Die einen wollen möglichst wenig, die anderen können gar nicht genug davon haben. Und wenn man sie braucht, ist sie sowieso nie da. Die Rede ist von der Polizei. Den Vorwurf, dass die Polizei ihrer Pflicht, der Sicherheit der Bürger, nicht mehr ausreichend nachkomme, hört man in letzter Zeit jedoch immer öfters…
Da die rheinland-pfälzische Landesregierung unter Ministerpräsident Kurt Beck bekanntlich eher auf millionenschwere Prestigeobjekte gesetzt hat, ist eine negative Auswirkung der Schuldenbremse des Landes Rheinland-Pfalz, dass die Stellen der Polizei bis 2016 von 9.461 auf 9.014 reduziert werden sollen. Von daher verwundert es nicht, wenn Herr Hundt von der Gewerkschaft ständig in die Kameras bellt, dass sich die Polizei vor dem Hintergrund sinkender Stellen nicht um alles kümmern könne. Genau das ist auch immer öfters das „subjektive“ Gefühl vieler Bürger, wenn sie die Polizei anfordern, aber keiner mehr kommt. Aber liegt es tatsächlich an den Stellenkürzungen, dass die Beamten nicht mehr ausrücken? Auch hier kommt wieder das „subjektive“ Gefühl eines Redakteurs ins Spiel, der in Anbetracht des immer gleichen Gejammers innerhalb kürzester Zeit drei Beobachtungen macht, die auf das genaue Gegenteil schließen lassen.
Beispiel 1: Als das neue Wormser Stadtratsmitglied der NPD, Michael W., seinen ersten Auftritt im Stadtvorstand hatte, stand eine Hundertschaft Polizisten auf dem Wormser Marktplatz, um… ja, um was eigentlich zu tun? Um den NPD-Mann vor Demonstranten zu schützen? Oder Demonstranten vor den Rechten zu schützen, die allerdings gar nicht gekommen waren? Um die anderen Politiker vor dem Neuen oder am Ende gar, um Michael W. vor sich selbst zu schützen? Man weiß es nicht, den Steuerzahler dürfte der Einsatz ein paar Tausend Euro gekostet haben.
Beispiel 2: Beim ersten Heimspiel der Wormatia gegen den 1. FC Kaiserslautern II. waren geschätzt zwischen 20 und 30 Polizisten vor Ort, weil man Randale befürchtete. Begründung: Die Lauterer sind verfeindet mit den Mannheimern. Da aber die Mannheimer wiederum mit den Wormsern befreundet sind, könnten ja auch die Wormser mit den FCK-Fans Stress anfangen. Um die Pointe vorwegzunehmen: Im Gästeblock waren letzten Endes ca. 30 Sympathisanten des 1. FCK II, die von der Kleidung her nach einem lockeren pfälzischen Familienausflug nach Rheinhessen aussahen, Frau und Kind inklusive. Bewacht von ungefähr genauso vielen Polizisten, die aber, trotz dieser teuflischen Bedrohung aus Kaiserslautern, nicht ernsthaft eingreifen mussten.
Beispiel 3: Die Heimfahrt von dem Musikfestival „Rock’n’heim 2014“ (auf dem Hockenheimring) am Morgen des 18. August gestaltete sich sehr zäh. Der Grund: Auf der B38, kurz vor der Autobahnauffahrt, hatten Polizisten eine Straßensperre aufgebaut und einzeln Auto für Auto entweder durch gewunken oder rechts raus gebeten, wo die Fahrer bereits von Kollegen in Empfang genommen wurden. Dort standen aber nicht nur Polizisten, sondern auch Zelte, in denen man Urin- oder Blutproben abgeben konnte, Dixie-Häuschen, jede Menge Sanitäter, sogar eine Staatsanwältin war vor Ort, um direkt entsprechende Anordnungen ausstellen zu können, z.B. wenn jemand eine Blutprobe verweigert. Zwischen 7 und 14 Uhr wurden 390 Fahrzeuge und 842 Personen kontrolliert. Dabei wurden 29 Straftaten festgestellt (13 Mal der Besitz von Rauschgift sowie 16 Verkehrsdelikte mit Fahren unter Drogen oder Alkohol). Von den 842 kontrollierten Personen waren also knapp 3,5% auffällig geworden. Insgesamt stellten die Beamten während ihrer siebenstündigen Kontrolle von 390 Fahrzeugen 14 Gramm Marihuana, unter 1 Gramm Haschisch, einen fertigen Joint und kleinste Mengen an Ecstasy und Amphetaminen sicher. Knapp 60 Personen (Polizisten, Sanitäter, etc.) dürften an dieser Verkehrskontrolle beteiligt gewesen sein. Von der damit verbundenen Bürokratie gleich ganz zu schweigen.
Wenn man als Steuerzahler sieht, dass unser Geld, wie anhand der drei Beispiele aufgeführt, derart sinnlos verpulvert wird, dann würde es auch nichts nützen, noch mehr Beamten einzustellen, wenn diese offensichtlich falsch eingesetzt werden. Solange wird auch das übliche Polizei-Klischee bestehen bleiben: „Wenn man sie wirklich braucht, ist sie anderweitig beschäftigt…“