dänische Bühnenbildner bezeichnet, als klar gestalteter Raum, der dominiert wird von der Farbe Rot. Die klare Gestaltung der Bühne soll verdeutlichen, dass es für die Protagonisten keine Möglichkeit gibt, der Vergangenheit zu entrinnen oder wie CHRISTENSEN es ausdrückt: „There will be blood“. Wie das Blut dargestellt wird, das ist nun ein Kernpunkt des Gesprächs mit den Gewerken. Schließlich muss darauf geachtet werden, dass die Schauspieler auf der Bühne problemlos damit arbeiten können.

Palle Steen Christensen und Roger Vontobel Foto Andreas Stumpf

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf, Grafikquelle: K