Autor: Torsten Schreiner
02. Oktober 2014
Lincoln Theater in Worms:
Vor etwas über einem Jahr brachte der Mannheimer Jens Wienand den Poetry Slam nach Worms. Zeit genug, jetzt auch mal was anderes auszuprobieren, nämlich einen Lieder Slam.
Das Konzept ist denkbar einfach. Zehn Musiker treten gegeneinander an. Jeder hat für seinen selbstgeschriebenen Song sieben Minuten Zeit. Am Ende einer jeden Runde wird mittels Applaus abgestimmt und wer den meisten bekommt, schafft es in die Endrunde. In der standen am Schluss drei junge Musiker. Bis es soweit war, bekam der Zuschauer ein breites Spektrum geboten. Das reichte von Flower Power angehauchten Protestsongs, so gehört von der Amerikanerin TABITHA ELKINS aus Alsheim, über minimalistisch inszenierten Blues Rock von NATASCHA BELL aus Hannover bis hin zu Comedy-affinen Liedern, wie bei dem One Woman Duo (!) MARIT UND KLAUS aus Freiburg. Letztere begeisterten mit augenzwinkernden Texten, wie zum Beispiel dem Song „Klassenkampf“, in dem sie von der etwas komplizierten Liebe zu einem Linksextremen sangen. In einem zweiten Song begeisterten sie mit einem nicht ganz ernst gemeinten Plädoyer für Körperbehaarung. An dieser Stelle wurde aber auch das Problem der Veranstaltung deutlich. Zwar war der erste Lieder Slam eine kurzweilige Angelegenheit, doch irgendwie wirkte das Konzept noch nicht ganz ausgereift. Stille Töne trifft Poetry Slam, so könnte man den Abend treffend umschreiben. Während ein Teil der Musiker eher in der klassischen Singer Songwriter Ecke verortet waren, war der andere Teil eher in der Poetry Slam Szene beheimatet. Oder anders gesagt: englische Texte trafen auf deutschen Humor. Je nach Länge des Songs stellten manche zwei Songs vor, während andere lediglich einen spielten. Hier wäre mehr Klarheit wünschenswert gewesen. Gewinner waren dann am Ende auch die humorigeren Vertreter MARIT UND KLAUS sowie das Duo ASTRA VAN NELLE & DER LORBEERSTORCH (aus Heidelberg). Beide wurden gleichermaßen stark beklatscht, so dass Moderator Wienand auch beide zum Sieger erklärte.
Fazit: Kurzweiliger Abend, der gerne eine Fortsetzung finden darf. Allerdings sollte das Profil der Veranstaltung noch ein wenig geschärft werden.