Wormser Originale sind Leute, die – aus den verschiedensten Gründen – aus der Stadt nicht mehr wegzudenken sind, wobei man nicht zwingend in Worms geboren sein muss, aber man sollte doch zumindest sein Herz hier verloren haben.

Text: HGP

Unser zweites „Wormser Original“ ist sogar hier geboren, denn am 8. Mai 1965 erblickte Ralf Gauck in Worms das Licht der Welt. Heute gehört Gauck zu den Ausnahmebassisten des Landes und das, obwohl er „eigentlich“ Gitarre studiert hat. Doch beginnen wir von vorne…

Auch hier beginnt die Geschichte am Samstagabend im elterlichen Wohnzimmer – allerdings alleine, nur Ralf. Denn nur dann, wenn seine Eltern samstags ausgingen, hatte er exklusiven Zugriff auf den einzigen Schallplattenspieler im Wohnzimmer. Das nutzte er aus, um sich seine Vorbilder wie Pat Metheny ausgiebig anzuhören. Es zog ihn nicht so in die Discos und die Popmusik der 70er war auch nicht sein Ding. Nach der Schule traf man sich im Teelädchen, um sich zu verabreden, Ralf zog es aber vor, lieber zu Hause mit seiner Gitarre zu üben. Er spielte überhaupt ständig nur noch Gitarre, was seinen Eltern nicht geheuer war. Das Elternhaus konnte mit seiner Begeisterung für Musik und vor allen Dingen „dieser“ Musik nichts, aber auch gar nichts anfangen. Der Bub sollte etwas Anständiges lernen. Der auserwählte Beruf für Ralf war „Elektrogeräte Mechaniker“, das hat er dann auch gemacht mit Abschluss. Allerdings hat er sich auch parallel am Konservatorium in Hilversum/ Niederlande beworben. Da hat seine Mutter nicht schlecht gestaunt, als eines Tages der Brief mit der Einladung zum Gitarrenstudium im Postkasten lag. Ein bisschen stolz wird sie auch gewesen sein. Also auf nach Holland und dann noch weiter studieren in Miami /Florida. Das kann man vorzeigen.

Zurück in Worms gründete Ralf eine Musikschule und wurde Familienvater. Er begann, sich intensiv für die vier tiefen Basssaiten zu interessieren. Beeinflusst durch seinen Freund und Musikerkollegen, Claus Boesser-Ferrari, entstand der Gedanke, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Aus diesem Gedanken entstand sein „Bass Solo Projekt“. Von 2002 bis 2006 war er fester Bestandteil von „Chantal“. Die Band wurde vom SWR 2003 zur „Gruppe des Jahres“ gewählt und mit Chantal produzierte er mit der Musik der Beatles eine Referenz CD für die Lautsprecher Firma „Bose“. Aufnahmen dazu fanden in den legendären Abbey Road Studios der Beatles statt.
Nebenbei kümmerte er sich bei Chantal um einen Haufen Marketing, Promotion und Vertragsarbeit. Für ihn war das wie eine zweite Ausbildung, von der er heute noch behauptet: Diese kaufmännische Ausbildung muss fester Bestandteil eines jeden Musikstudiums werden, da sie zum Musikeralltag dazugehört, aber keinerlei Beachtung findet. Im Jahr 2005 nahm seine Karriere als Solobassist ihren richtigen Anfang, er veröffentlichte seine CD „Zauberwasser“ mit dem Bass als Soloinstrument. Die Presse feierte ihn als „Basswunder“ „Ausnahmebassist“
Daraufhin flog er zu den Rainbow Studios in Oslo, wo er das Album „Fields of Gold“ aufnahm (mit J.E. Kongshaug als Produzent). Die Schallplattenfirma von Sting und Police, die EMI, verweigerte ihm aber zunächst die „Aufnahme- und Wiedergaberechte“ der Kompositionen. Kurzentschlossen wandte sich Ralf via Brief direkt an den Komponisten (Sting) persönlich. Dieser, selbst Bassist, war von der Idee so begeistert, dass er alle erforderlichen Rechte erteilte. Nun hatte Ralf grünes Licht für seine Idee, die glänzend vom Publikum angenommen wurde. Immer weitere Felder interessieren den offenen Künstler und Musiker, so erscheinen Lehrbücher und Publikationen im Eigenverlag, ein Studio wurde eingerichtet und eine Internetpräsenz mit eigenen Channel aufgebaut.

Gesundheitlich erlebte Ralf einen ziemlich dramatischen Rückschlag, der ihn dazu führte, seinen Lebensstil zu überdenken. Es muss doch auch ohne Tabletten und Chemie gehen! Vegane Ernährung war die Lösung. Er stellte seine komplette Ernährung um und verzichtete auf Alkohol. So bekam er seine gesundheitlichen Probleme in den Griff. Mehr noch: Seine Frau Manuela erkannte die Situation und eröffnete den ersten vegangen Catering Service in Worms: „Frollein Elfriede“. Aktuell ist die neue CD „Kopfkino“ erschienen, die das virtuose Spiel und die technische Spielfertigkeit von Ralf Gack einmal mehr unter Beweis stellt. Diesmal hört man nur Kompositionen aus eigener Feder, unterstützt von „Claus Boesser-Ferrari“ und anderen Spitzenmusikern. OK, das Präludium aus der Cellosuite von J.S. Bach ist auch dabei, gespielt auf einem bundlosen (fretless) Bass. Er werde alle Stücke von „Kopfkino“ auch auf der Bühne spielen, allerdings ist er sich sicher, dass es immer wieder zu neuen Interpretationen und Klängen kommen wird. Auf die Frage, wie er sich und seine Zukunft sieht, antwortet Ralf ruhig lächelnd, er habe noch eine Menge Ideen – es geht in Richtung Bilder, Klänge, Imaginationen, Internet. Höre man beim letzten Stück seiner letzten CD „First Lady“ gut hin, bemerke man viel Raum im Ausklang der letzten Töne. Hier werden Türen geöffnet! Nun wir sind gespannt, wohin die Wege hinter diesen Türen führen und wünschen ihm dabei viel Erfolg.