Ein Kommentar von Frank Fischer
Man könnte positiv argumentieren, dass mit der vorläufigen Schließung des Nibelungenmuseums ein Fehler korrigiert wird, den man schon vor 25 Jahren begangen hat, als man nicht auf Volkes Stimme gehört hat. Gleichzeitig bedeutet aber die Schließung des Prestigeobjektes aufgrund der klammen städtischen Kassen weitaus mehr. Wie sich am Beispiel Worms zeigt, erfasst die Krise im ganzen Land in erschreckender Weise immer mehr die Kommunen.
Das Jahr ist gerade mal drei Monate alt, aber die Anzahl der Hiobsbot-schaften, die die Stadt Worms bisher erfassten, hat ein bedenkliches Maß angenommen. Anfang Februar wurde die Gottesdienstgemeinde in der Pauluskirche informiert, dass die Dominikaner Worms verlassen werden. Für Worms war das insofern ein harter Schlag, da sich die Dominikaner intensiv in das gesellschaftliche und kulturelle Leben ein- gebracht hatten, beispielsweise mit Konzerten oder den Kreuzgang- gesprächen. Domprobst TOBIAS SCHÄFER kommentierte den Weggang wie folgt: „Wenn man bedenkt, dass die Dominikaner 1226 nach Worms gekommen sind – übernächstes Jahr wären es genau 800 Jahre – und dass Worms eine der ältesten Niederlassungen in Deutschland ist, ist das schon sehr bitter.“
Und während sich die Menschen in den Sozialen Netzwerken bestätigt fühlten, dass sich in Worms „nichts dauerhaft halten kann“, sickerte durch, dass die „Einraum-Bar“ in den Elefantenhöhen wegen Insolvenz schließen muss. Zwar steht ein Nachfolger bereits parat, aber es bleibt zumindest die Vermutung, dass die Erfolgsgeschichte der Elefantenhöfe erst noch geschrieben werden muss. Kurz danach veröffentlichte das Team von „Worms wird wow“ die vermeintliche Erfolgsmeldung zu dem Pop-Up-Restaurant „Glücklich im Tivoli“: Annette Glücklich und das Projektteam ziehen ein positives Fazit zum gemein- samen Projekt: Ihr Pop-Up-Konzept „Glücklich im Tivoli“ hat eindeutig gezeigt, dass gehobene Küche in der Wormser Innenstadt funktioniert und sowohl Einheimische als auch Besucher aus der weiteren Umgebung begeistern kann.
„Für uns war das Pop-up-Restaurant ein voller Erfolg. War doch das ehemalige Tivoli auch vorher schon Jahrzehnte lang eine Institution für gehobene Gastronomie. Wenn es nur darum ginge, würden wir gerne sofort weitermachen. Allerdings haben sich im laufenden Betrieb Investitionsbedarfe gezeigt, die für mich unumgänglich wären, um hier dauerhaft meine Vision umzusetzen“, so Annette Glücklich. Somit endete das fünfmonatige Pop-Up-Projekt mit französischen Spezialitäten im gehobenen Preissegment am Osterwochenende und das ehemalige Tivoli steht nun wieder leer. Es habe aber Chancen auf- gezeigt und gebe Anlass zur Hoffnung für künftige Entwicklungen in der Wormser Innenstadt, erklärte das Projektteam von „Worms wird wow“ weiter. Als wir diese Meldung auf unserem FACEBOOK-Kanal veröffentlichten, brachte dies bei vielen Wormsern das Fass zum Über- laufen. Die Kommentarspalten füllten sich im Minutentakt.
Ein User kommentierte: „Mal ehrlich: wenn es soooo gut gelaufen wäre, dann hätte der Betreiber einfach weiter gemacht! Unterm Strich bleibt ein Konzept, dass nicht nach- haltig und zudem unfair gegenüber jenen ist, die auch ohne Sponsoring durchhalten. Und nein, ich sehe in Worms diesbezüglich kein Potential.“
Eine Frau meinte: „Fördermittel sind eigentlich vorrangig als Anschubfinanzierung für nach- haltige Lösungen gedacht. Das hier liest sich jetzt allenthalben mal wie eine teure „Machbarkeitsstudie“, wofür aber die fachliche Begleitung und die Evaluierung fehlt. Deshalb „wow“ für das Verbrennen von Bundesmitteln, die sicherlich hätten anderweitig eingesetzt werden können.“
ES STEHT NOCH MEHR AUF DER KIPPE
Dazu passte auch der Artikel in unserer März-Ausgabe, in dem es um die wichtigen Großprojekte in der Stadt ging, die von dem Starnberger Unternehmen „ehret + klein“ betreut werden. Wie berichtet, stehen sowohl das Projekt Gerberquartier, als auch das Licht-Luftbad-Quartier auf dem ehemaligen Rheinmöve-Gelände sowie die Weiterentwicklung des K32 im ehemaligen Kaufhof auf der Kippe bzw. warten darauf, dass mal wieder etwas passiert. Im Zuge der Berichterstattung über das ehemalige Rheinmöve-Gelände stellten wir auch bei Möbel Boss eine Anfrage, wie man nach Auslaufen des Mietvertrages im Herbst 2024 weiter vorgeht, schließlich wartete in der Klosterstraße bereits ein Gelände darauf, mit einer neuen Möbel Boss-Filiale bebaut zu werden. Wie der NIBELUNGENKURIER wenig später herausfand, wird es dazu gar nicht kommen: „Nach NK-Informationen wird die Niederlassung in der Monsheimer Straße schließen, ohne dass der geplante Neubau angegangen wird.“
Das war ein weiterer Schock, aber vermutlich eine unternehmerische Entscheidung der Porta-Gruppe, dass sich der Standort Worms schlichtweg nicht rentiert – trotz Billigmöbeln und Null-Prozent-Finanzierungen. Selbiges dürfte auch für die Postfiliale in der Kaiserpassage gelten, denn auch dieser Standort wird dem Vernehmen nach in absehbarer Zeit geschlossen. Ja und dann kam noch die Meldung, dass das Nibelungenmuseum vorläufig schließen muss (siehe Seite 6 –7). Gebaut in einer Zeit, als der städtische Haushalt noch weitestgehend ausgeglichen war, sind die nun anfallenden Sanierungskosten wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Dass es vermutlich auch niemals zu dem geplanten Jugendzentrum kommen wird, für das bereits 2014 Fördergelder bewilligt waren, die aber zwischenzeitlich anderweitig verbraten wurden, ist in diesem Zusammenhang tatsächlich nur eine Randnotiz (siehe Seite 12 – 13). Aber es zeichnet sich immer mehr das Bild einer Stadt ab, die im Stillstand verharrt und immer öfters den einen oder anderen Verlust hinnehmen muss.
Kommentar: Frank Fischer