Autor: Torsten Schreiner
10. März 2015
Das Wormser Theater:
Im von Kabarettisten dicht besiedelten Programm des Wormser Theaters war es schon eine Ausnahmeerscheinung, mit Marianne Sägebrecht eine Schauspielerin mit waschechter Hollywood Reputation auf selbiger Bühne begrüßen zu dürfen.
Umso trauriger stimmte es, dass gerademal 100 Zuschauer den Weg in das Theater fanden, um der mehr als rüstigen 69-jährigen Bayerin zu lauschen. Selten zuvor war ein Pressetext so passgenau wie an diesem Abend, denn da stand, dass die Schauspielerin, die an der Seite von Michael Douglas in dem Film „Der Rosenkrieg“ spielte, die Kluft zwischen Publikum und Bühne ignorieren würde und viel mehr auf „Augenhöhe“ zu einem netten Plauderabend einladen möchte. Genau das war es auch, was einen an diesem Abend erwartete. Scheinbar ohne festes Programm plauderte sich die charmante Frau durch verschiedenste Themen. Erzählte über ihre Berufseinstellung, dass sie sich nicht verbiegen lassen würde und nur das spiele, auf was sie Lust hätte. Das ist aktuell die Beda Andersson in der „Petersson und Findus“ Verfilmung. Philosophierte über unser Sein („Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden“) und ihrer Überzeugung, dass alle Worte und Gedanken Auswirkungen auf den Makrokosmos haben. Zwischendurch rezitierte sie Texte von Hildegard von Bingen oder aus ihrem Buch „Auf ein prima Klimakterium“. Nicht immer machte es einem die rüstige Dame leicht, ihr an diesem Abend zu folgen, fehlte doch zur Gänze ein roter Faden. Dank ihrer grundsympathischen Art folgte man dennoch gerne ihrer mitunter skurrilen Gedankenwelt. Dass zum Beispiel die Wechseljahre für die Klimaerwärmung verantwortlich sind, dürfte wohl eher ihrem schrulligen Humor geschuldet sein. Aber einer Frau, die sich selbst als „weitgereist mit alter Seele“ bezeichnet, sieht man solch eigenwillige Theorien gerne mal nach.
Fazit: Ein mehr als skurriler Abend mit einer äußerst sympathischen Schauspielerin, die deutlich mehr Zuschauer verdient hätte. Trotz aller oder gerade wegen ihrer Eigenwilligkeit, war das Zuhören durchaus vergnüglich.