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Worms Stück für Stück: Steinzeitlicher Schmuck aus Muscheln, Schnecken und Zähnen

Eine Pressemitteilung der KVG Worms:

„Diamonds are a girl‘s best friend“ sang Marilyn Monroe. Diese Frau aus der Jungsteinzeit hätte wahrscheinlich widersprochen: Statt Diamanten trug sie Ketten um Hals und Hüften, die mit Muschelstücken, Schneckenhäusern, aber auch sogenannten „Grandeln“ besetzt waren. So nennt man die Eckzähne von Hirschen, die bis heute beliebte Jagdtrophäen sind und auch immer noch als Schmuck getragen werden. Wegen ihrer Beliebtheit wurden sie damals sogar durch geschnitzte Muscheln imitiert. 

Auf den Händen der Verstorbenen lagen noch zwei Spondylusmuscheln, die mit Löchern zur Befestigung durchbohrt waren. Diese Muscheln wurden vom Mittelmeer über die Alpen transportiert und zeigen bereits den Warenaustausch in der Jungsteinzeit. Die vielen qualitätvollen Beigaben lassen vermuten, dass diese Frau eine hervorgehobene gesellschaftliche Stellung hatte. Dazu fand man im Grab neben tönernen Gefäßen auch die Reste roter Farbe, die schon in der Altsteinzeit besondere rituelle Bedeutung hatte.

Gefunden wurde das Grab um Ostern 1898 in Rheindürkheim beim Bau der (heute stillgelegten) Eisenbahnstrecke. Es wird der Hinkelstein-Kultur aus der Zeit um ca. 5000 v. Chr. zugeordnet, benannt nach dem Feld „Am Hinkelstein“ in Monsheim. Dort stand einst der Hinkelstein, oder Menhir, der heute vor dem Monsheimer Schloss aufgestellt ist. Obwohl der Hinkelstein ihr seinen Namen gab, hat er selbst jedoch keinen direkten Bezug zu der Kultur.

Typisch für Gräber der Hinkelstein-Kultur ist die Ausrichtung der Toten in ausgestreckter Lage von Nordwest nach Südost. Der Ausgräber Dr. Koehl, der eigentlich Arzt war, hatte für seine Skizzen der vielen Gräber ein vorgedrucktes Skelett als Grundlage, in das er die gefundenen Gegenstände einzeichnete. Das Skelett selbst wurde damals meistens wenig untersucht.

Der Schmuck ist im Museum der Stadt Worms im Andreasstift im 2. Obergeschoss ausgestellt. Bei der Bastelstation im selben Raum können Besuchende auch eigene Hals- und Armbänder nach steinzeitlicher Mode herstellen.

Text und Bild 1-4: Museum Andreasstift, Vinzenz Loga.
Zeichnung (5): Dr. Carl Koehl, 1898.