Eine Pressemitteilung der KVG Worms:
Die Geschichte dieser Schale aus buntem Mosaikglas zeigt, dass auch Experten und Museen sich einmal irren können und übers Ohr hauen lassen.
Der Industrielle Maximilian von Heyl ermöglichte mit seinem Geld den Aufbau der Sammlung des Wormser Altertumsvereins, die ab 1881 im Paulusstift gezeigt wurde. 1894 erwähnt er in einem Brief eine Marie Schmidt, der die ersten Kustoden des Museums, Dr. August Weckerling und Dr. Carl Koehl, auf den Leim gegangen waren. Anscheinend hatten sie von ihr einige gläserne Gefäße gekauft, die sie für antike römische Stücke gehalten hatten. Tatsächlich handelte es sich aber um viel jüngere Gläser aus einer venezianischen Glashütte. Erst nach dem Kauf bemerkten sie ihren Irrtum. „Frau Marie Schmidt aber ist verduftet. Die Lehre ist hart, aber nützlich“ schreibt Maximilian von Heyl. Die beiden mussten den Ankaufspreis selbst tragen, um den Museumsetat nicht durch den Irrtum zu belasten.
In der römischen Glassammlung des Museums, die neben Grabfunden aus der Wormser Umgebung durch Ankäufe und Schenkungen erweitert wurde, befinden sich auch authentische römische Mosaikgläser. Diese wurden aus vielen kleineren Glasstücken hergestellt, die oft aus Glasfäden geschnitten und dann in eine Form gepresst wurden. Damals befand sich die Sammlung aber noch im Aufbau und das Wissen über antike Handwerkstechnik war lückenhaft. Erst nach und nach musste man sich Kenntnisse durch Begutachten und Vergleichen aneignen.
Im 19. Jahrhundert produzierten viele Werkstätten Gläser nach wiederentdeckten antiken Techniken. So war es offenbar auch mit diesem Glas, das wohl in Murano bei Venedig hergestellt wurde, das bis heute für seine qualitätsvollen Gläser bekannt ist.
So hatte man rückblickend Glück im Unglück: Auch ohne antik zu sein, sind die Stücke besondere und einzigartige Beispiele der Glaskunst.
Die Schale ist ab sofort in unserer Wechselvitrine im Erdgeschoss ausgestellt.