Geht es nach dem Willen der Stadt Worms, so wird in den nächsten Jahren die Förderschule Geschwister Scholl in der Karl-Marx-Siedlung erweitert. Ziel ist, die zwei Außenstandorte in der Neusatzschule und in Abenheim aufzulösen und am Hauptstandort zu beheimaten. Das finden nicht alle gut, insbesondere die Anwohner, die im letzten Jahr diesbezüglich die Eduard-David-Straße gegründet haben.
Im Stadtrat Anfang Juli bekräftigte die Ratsmitglieder einmal mehr das Vorhaben. Im Rahmen der zur Debatte stehenden Schulentwicklungsplanung heißt es im Antrag, dass die baulichen Möglichkeiten einer Zusammenführung am Standort Karl-Marx-Siedlung umgehend geprüft werden sollen. Im Angesicht der akuten Raumnot sollen als Übergangslösung weitere Container am Standort Karl-Marx-Siedlung aufgestellt werden. Dabei wird der Raumbedarf des Standorts Abenheim mitberücksichtigt. Aufgrund erheblicher baulicher Mängel soll das Schulgebäude möglichst schnell aufgegeben werden. Sozial- und Bildungsdezernent Waldemar Herder betonte im Stadtrat, dass dieses Vorhaben absolute Priorität haben müsse. „Wir sprechen hier von Schülern, die die besten Voraussetzungen brauchen“, erklärte Herder dementsprechend. Geplant ist, dass das neue Gebäude auf dem benachbarten Sportplatz der Kickers entstehen soll. Der Sportplatz wird wiederum gedreht, sodass dieser weiterhin von Vereinen und Schulen genutzt werden kann. Zunächst sollen dort allerdings die zusätzlichen Container geparkt werden. Die Anwohner befürchten indes ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Eltern, die ihre Kinder bringen und holen, sowie durch die zusätzlichen Lehrer, die für ihre Autos Parkplätze benötigen. Ein Umstand, der auch im Stadtrat diskutiert wurde und dem Herder allerdings eine Absage erteilte: „Es wird so getan, als würde hier ein riesen Schulzentrum entstehen. Das ist Blödsinn!“ Tatsächlich wird die Schule aktuell von 155 Schülern besucht. Hinzu würden 128 Schüler vom Außenstandort Neusatzschule sowie 19 aus Abenheim kommen. Für die Anwohner eindeutig unvorstellbar, wie sie im Gespräch mit WO! klar machen. Bereits jetzt sei die Verkehrssituation unerträglich, da es nur eine Straße gibt, die zu der Förderschule führt und die wird nicht nur von den zahlreichen PKWs genutzt, sondern auch von den städtischen Bussen, die im 30 Minuten Takt durch das Wohngebiet fahren und zu allem Überfluss auch noch ihre Pause dort mit laufenden Motor abhalten, auch in der Ferienzeit. Die Anwohner berichten unserem Magazin, dass es besonders in den Stoßzeiten am Morgen und am Nachmittag immer wieder zu brenzligen Situationen kommt und der Verkehr phasenweise gänzlich zum Erliegen kommt. Da man nicht einfach zusehen möchte, wie sich die Situation verschlimmert, suchte man auch bereits den Kontakt zu dem Busunternehmen. Zumindest zeitweise war dann zu beobachten, dass die Busfahrer in der Pause den Motor abschalteten. Inzwischen sind aber die alten Verhaltensmuster wieder zurückgekehrt. Baudezernent Uwe Franz weiß von der Situation und erklärt im Gespräch mit WO!, dass man deutlich erkennen könne, dass die Straße einer erheblichen Belastung ausgesetzt sei. Sollte sich die Planung verfestigen, in der Karl-Marx-Siedlung zu bauen, soll auch das Verkehrsproblem angegangen werden. Zunächst gibt es aber für die Anwohner noch ein Fünkchen Hoffnung, dass es womöglich gar nicht zu der Erweiterung kommt. Offenbar wurde der Ort, an dem sich heute der Sportplatz befindet, in früheren Jahren als Müllkippe benutzt. Die Anwohner, die zum Großteil viele Jahrzehnte in der Siedlung wohnen, berichten davon, dass dort auch Chemieabfälle entsorgt wurden. Ein Bodengutachten, das durch ein externes Büro vorgenommen wird, soll nun Klärung darüber geben, da es keine Dokumentationen hierzu gibt. Erste Auswertungen sollen Mitte August vorliegen. Sollte sich bestätigen, dass dort der Boden kontaminiert ist, hätten sich die Pläne der Stadt wahrscheinlich erledigt. Zur bestehenden Verkehrsbelastung entgegnet Franz, dass diese nicht höher sei als an anderen Standorten in Wohngebieten, wie z.B. der Nelly-Sachs-Schule in Horchheim. Allerdings gibt es einen erheblichen Unterschied. Während dort die Schule sich in einer Durchfahrtsstraße befindet, ist die Geschwister- Scholl-Schule am Ende einer Sackgasse, sodass alle Autos auf derselben Strecke auch wieder zurück müssen. In Spitzenzeiten kamen die Anwohner bei einer privaten Verkehrszählung auf stolze 1.200 Autos in zwölf Stunden, weswegen sie ein Verkehrs- und Sicherheitsgutachten fordern. Das wurde bisher von der Stadt abgelehnt.