WO! fragt: „Wie gehen öffentliche Arbeitgeber in Worms mit Home-Office um?“

„Sei ein Held, bleib zu Hause!“ Mit diesem Slogan warb die Bundesregierung im vergangenen Jahr dafür, Kontakte zu reduzieren. Denn wer alleine vorm Rechner sitzt, kann auch niemanden infizieren. Insofern ist es natürlich konsequent, dass die Politik zwischenzeitlich das „Home-Office“ als wichtiges Instrument im Kampf gegen das Corona Virus sieht. Das verleitet zu der Frage, wie diese Forderung bei staatlichen Arbeitgebern gehandhabt wird?

NICHT JEDER ARBEITNEHMER WILL INS HOME-OFFICE

Mit den jüngsten Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz ist es nun amtlich: Zunächst befristet bis zum 15. März 2021 müssen Arbeitgeber sich aktiv darum kümmern, ihren Mitarbeitern Home-Office zu ermöglichen. Dazu gehört natürlich auch, dass Arbeitnehmer davon Gebrauch machen, denn längst nicht alle Arbeitnehmer zieht es in das heimische Büro. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Unternehmens Locatee unter etwas mehr als 2000 Personen, die hierzulande ihrer Arbeit nachgehen, ergab, dass zwei Drittel der Befragten regelmäßig ins Büro kommen, obwohl sie die Möglichkeit hätten, von zu Hause zu arbeiten, 42 Prozent mindestens mehrmals in der Woche, jeder neunte aus dieser Gruppe geht sogar weiterhin täglich ins Büro. 24 Prozent der Befragten belassen es bei einmal pro Woche. Sabine Asmis, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Mainz, zu der auch die Außenstellen in Worms gehören, bestätigt dies und erklärt im Gespräch mit WO!, dass längst nicht alle Mitarbeiter im Home Office arbeiten möchten.

AGENTUR FÜR ARBEIT MÖCHTE ANTEIL STEIGERN

Um den jüngsten Forderungen der Politik Nachdruck zu verleihen, hat man nun die Mitarbeiter nochmals darauf hingewiesen, dass dort, wo es möglich ist, Home-Office genutzt werden soll. Letztlich entscheiden individuelle Absprachen darüber, ob man komplett oder teilweise das Zuhause als Büro nutzt. Derzeit gehen rund 40 Prozent der bundesweit 120.000 Mitarbeiter ihrer Arbeit zu Hause nach. In Worms, wo 159 Menschen beschäftigt sind, würde das bedeuten, dass ungefähr 60 Mitarbeiter im Home-Office sind. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber früheren Jahren. Messbar ist das anhand der elektronischen Zugänge, die die Agentur eingekauft hat. Waren es 2019 lediglich 7.000 Ports, sind es seit vergangenem Jahr satte 50.000 Zugänge, dennoch räumt die Pressesprecherin ein, dass in der Nutzung von Home-Office noch „Luft nach oben sei“. Um eine Überlastung des Netzes zu vermeiden, hat man zugleich die Arbeitszeiten flexibler gestaltet. So können die Mitarbeiter in einem Zeitfenster von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr ihrer Arbeit nachgehen. Natürlich gibt es auch Tätigkeiten, die nicht von zu Hause erledigt werden können. So betreibt die Agentur einen Notfallschalter, in dem es noch vereinzelt unter strengen Hygieneauflagen Kundenkontakt gibt. Grundsätzlich wurde der Kundenverkehr vor Ort bereits ab März 2020 stark eingeschränkt und nur noch in Ausnahmefälle nach Terminvereinbarung möglich.

POLIZEIERMITTLUNGEN AUCH VON ZU HAUSE

Auch bei der Polizei setzt man sich aktiv mit dem heimatlichen Arbeitsplatz auseinander. Michael Lerch, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Worms, erklärt im Gespräch mit WO!, dass in Worms von den 160 Mitarbeitern ungefähr ein Viertel der Kollegen aus dem heimischen Büro ihrer Arbeit nachgehen. Natürlich liegt es bei der Polizei geradezu auf der Hand, dass es Bereiche gibt, in denen die Möglichkeit des Home-Office schlicht und ergreifend nicht gegeben ist, wie z.B. Mitarbeiter des Wechselschichtdienstes, die täglich auf Streife unterwegs sind. Aber auch nicht jede Sachbearbeitung kann seitens der Schutz- oder Kriminalpolizei von zu Hause erledigt werden. Vernehmungen oder Ermittlungen und Spurensuche vor Ort lassen dies ebenfalls nicht zu. Wobei man sich hier bemüht, dass die Mitarbeiter an gewissen Tagen auch von zu Hause arbeiten. Um das Arbeiten zu erleichtern und vor allem sicher zu gestalten, stellt das Land Rheinland-Pfalz der Polizei die notwendige Hardware zur Verfügung. Wo per se kein Home-Office möglich ist, setzt die Polizei auf Trennwände, FFP-2 Masken und natürlich Kontaktreduzierung.

SCHON VOR CORONA WAR HOME-OFFICE BEI DER STADT THEMA

Die beiden größten öffentlichen Arbeitgeber in Worms sind das Städtische Klinikum mit über 1.800 Mitarbeitern sowie die Stadt selbst, bei der knapp 1.300 Menschen beschäftigt sind. Auch diese beiden Betriebe haben wir bezüglich der Handhabung Home-Office angeschrieben. Während sich die Stadt ausführlich zu diesem Thema äußerte, hüllt sich das Klinikum Worms trotz mehrmaliger Nachfrage in Schweigen. Dem Stadtgeflüster ist zu entnehmen, dass sich das Klinikum aktuell noch schwer damit tut, Home-Office in passenden Bereichen anzubieten. Einen gewaltigen Schritt weiter ist die Stadt Worms. Wie Angela Zimmermann, Pressesprecherin der Stadt Worms ausführt, war das Arbeiten von zu Hause bereits vor Corona ein Thema. So konnten Mitarbeiter auf Antrag an zwei Tagen in der Woche im Home-Office arbeiten, sofern es die Arbeitssituation zulässt. „Diese Regelung wird in jedem Fall beibehalten“, so die Pressesprecherin. Generell organisiert zunächst jede Abteilung selbst, wer wann und wie häufig im Home-Office arbeitet. Seitens des Stadtvorstandes besteht die ausdrückliche Bitte an die Bereiche, Heimarbeit überall dort, wo es möglich ist, anzubieten.

NICHT ÜBERALL HOME-OFFICE MÖGLICH

Natürlich gibt es Abteilungen, in denen Homeoffice nur eingeschränkt möglich ist, nämlich die Abteilungen, die mit Publikumsverkehr arbeiten. Da Bürger jedoch generell nur noch mit Termin vorsprechen können, lässt sich auch dort die Situation zumindest entzerren, etwa dadurch, dass es nicht mehr zu Warteschlangen kommt oder nicht mehr alle Kollegen zur selben Zeit im Büro sein müssen. So können Abstände zwischen den Mitarbeitern untereinander, aber auch zwischen den Kunden geschaffen werden. Im direkten Bürger-Mitarbeiter-Kontakt sorgen Hygienemittel wie Trennscheiben, Masken, Desinfektionsmittel etc. für Schutz. Auch durch Schichtmodelle wird sichergestellt, dass sich Mitarbeiter möglichst wenig direkt begegnen. Technische Zugänge, um von zu Hause zu arbeiten, sind ausreichend vorhanden, sodass jeder Mitarbeiter, der einen möchte, auch erhält. In konkreten Zahlen bedeutet das, dass derzeit 550 Mitarbeiter im Home-Office sind. Während die Zugänge gestellt werden können, sieht das bei der Hardware anders aus. Zwar werden in „berechtigten Fällen“ Hardware wie Diensthandys, iPads, Notebooks etc. zur Verfügung gestellt, aber das ist bei der großen Anzahl der Mitarbeiter und in Anbetracht der finanziellen Engpässe nicht überall möglich. Zimmermann fügt hier an, dass auch vor Corona die Kollegen, die im Homeoffice arbeiten wollten, sich ihre Geräte selbst organisierten. Equipment wie Headsets und Kameras für Online-Konferenzen hat man allerdings im Zuge von Corona zusätzlich angeschafft. In Anbetracht dessen, dass Studien unlängst erklärten, dass durch ein weitflächiges Home-Office die Infektionsrate deutlich gesenkt werden kann, ist die Richtung der drei vorgestellten Betriebe richtig, zumal den Arbeitgebern offenbar bewusst ist, dass dieses Thema noch ausgeweitet werden kann.