Es ist seit vielen Jahren das gleiche Spiel. Wenn sich um 11 Uhr am Sonntagvormittag Publikum und Gäste zu den Theaterbegegnungen im Heylshof einfinden, bestimmen erst einmal die Kirchenglocken den Takt. So auch in diesem Jahr. Nach diesem Vorspiel erwartete die zuhörenden Gäste einmal mehr spannende Gespräche rund um das dies- jährige Stück „hildensaga ein königinnendrama“.
Bei bestem Sommerwetter trafen sich Intendant Nico Hofmann, Autor Ferdinand Schmalz und der künstlerische Leiter, Thomas Laue, zum entspannten Gespräch mit dem renommierten Filmkritiker Rüdiger Suchsland auf der Bühne im Heylshofpark. Noch den Erfolg der ersten beiden Festspieltage im Nacken, erklärte Nico Hofmann gleich zu Beginn, dass er mit der Aufführung sehr zufrieden sei. Dabei verwies er auf den langen Weg bis zur Premiere, der begleitet war von einer Corona bedingten Auszeit. Eigentlich sollte das Stück bereits 2020 seine Premiere feiern. Sein Lob galt insbesondere dem tollen Ensemble, das sich gegenseitig Energie geben würde. Das sei nicht immer so, erklärte der Filmproduzent und führte an, dass es im letzten Jahr viele Probleme beim Proben gegeben habe. Da- bei verhehlten Hofmann und Laue nicht, dass die Proben auch in diesem Jahr sehr anspruchs- voll waren. Das lag aber nicht an dem Ensemble, sondern vielmehr an der Herausforderung, mit einer gefluteten Bühne umzugehen. So verrieten sie, dass es durchaus die eine oder andere Blessur aufgrund des rutschigen Bodens gab und ein Schauspieler sich bei einer Szene verschwamm, sodass er beim Auftauchen an falscher Stelle mit dem Kopf gegen ein Gitter stieß. Eine Herausforderung war auch der Einsatz der Technik, insbesondere der Mikrofone. Hierfür entwickelte man eigens wasserdichte Beutel, die wiederum eine uneingeschränkte Tonqualität haben mussten. Hieß es zunächst, dass dies unmöglich sei, gelang es dem Techniker schließlich in der ganz privaten Badewanne, eine passende Ausrüstung zu entwickeln. Vom Ergebnis konnte man sich schließlich bei der Aufführung überzeugen.
Nicht alle Geheimnisse preisgeben wollend, erzählte Thomas Laue dem Publikum noch, dass am Boden des riesigen Wasserbeckens Sauerstoffflaschen installiert waren, an denen die Schauspieler Luft tanken konnten. Ein ganz besonderes Lob galt schließlich noch einem Wormser Festspielmitarbeiter, nämlich Uwe Haaß. Der war damit betraut, die Proben aus dem Wasser heraus zu beobachten. Laue erklärte dabei, dass er Uwe Haaß nie außerhalb des Wassers gesehen hätte, weshalb er ihn liebevoll „Poolmolch“ taufte. Im weiteren Ver- lauf des Gesprächs ging es natürlich auch um die aktuellen Bezüge, die teils schon in der ursprünglichen Fassung 2020 enthalten waren. „Wir bemerkten, dass der 3. Akt sehr einer Kriegsszenerie ähnelte und begannen, während der Probe noch Teile zu ändern“, so Laue. Mit Blick auf den Ukraine Krieg fügte er hinzu, dass Schmalz wohl eine Art Seismograf war und ein Gespür für bevorstehende Ereignisse hatte. Laue betonte zudem die Parallelen zu den Nibelungen. Damals wie heute handele es sich um Konflikte, von denen man nicht wisse, wie man sie aufhalten kann. Laue befürchtete – ganz im Sinne des wenig positiven Endes bei den Nibelungen – dass es für ihn kein Szenario gebe, wo der Konflikt positiv ausgeht.
Im weiteren Verlauf des Vormittag stieß noch die aus Hameln stammende Schriftstellerin Felicitas Hoppe zu der Runde. Hoppe veröffentlichte im letzten Jahr den vielbeachteten Roman „Die Nibelungen – Ein deutscher Stummfilm“. Der Roman spielt in Worms während der Fest- spiele und verschmilzt die historische Ge- schichte mit aktuellen Bezügen. Eigentlich sei der Stoff aufgrund seines Gewaltpotentials nichts für sie gewesen, erläuterte Hoppe. Da die Nibelungen sie dennoch faszinierten, begann sie schließlich zu schreiben. Aus dem Ergebnis las sie dem Publikum nach dem Talk zwei sprachlich elegante Passagen vor. Zum Ausklang der Veranstaltung gab es schließlich noch eine musikalische Begegnung mit den Musikern von „hildensaga.ein königinnendrama“. Die spielten Auszüge der Bühnenmusik, die im Übrigen an die Kompositionen von Gottfried Huppertz zu der Stummfilmfassung von Fritz Lang angelehnt waren.
FAZIT: Informativ und unterhaltsam gestalteten sich einmal mehr die Theaterbegegnungen, die längst zur unverzichtbaren Begleitveranstaltung geworden ist.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf