Hape Kerkelings Kultfilm „Kein Pardon“ aus dem Jahr 1993 wurde von Thomas Hermanns in eine Theaterfassung gebracht und gastierte gleich an zwei Abenden im Wormser Theater. Aufgepeppt in ein Musicalformat waren es aber im Endeffekt doch wieder nur die alten Lacher aus dem Film, die wirklich zündeten.

„Kein Pardon“ persifliert die Glitzerwelt des Fernsehens der 80er Jahre und handelt von dem Muttersöhnchen Peter Schlönzke, der im Ruhrpott aufwächst und dessen größter Traum es ist, beim Fernsehen zu landen. Tatsächlich gelingt ihm das zunächst als Kabelträger, dann als „lustiger Glückshase“, um letztendlich sogar den legendären Showmaster Heinz Wäscher vom Thron zu stoßen. Denn Schlönzke wird das neue, unverbrauchte Gesicht der Lieblingssendung seiner Familie „Witzigkeit kennt keine Grenzen“ und entwickelt schon bald die gleichen Allüren wie sein einstiges Idol. Hermanns Bühnenfassung ist in erster Linie eine bunte Retroshow, die mit reichlich Musik aufgepeppt wurde, die von rockigen Nummern bis hin zu typischen Shownummern reichte, während die Choreografien den Showballett Geist dieser Zeit perfekt einfingen. Auch die Kompositionen von Achim Hagemann, von „Käffchen“ bis „Dat wär doch gelacht“, schienen direkt aus den 80ern zu stammen. Das klug gestaltete Bühnenbild ermöglichte Sprünge vom Wohnzimmer der Schlönzkes direkt auf die Showbühne. Dass die Showeinlagen Zeit raubten, um die einzelnen Charaktere besser auszuarbeiten, war nur eine Schwäche des Musicals.

Das größte Pfund, mit dem der gleichnamige Film wuchern kann, sind die beiden Hauptdarsteller Hape Kerkeling und Heinz Schenk, an deren kongeniale Leistungen die beiden Musicaldarsteller nicht  ansatzweise reichten. Dabei hatte die Hauptfigur Peter Schlönzke, dargestellt von Tim Reichmann, die schwerste Bürde zu tragen. Reichmann entpuppte sich als guter Musicaldarsteller mit einer kräftigen Stimme, seine schau- spielerische Performance des Muttersöhnchens konnte das Publikum aber nur bedingt überzeugen. Die von Heinz Schenk dargestellte Figur des Heinz Wäscher durchlebte seit dem Start des Musicals vor zehn Jahren schon mehrere Umbesetzungen (u.a. Dirk Bach oder Roberto Blanco). In Worms mimte Bas Timmers einen deutlich jüngeren holländischen Showmaster, wodurch altersbedingte Gags zwangsläufig ihren Witz verloren, z.B. über Corega Tabs oder Wäschers Standardspruch, dass er „in 40 Jahren nur einmal krank war, aber trotzdem professioneller als der ganze Laden hier zusammen“. Überhaupt war es schwierig, in der Bühnenfassung neue Gags zu finden – speziell im ersten Teil waren viele Dialoge nahezu 1:1 aus dem Filmdrehbuch übernommen. Außerdem mussten die knapp 250 Besucher bis zum großen Finale so manche dramaturgische Schwäche überstehen, ehe „Das ganze Leben ist ein Quiz“ einen immerhin unterhaltsamen Abend abrundete.

Fazit: „Kein Pardon“ ist in seiner Bühnenfassung eine kurzweilige Show mit ganz viel Nostalgie geworden, aber nicht wirklich neuen Erkenntnissen, warum man einen an sich runden Film auch auf die Theaterbühne bringen muss.

Text: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf