06. März 2016
Das Wormser Theater:
Das Wormser Theater als Heimat einer Hippie Kommune? Eine Vorstellung, die den Theaterverantwortlichen ein Graus sein dürfte, jedoch für einen Abend Realität wurde. Aufgeführt wurde das berühmte Rock-Musical „Hair“. Bereits bevor das Stück begann, tanzten im Theatersaal ausgelassene Hippies zu den Klängen des Doors Klassiker „Light my fire“. Einer trat aus der Gruppe hervor und fragte provokant ins Publikum: „Wer will heute Abend einen Hippie ficken?“
Das sollte nicht die einzige Anzüglichkeit an diesem Abend sein. Uraufgeführt 1968, ist „Hair“ eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt. Entstanden in einer Zeit des Umbruchs, als der Vietnam Krieg immer mehr Menschen auf die Straßen trieb, hat es bis heute nichts von seiner Relevanz verloren. Natürlich ist das Stück ein Kind seiner Zeit. Lange Mähnen, gebatikte Hemden, löchrige Jeans und zuweilen deutlich weniger am Leib, ist die Aufführung fest im hippieesken Amerika verortet. Begleitet von einer herausragenden Band, glich die Aufführung mehr einem Konzert. Zwar erlaubte das der Inszenierung ein außerordentlich hohes Tempo, verwirrte jedoch den ein oder anderen Gast, da es ohne Kenntnis der Geschichte schwer war, dem bunten Treiben zu folgen. Dies und der explizite Umgang mit Drogen und Sexualität waren wohl auch dafür verantwortlich, dass einige Zuschauer dem Stück nicht bis zum Ende folgten. Wer jedoch die zweieinhalb Stunden im Theater verbrachte, wurde belohnt mit einer pulsierenden, energiegeladenen Darbietung. „Hair“ lebt von den Kontrasten zwischen Provokation und Harmonie. Diesen schmalen Spagat meisterte das Ensemble bravourös. Am Ende folgte zu Recht minutenlanger stehender Applaus.
Fazit: „Hair“ gilt als Meilenstein des Musiktheaters. Warum? Davon konnten sich die Wormser vor kurzem ihr eigenes Bild machen. Wild, mitreißend, provokant, aber auch poetisch begeisterte die Broadway Musical Company mit ihrer Inszenierung des Klassikers.