WO! im Gespräch mit dem ehemaligen Baudezernenten Uwe Franz
Vor acht Jahren, als er das Amt des Baudezernenten übernahm, war er für viele Wormser/innen ein unbekanntes Gesicht. Das dürfte sich zwischenzeitlich geändert haben. Vor allem das pannengeplagte Parkhaus am Dom machte ihn zum Synonym für die Probleme öffentlicher Bauprojekte. Vom damaligen Oberbürgermeister Kissel vorgeschlagen, wurde Franz nach dessen Abwahl zunehmend zur Zielscheibe seiner eigenen Partei (SPD), die ihn immer wieder öffentlich kritisierte. Erhöht wurde dieser Druck zudem durch Rücktrittsforderungen seitens der FWG Bürgerforum und Bündnis 90/Die Grünen im Zusammenhang mit dem mittlerweile fertiggestellten Parkhaus. Im Frühjahr gab Franz bekannt, sich aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut für das Amt des hauptamtlichen Beigeordneten zu bewerben. Zeitgleich verdichteten sich die Zeichen, dass ausgerechnet sein Stadtratskontrahent aus den eigenen Parteireihen, Timo Horst, nachfolgen möchte. Kurz bevor die Bewerbungsfrist ablief, informierte schließlich die SPD über ihren Bewerbungsvorschlag Horst. Wie zwischenzeitlich bekannt ist, hat Uwe Franz wiederum sein Parteibuch zurückgegeben. Über die Gründe möchte er sich im Gespräch mit WO! nicht äußern.Wie allerdings aus den Reihen der SPD zu hören ist, soll das Verhältnis zwischen Uwe Franz und der SPD Führung mittlerweile zerrütttet sein. Dabei wurde auch Kritik über den Umgang der Partei mit dem damaligen Dezernenten geäußert. Auch wenn das öffentliche Bild stark durch das Parkhaus geprägt ist, hat Franz in den vergangenen acht Jahren in Worms viel auf den Weg gebracht. Was genau, das sagt er an dieser Stelle nochmal in eigenen Worten.
WO! Acht Jahre Dezernent für Planen und Bauen / Immobilienmanagement – was waren Ihre persönlichen Höhepunkte?
In allererster Linie, und noch vor bedeutenden Projekten, mein Team, meine Mitarbeiter, mit denen ich stets einen vertrauensvollen Umgang pflegen konnte und ohne die wir keine Projekte umsetzen könnten. In den acht Jahren gab es eine sehr große Zahl an erfolgreich umgesetzten Projekten in meinem Dezernat, zu meinen persönlichen Highlights zählen dabei u.a. die rechtwirksame Umsetzung des neuen FNP Worms 2030 (Flächennutzungsplan), die Bauleitplanung PFE 33 zur wohnbaulichen Entwicklung des ehemaligen Bundeswehrdepots in Pfeddersheim, die Bahnüberführung am Fahrweg, die Arbeiten am Stadtentwicklungskonzept Mobilität sowie das Radroutenkonzept aus den Stadtteilen in die Innenstadt. Zudem werden mir zahlreiche Projekte im Bereich Schule und Kitas in besonderer Erinnerung bleiben. Stellvertretend seien hier die Nelly-Sachs IGS / Kerschensteiner Grundschule plus Sporthalle, die Generalsanierung der Ernst-Ludwig-Grundschule, der Nibelungen Realschule plus sowie der momentan laufende Neubau der Pfrimmtal Realschule plus genannt. In meiner Amtszeit konnten zudem die Sanierung und Neugestaltung der Lutheranlage sowie daraus weiterführend die Ringanlagen von Stephansgasse über Andreasstraße bis Wergers Eck erfolgreich realisiert werden. Der nächste Bauabschnitt von Wergers Eck bis Andreastor wurde aktuell begonnen. Zudem bin ich stolz darauf, die Förderzusage von 10,7 Mio. Euro für die notwendige Sanierung, inkl. dem Neubau eines multifunktionalen Lehrschwimmbeckens, im Heinrich-Völker-Bad erreicht zu haben. Im Bereich der Sportförderung war es möglich, mit den Förderzusagen zahlreiche Vereine zu unterstützen. Außerdem bin ich sehr dankbar, mit einem engagierten Team den Tiergarten Worms als Vorzeigeobjekt mit mittlerweile großer Strahlkraft (mit jährlich konstant über 250.000 Besuchern) weiterentwickelt zu haben.
WO! Gab es Momente in Ihrer kommunalpolitischen Karriere, die Sie geärgert / frustriert haben?
Natürlich hat mich das „Parkhaus am Dom“ viele Nerven gekostet und mitunter auch wegen unsachlicher, persönlicher Demütigungen verletzt. Diese Belastung „zieht man nicht jeden Abend mit der Jacke aus“. Dass nicht jedes Bauprojekt reibungslos verläuft, muss man sich jedoch immer wieder vor Augen halten und ich habe auch nichts gegen sachlich fundierte Kritik. Noch mehr persönlich getroffen hat mich der Umgang mit einzelnen Abteilungen und Mitarbeitern im öffentlichen Diskurs. Da gingen Kritik und Tonfall bisweilen unter die Gürtellinie. Dies ist weder zielführend, noch schafft es Vertrauen.
WO! Worin liegen die Schwierigkeiten im Bereich Planen und Bauen?
Jeder, der sich mit der Materie ein wenig beschäftigt, weiß, dass der Baubereich einer der schwierigsten Bereiche einer Kommunalverwaltung ist, unter anderem deshalb, weil er wie kaum ein anderer im öffentlichen Fokus steht. Und fast jeder Bürger ist irgendwann einmal von einer oder mehreren öffentlichen Baumaßnahme(n) betroffen, insofern ist es verständlich, dass jedes Projekt besonders beäugt wird – auch nicht zuletzt deshalb, weil wir Steuergelder verbauen. Die Bürger und ihre politischen Vertreter haben deshalb jedes Recht, ihre Meinung zu äußern. Damit muss man als Baudezernent leben können, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die eine oder andere Diskussion deutlich sachlicher verlaufen wäre.
WO! Sie haben zuvor im Management der Firma JuWi gearbeitet. Wie würden Sie den Unterschied zwischen Privatwirtschaft und Dezernent für eine Stadt beschreiben?
Ich habe ja bereits erwähnt, dass wir im kommunalen Bereich ausschließlich mit Steuergeldern wirtschaften, weshalb wir eine besondere Verantwortung tragen. Zudem sind wir an Ausschreibungsverfahren, Vergaberichtlinien sowie Prozessen in evtl. Förderprogrammen mit entsprechenden Zeitvorgaben rechtlich gebunden. Dementsprechend lässt sich auch nicht jedes Projekt so umsetzen, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Wir müssen ganz anders haushalten als ein privates Unternehmen. Noch dazu stehen wir viel mehr im öffentlichen Fokus, weil wir eben mit Mitteln der Allgemeinheit FÜR die Allgemeinheit arbeiten. Das ist eine ganz spezielle Herausforderung, die mir jedoch auch viel Freude bereitet hat. Als Dezernent (und natürlich auch als städtischer Mitarbeiter) hat man die Möglichkeit, die Stadt zu gestalten, sie weiter attraktiv und zukunftsfähig zum Wohle der Bürger zu machen.
WO! Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Wie so oft im Leben ist es auch hier so, dass ich meinen Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte. Ich habe die letzten acht Jahre mein Amt als Beigeordneter der Stadt Worms mit Leidenschaft, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein im offenen Dialog über Parteigrenzen hinaus mit großer Freude ausgeübt. Dabei wurde mein Handeln immer von rein fachlichen Gesichtspunkten auf der Grundlage von rechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger zum Wohle der Stadt Worms bestimmt. Manches Projekt hätte ich gerne noch weiter begleitet und ich werde es vermissen, nicht weiter an der Entwicklung unserer Stadt aktiv mitarbeiten zu können. Auch meine Funktion als Sportdezernent werde ich vermissen, da mir die Zusammenarbeit mit den Wormser Sportvereinen und die Teilnahme an vielen sportlichen Veranstaltungen und Wettkämpfen in den letzten acht Jahren eine große Freude war. Und vor allem bedauere ich, von meinem Team Abschied nehmen zu müssen. Meine Mitarbeiter haben mir manches Mal in besonders herausfordernden Situationen Kraft gegeben und mir Spaß an meiner Arbeit bereitet. Dafür bin ich sehr dankbar. Den Stress, der mit der Verantwortung als Dezernent einhergeht, werde ich nicht unbedingt vermissen, da er bei mir auch gesundheitliche Folgen verursacht hat. Eine stabile Gesundheit ist aber unerlässlich, um das Amt eines Beigeordneten unserer Stadt mit voller Kraft ausüben zu können.
WO! Worauf freuen Sie sich am meisten, in der Zeit danach?
Ich freue mich darauf, ab November einer neuen beruflichen Herausforderung nachgehen zu können und dabei nicht mehr so sehr von Terminen getrieben zu sein. Da meine Frau dann „auch beruflich meine Chefin sein wird“ hoffen wir darauf, bei etwas freierer Zeiteinteilung auch mehr gemeinsame Freizeit verbringen zu können.
WO! Der Bereich Planen und Bauen ist durchaus einer mit vielen Schwierigkeiten. Gibt es etwas, was Sie Ihrem Nachfolger raten möchten?
Der Blick von außen auf den (Bau)bereich ist nicht zu vergleichen damit, selbst in der Verantwortung zu stehen. Vieles wird erst deutlich, wenn man mittendrin steht.