WO! zu Besuch im Impfzentrum Worms

Seit gut einem Jahr hält uns Corona und die damit verbundenen politischen Entscheidungen fest im Griff. Einen wichtigen Schritt Richtung Normalität verspricht sich die Regierung durch das Impfen. Seit 6. Januar 2021 wird derzeit auch in Worms fleißig geimpft, sowohl mobil in den Pflegeeinrichtungen, als auch stationär im eigens geschaffenen Impfzentrum in der Nikolaus-Dörr-Halle. Wir trafen uns dort mit dem Leiter Dieter Hermann und sprachen über Organisation, Nebenwirkungen und mehr!

Es war eine logistische Herausforderung, als das Land Rheinland-Pfalz Mitte November den Kommunen den Auftrag erteilte, Impfzentren bis zum 15. Dezember zu schaffen. Während normalerweise Impfungen beim Hausarzt durchgeführt werden, war es für den neuartigen Impfstoff der Firmen Pfizer/Biontech unumgänglich, eine besondere Infrastruktur zu schaffen, da der neuartige Stoff besonders heiklen Kühlbedingungen unterliegt. Der Impfstoff muss nämlich bei minus 70 Grad gelagert werden und zusätzlich nach sechs Stunden verbraucht werden, nachdem eine Ampulle geöffnet wurde. Außerdem besteht die Herausforderung darin, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Menschen zu impfen. Der Wormser Dieter Hermann, der nicht nur Leiter des Impfzentrums ist, sondern auch Abteilungsleiter für Straßenverkehrsangelegenheiten, fasst sein Engagement dementsprechend zusammen: „Mir ist es wichtig, dass viele Wormser schnell geimpft werden, um größtmöglichen Schutz für die Stadt herzustellen!“ Ganz in diesem Sinne würde er sich natürlich wünschen, dass Bund und Land es schaffen, deutlich mehr Dosen bereit zu stellen. Ursprünglich war geplant, dass Worms 200 Dosen pro Tag zur Verfügung bekommt. Daraus wurde aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten nichts. Derzeit können 90 Menschen im Impfzentrum geimpft werden.

Eine Ausnahme bildete das Wochenende vom 15. bis 17. Januar 2021. Überraschend lieferte das Land 1.000 zusätzliche Dosen, sodass samstags und sonntags jeweils 300 Personen in den Genuss des neuartigen Impfstoffs kamen. Zugleich war es der erste Stresstest für das junge Team, das erst wenige Wochen zusammenarbeitet und aus den unterschiedlichsten Berufen kommt. Für eine Schicht sind derzeit im Zentrum rund 15 Menschen tätig, darunter Apotheker, Ärzte, medizinische Fachkräfte, Verwaltungsmitarbeiter und Security. Im Internet machten schnell Bilder die Runde, dass es vor dem Impfzentrum zu langen Schlangen käme und zahlreiche ältere Leute im Kalten zwei Stunden aushalten mussten. Ebenso kursierte vielerorts die Kritik, dass Parkplätze nicht ausreichend vorhanden seien. Hermann räumt ein, dass es vor allem montags, als man 200 Dosen verimpfen konnte, durchaus zu Verzögerungen kam. Normalerweise sollen alle 15 Minuten zehn Personen zum Termin erscheinen. Bei einer Impfstraße mit sieben Kabinen schafft man es dann, etwa 300 Menschen pro Tag zu impfen. Doch an diesem Tag geriet dieser Rhythmus aus dem Takt. Das lag zum einen daran, dass nicht wenige „Impflinge“ deutlich zu früh kamen, aber auch daran, dass es bei der Anmeldung zu Verzögerungen kam. Hermann berichtet dementsprechend, dass man die Impfstraße und die Anmeldung anders organisieren möchte, um bei erhöhtem Aufkommen einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Hermann, der auch stellvertretender Leiter des Corona-Verwaltungsstabs ist und über umfangreiche Erfahrungen im Katastrophenschutz verfügt, erklärt, dass man grundsätzlich bis zu 1.000 Leute in der Halle impfen könnte. Dazu bedarf es aber dann doch noch ein paar organisatorischer Anpassungen. Eine Herausforderung bei der Anmeldung ist vor allem der Abgleich der Daten. Angemeldet bei der Hotline bedeutet nicht, dass man automatisch auch geimpft wird. Bei der Anmeldung muss das Team überprüfen, ob die Person tatsächlich zur Kategorie A gehört und somit aktuell impfberechtigt ist. Das ist nicht immer der Fall, wie Hermann berichtet. Tatsächlich hätte man schon einige Personen weggeschickt. Damit keine einzige Dosis im Anschluss entsorgt werden muss, hat das Team eine Liste, in der die Personen nach ihren jeweiligen Risikogruppen aufgelistet sind. Aktuell (Stand: 27.01.2021) sind rund 3.640 Wormser geimpft. Das ist zwar noch weit von Herdenimmunität entfernt, in Anbetracht der Kürze der Zeit und der geringen Mengen aber eine ordentliche Zahl.

Natürlich wollen wir von Hermann auch wissen, ob es bisher Nebenwirkungen gab. Schließlich ist der Impfstoff aufgrund seiner Neuartigkeit nicht unumstritten. Schmunzelnd erwähnt er, dass er zumindest keinen Chip in den Spritzen entdecken konnte und fügt an, dass ihm bisher keinerlei Schwierigkeiten bekannt seien. Vor Ort gab es auf jeden Fall keinerlei Zwischenfälle, auch wenn man dafür ebenfalls gerüstet ist. Aber was passiert, wenn es dennoch zu Schädigungen kommt? Wir wollen wissen, ob es stimmt, dass die Impflinge einen Haftungsausschluss unterschreiben müssen? Ein Gerücht, das sich bei dem ein oder anderen Skeptiker in Worms hartnäckig hält. Hermann verneint dies und ergänzt, dass rein rechtlich die Stadt sowieso nicht in der Haftung ist und dementsprechend kein Ausschlussformular unterschrieben werden muss, sondern lediglich ein Aufklärungsbogen gereicht wird. Zuständig für die Haftung sei ausschließlich der Hersteller. Selbstverständlich sind auch die Mitarbeiter des Zentrums geimpft worden, denn natürlich möchte man vermeiden, dass Corona dort Einzug hält. Da allerdings zwei Dosen notwendig sind, die im Abstand von maximal vier Wochen verabreicht werden sollen, haben die Mitarbeiter natürlich noch nicht den entsprechenden Schutz. Um eine Verbreitung im Zentrum zu vermeiden, wird deswegen am Eingang Fieber gemessen. Zudem sollen die Impflinge FFP2-Masken tragen. Wer keine hat, bekommt zumindest eine neue OP-Maske zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden benutzte Impfkabinen nach jedem Impfling desinfiziert. Um den endgültigen Covid-19 Schutz zu erhalten, begann man Ende Januar mit der zweiten Impfung. Da nicht jeder mobil ist, hat das DRK ehrenamtlich einen Fahrdienst organisiert. Der Fahrdienst ist kostenfrei für diejenigen eingerichtet, die keine andere Möglichkeit haben, zum Impfzentrum zu gelangen. Das DRK betont, dass es nicht in Konkurrenz zu Taxiunternehmen und anderen Fahrdiensten tritt. Betroffene Personen müssen sich an die Ortsverwaltungen wenden, diese geben die Anfrage an das DRK nur weiter, wenn es keine Alternative gibt, die Nikolaus-Dörr-Halle anderweitig zu erreichen. Im Zusammenhang mit der angeblichen Parkplatzproblematik verweist Hermann abschließend darauf, dass man auch daran dachte und mit dem Gartenmarkt Dehner sowie mit der Prinz-Carl-Anlage eine Kooperation vereinbarte. Das bedeutet natürlich, ein paar Meter zu Fuß zurückzulegen, aber das hält der Impfzentrumsleiter auf dem Weg in eine möglicherweise Corona freie Zukunft durchaus für zumutbar.