Als Folge der Corona-Krise hat die Arbeitslosigkeit in Worms im April stark zugenommen. Anstelle der sonst um diese Jahreszeit üblichen Frühjahrsbelebung verzeichneten die Agentur für Arbeit in Worms und das Jobcenter Worms steigende Arbeitslosmeldungen bei rückläufigen Stellenmeldungen aus der Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote kletterte um 1,1 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent.

„Dass die Zahlen nicht noch stärker in die Höhe geschnellt sind, konnte bislang dadurch verhindert werden, dass sehr viele Betriebe für ihre Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet haben“, so Susanne Decker, Leiterin der Wormser Arbeitsagentur. Nach den aktuellen Zahlen haben im März und April insgesamt 762 Wormser Betriebe für 7.095 Personen Kurzarbeit angemeldet. Die Arbeitsagentur hat die Bearbeitungsteams für die Kurzarbeit bereits im März massiv aufgestockt, so dass inzwischen alle Anzeigen geprüft und entsprechende Bescheide verschickt werden konnten.

Die Zunahme von neu arbeitslos gemeldeten Personen ist laut Decker über alle Branchen zu beobachten. Die meisten Zugänge kamen aus dem Handel, der Arbeitnehmerüberlassung und dem Bereich Verkehr und Lagerei. Insgesamt mussten sich im April über 400 Wormserinnen und Wormser arbeitslos melden. Dieser Wert lag um über 40 Prozent über dem des Vorjahres.

„Viele Betriebe können auch mit Kurzarbeit nicht sehr lange durchhalten“, so Decker. „Wenn keine Rücklagen oder Kredite für die laufenden Geschäftskosten da sind, besteht die Gefahr, dass aus Kurzarbeit Arbeitslosigkeit wird.“ Allerdings gebe es auch einige Branchen, die in der Krise gut dastünden und nun Personal suchten. Hierzu gehörten neben den Supermärkten und dem Pflegebereich auch Speditionen und Lieferdienste. 

Nicht nur die Arbeitslosigkeit, auch die Unterbeschäftigung, in der u.a. auch Maßnahmeteilnehmer berücksichtigt werden, ist im April angestiegen. Der Anstieg fiel allerdings wesentlich geringer aus als bei der Arbeitslosigkeit. Decker: “ Ein Teil der zusätzlichen Arbeitslosigkeit ist darauf zurückzuführen, dass Maßnahmen aufgrund der aktuellen Einschränkungen nicht fortgeführt oder nicht beginnen konnten.“

Die Arbeitsagentur selbst ist seit dem 18. März für den Publikumsverkehr geschlossen, ist aber dennoch für die Kundinnen und Kunden erreichbar. Die entsprechenden Hotlines sowie die Möglichkeiten der online-Antragstellung und weitere e-Services sind auf der Homepage unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/mainz

veröffentlicht. „Unsere Dienstleistungen, von der Leistungsbearbeitung über die Vermittlung bis hin zur Berufsberatung, bieten wir derzeit vor allem online, aber verstärkt auch telefonisch an“, erklärt Decker.

Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick

Im April waren in Worms insgesamt 4.855 Personen als unterbeschäftigt registriert. Das waren 309 mehr als im Vormonat und 542 mehr als im Vorjahr. 3.801 Männer und Frauen waren arbeitslos gemeldet. Das waren 540 mehr als im März und 748 oder 24,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 7,1 auf 8,2 Prozent. Im Vorjahr hatte sie bei 6,7 Prozent gelegen.

Mit 136 gemeldeten Stellen ging die Nachfrage nach Arbeitskräften sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahr um knapp 40 Prozent zurück. Der Stellenbestand lag mit 927 Stellen lediglich um knapp 5 Prozent niedriger als im März. Von den 3.801 Arbeitslosen im April wurden 1.416 von der Arbeitsagentur und 2.385 vom Jobcenter Worms betreut. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im April entfiel hauptsächlich auf die vom Jobcenter betreuten Arbeitslosen und betraf alle Personengruppen.

Im April kam es auch auf allen regionalen Arbeitsmärkten im Bezirk der Mainzer Arbeitsagentur zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Im Gesamtbezirk stieg die Quote von 4,6 auf 5,3 Prozent, in der Stadt Mainz von 5,1 auf 6,0 Prozent, in der Stadt Worms von 7,1 auf 8,2 Prozent, im Landkreis Alzey-Worms von 3,7 auf 4,4 Prozent und im Landkreis Mainz-Bingen von 3,5 auf 4,0 Prozent.  

Ausbildungsmarkt

Allen Befürchtungen zum Trotz, die Corona-Krise werde auch deutliche Spuren auf dem Ausbildungsmarkt hinterlassen, zeigen die aktuellen Zahlen für den rheinhessischen Ausbildungsmarkt ein vergleichsweise positives Bild. Bis April 2020 meldeten die regionalen Betriebe der Mainzer Arbeitsagentur 3.314 Ausbildungsstellen. Das waren etwa ebenso viele wie ein Jahr zuvor. Dem gegenüber standen 2.391 Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle, 44 weniger als 2019. Mit 1.956 lag die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im April um 26 niedriger als im Vorjahr. „Bisher können wir nicht erkennen, dass Ausbildungsverhältnisse wegen der Corona-Krise gekündigt oder bereits gemeldete Ausbildungsstellen storniert werden“, sagt Decker. „Und das ist gut so. Auszubildende sind für die Zukunftsfähigkeit der Betriebe nach wie vor ein entscheidender Faktor.“