Eine Pressemitteilung der Wormser Umweltverbände

Die Wormser Umweltverbände BUND, GNOR, POLLICHIA und NABU sind sehr besorgt über die Lage bei der Einheit „Arbeitsgelegenheiten“ (AGH). In dieser beim Entsorgungs- und Baubetrieb (EBWO) angesiedelte Einheit leisten vom Jobcenter vermittelte Arbeitslose seit vielen Jahren wertvolle Arbeit im Naturschutz. Im Jahr 2019 wurde sie deshalb von den Naturschutzverbänden mit dem Wormser Umweltstar ausgezeichnet. Hintergrund: In der letzten Sitzung des Umwelt- und Agrarausschuss wurde der Fortbestand des AGH vom EBWO-Vorstand Hans Gugumus in Frage gestellt. Stattdessen sollen zukünftig fünf festangestellte Beschäftigte die Lücke füllen. Dazu müsste aber die Stadtverwaltung deutlich mehr Geld an die EBWO überweisen. Ob diese Gelder fließen werden, ist jedoch fraglich.

„Sollten die bisher von AGH hervorragend geleisteten Aufgaben nicht mehr erfüllt werden, wären viele Biotope auf Wormser Gemarkung in Gefahr. Die Natur steht seit vielen Jahren unter Dauerstress: Hitze, Trockenheit, Flächenversiegelung, Zerschneidung von Naturräumen, Umweltverschmutzung und Pestizide. Wenn jetzt auch noch die Biotoppflege unter die Räder kommt, läuten bei uns die Alarmglocken noch lauter“, mahnt Michael Leukam, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Worms.

Die meisten Arbeiten des AGH, die sie im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde erfüllen, sind durch das Bundesnaturschutzgesetz vorgegebene Pflichtaufgaben. So oder so müsste daher, nach Auffassung der Umweltverbände, die Verwaltung für deren Ausführung sorgen. Demgegenüber stehen jedoch die begrenzten finanziellen Mittel der Verwaltung. Ein Rückzug der öffentlichen Hand aus dem Naturschutz wäre jedenfalls nicht kompensierbar. „Seit Jahrzehnten schon leisten die Wormser Naturschutzverbände mit viel Einsatz ehrenamtlich Biotoppflege, die eigentlich von der öffentlichen Hand geleistet werden müsste. Würde der AGH ausfallen, könnten die Naturschutzverbände diese zusätzlichen Aufgaben jedenfalls nicht bewältigen. Statt weniger müsste der AGH eigentlich mehr tun – Aufgaben gäbe es genug“, sagt Matthias Bösl, Vorsitzender des NABU Worms-Wonnegau.

Fünf festangestellte Mitarbeiter*innen können nach Ansicht der Verbände die Arbeit von bis zu 25 AGH-Kräften rein zeitlich nicht leisten: Wiesen mähen, Hecken schneiden, Feuchtgebiete erhalten, Wirtschaftswege freihalten, Müll sammeln oder Neophyten bekämpfen. Die Liste der Aufgaben ist lang und nicht nur der Naturschutz profitiert davon. Die Bekämpfung von aggressiven und gesundheitsgefährdenden Neupflanzen (Neophyten) ist auch aktiver Gesundheitsschutz. So kann beispielsweise die aus Nordamerika eingeschleppte Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) schwerste allergische Erkrankungen der Atemwege auslösen. Die aus dem Kaukasus stammende Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) kann zu Verätzungen der Haut führen und die verschiedenen Greiskräuter können schwere Vergiftungen bei Pferden verursachen. „Dank der Arbeit des AGH haben wir mit diesen gefährlichen Neophyten bislang noch relativ wenig Probleme in Worms und das soll auch so bleiben“, so Leukam weiter. Auch die Landwirtschaft profitiert nach Ansicht der Verbände von der Arbeit des AGH. „Der AGH hält die Hecken entlang vieler Wirtschaftswege im Zaum. Sollte der AGH seine Arbeit nicht mehr erfüllen können, müssten die Landwirte unter Umständen selbst diese Aufgabe erledigen“, erläutert Leukam.

„Egal wie Stadt und EBWO das Problem lösen, ob durch eine gleich hohe Anzahl festangestellter Mitarbeiter*innen, durch ein Weiterführen des Projektes AGH oder durch eine Mischform – wichtig ist, dass alle notwendigen Aufgaben in ihrer bisherigen Breite und Qualität sozial gerecht erfüllt werden. Nicht akzeptabel ist jedoch ein Zurückfahren des kommunalen Naturschutzes in Zeiten des Klimawandels und des Artensterbens“, schlussfolgert Michael Leukam.