Heike Frohna (HCR Physiotherapie) und Sonja Thevs (Physiotherapie Sonja Thevs) beantworten Fragen und berichten aus dem Krisen-Alltag in ihren Praxen.

Zu Beginn der Virus-Maßnahmen hörte man, Physio-Praxen würden grundsätzlich geschlossen. Stattdessen stehen Physiotherapeuten auf der Liste der ausdrücklich geöffneten Betriebe. Wie kommt das?

„Leider hat die Kanzlerin von „Massagepraxen“ gesprochen, die geschlossen werden“, sagt Sonja Thevs. „Manche haben dies auch auf die Physiotherapie bezogen. Das ist natürlich Unsinn. Als sogenannte „Heilmittelerbringer“ mit spezieller Ausbildung haben wir einen klaren medizinischen Versorgungsauftrag gegenüber den Menschen. Im Rahmen einer ärztlichen Behandlung oder nach einer Operation ist Physiotherapie ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses. Sie ist hochwirksam, ohne den Körper mit Medikamenten zu belasten.“

„Physiotherapiepraxen zu schließen bedeutet sehr viel Leid für die Patienten“, bestätigt Heike Frohna, „und bereits erarbeitete Therapieerfolge würden verloren gehen. Zudem wird durch unsere Arbeit die Allgemeinheit auch finanziell entlastet, weil die Patienten z. B. nach einem Unfall schneller wieder arbeiten gehen können.“

Aber warum schlossen dann einige Praxen?

„Oft durch die Inhaber selbst, seltener durch Behörden“, erläutert Sonja Thevs. Leider haben viele Patienten im ersten Panik-Reflex vorsorglich alle Aktivitäten außer Haus abgesagt – auch die Therapietermine. Das ist fatal! Gerade in einer Gesundheitskrise sollte man seinen Körper fit halten, Bewegung stärkt das Immunsystem! Einige Praxen schlossen daher mangels Auslastung oder ebenfalls vorsorglich für eine begrenzte Zeit.“

Heike Frohna ergänzt: „Man wusste auch kaum etwas über das Virus. Vielen Inhabern war das Risiko zu hoch, sich oder Andere anzustecken. Zugleich hatten wir aber Patienten zu versorgen, die uns dringend brauchen! Daher blieben unsere beiden Praxen für Patienten mit Rezept geöffnet und wir haben starke Schutzmaßnahmen eingeführt“.

Das heißt, Sie erfüllen die Hygieneanforderungen?

„Natürlich, das ist allein schon Teil unseres Berufsethos als Heilmittelerbringer. Zurzeit pausieren alle Kurse wie z.B. Yoga und Rückenschule. Die Therapeutenanzahl wurde verringert und gezielte Lücken im Arbeitsplan eingebaut. So werden die Abstandsregeln besser eingehalten, auch wenn uns das finanziell deutlich belastet. Kurze Desinfektionsintervalle unserer Praxiseinrichtung hatten wir schon immer. Die Einhaltung der überall veröffentlichten Hygieneregeln ist für eine ordentlich geführte Physiotherapiepraxis auch nichts Neues. Da mussten wir nichts nachbessern, haben aber die Mitarbeiter nochmals eingewiesen“, erläutert Heike Frohna und fährt augenzwinkernd fort: „Aber wir liegen voll im Trend und haben jetzt auch die obligatorischen Streifen auf dem Boden!“.

„Und genügend Toilettenpapier – ohne das geht’s nicht!“ ergänzt Sonja Thevs lachend. „Nun aber im Ernst – viele der Maßnahmen sind für uns leicht umsetzbar, da Hygiene ohnehin zu unserem Beruf gehört. Aber echte Sorgen macht uns im Moment die Ausstattung mit Schutzausrüstung, wie z.B. Handschuhe, Mundschutz und Kittel sowie Flächen- und Hand-Desinfektionsmitteln. Noch haben wir Vorräte, aber leider werden wir nicht finanziell oder mit Ausrüstung unterstützt. Beispielsweise müssen wir täglich die verschiedenen Geschäfte abklappern, allein um die für den Praxisbetrieb nötigen Handschuhe zu beschaffen, bis die Internet-Ware nach langen Lieferzeiten endlich eintrifft. Große Mengen bekommt man dort auch nicht. Das ist wirklich grotesk!“

Daher die gemeinsame Bitte: Kontaktieren Sie Lokal-, Landes- und Bundespolitiker, die Gesundheitsbehörden und die Gesundheits- und Innen-Ministerien. Fordern Sie eine Unterstützung der Physiotherapiepraxen mit Ausrüstung und die Schaffung eines finanziellen Schutzschirmes, den es für andere Berufe bereits gibt!