WAS DIE NIBELUNGEN MIT JUGENDLICHER POESIE ZU TUN HABEN
Nibelungen-Festspiele organisieren Poetry Slam Workshop mit Ilse-Lang-Schule
Schon seit vielen Jahren widmen sich die Nibelungen-Festspiele der Kinder- und Jugendarbeit. Dazu zählen – neben der Nibelungenhorde und dem beliebten Kindertag – vor allem die Workshops, die der Autor und studierte Kommunikations- wissenschaftler Tobias Steinfeld für die Festspiele durchführt. Der aktuelle führte in die Welt des Poetry Slams.
Für Festspiele, bei denen das geschriebene und anschließend gespro- chene Wort im Zentrum des Geschehens steht, ist es geradezu nahe- liegend, junge Menschen über die beliebte Form des Poetry Slam an die Kunstfertigkeit von Sprache heranzuführen. Ganz in diesem Sinne führte man bereits in den Jahren 2015 bis 2018 ähnlich gelagerte Projekte mit Wormser Schulen durch. Nun führte der Weg in die Ilse-Lang-Schule. Genauer gesagt in zwei Klassen der 12. Klassenstufe des Gymnasiums für Gesundheit und Soziales. 28 Teilnehmer des Leistungskurses „Darstellendes Spiel“ nahmen das Angebot der Nibelungen an, mit Tobias Steinfeld die Kunst des Slams zu entdecken und vor allem zu lernen, wie man seine Gedanken zu Papier bringt. Schaut man sich aktuell gedankliche Ausdünstungen in den Kommentarspalten des World Wide Web an, wünscht man sich einen solchen Workshop für deutlich mehr Personen. Aber das ist eine andere Geschichte…
An insgesamt acht Workshop Tagen in acht Wochen setzten sich die Schü- ler mit dem Thema Sprache auseinander. Unterstützung erfuhr Steinfeld nicht nur von den interessierten Schülern, sondern auch von den beiden betreuenden Lehrerinnen Christine Antz und Carmen Stephan. Wie Petra Simon, Geschäftsführerin Nibelungen-Festspiele, unserem Magazin gegenüber erklärte, sei das keine Selbstverständlichkeit, dass eine Kooperation zwischen den Festspielen und Schulen so reibungslos läuft. Und so begann der Workshop. Natürlich setzten sich Steinfeld und „seine“ Schüler zunächst mit dem Thema Nibelungen intensiv auseinander, entdeckten gemeinsam die Geschichte und begannen im Prozess des kreativen Schreibens, sich mit dieser zeitlosen Geschichte auseinander zu setzen. Die jungen Poesieschüler entdeckten aber auch bald den Wunsch, eigene Gedanken in Worte zu fassen. Und da für Steinfeld klar ist, dass Schreiben auch Freiheit bedeutet, ließ er den Gedanken der Nachwuchspoeten ihren freien Lauf.
Im Anschluss an den Workshop stellten schließlich fünfzehn dieser jungen Talente ihre Texte dem Publikum vor, besser gesagt, trugen sie vor. Anelia plante zwar eigentlich, einen Text über das Thema Zugehörigkeit zu schreiben, aber wie das mit kreativen Gedanken so ist, ließ sie sich schließlich durch eine Beobachtung zu der Frage „Hast du eigentlich eine Macke?“ inspirieren und machte daraus eine grundsympathische Schilderung über Toleranz. „Lass die Menschen einfach sein“, schrieb Lena und setzte sich ebenfalls mit der Frage der Toleranz auseinander. Theresa rückte wiederum die Familie als Zentrum des Lebens in den Mittelpunkt, während Helen sich mit dem Erwachsenwerden und Leni mit der verlorenen Zeit am Smartphone auseinandersetzte. Die Themen waren so vielfältig wie das Leben und die Schüler nahmen wiederum die Erkenntnis mit, dass es sich lohnt, den Stift in die Hand zu nehmen und TikTok ein- fach ruhen zu lassen.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf