Wormser Weihnachtsmarkt – Was lange währt, wird endlich gut
Über die geschichtliche Entwicklung vom Christbaummarkt zum Weihnachtsmarkt

Foto: Dennis Dirigo
Längst sind Weihnachtsmärkte fester Bestandteil des vorweihnachtlichen Programms vieler Städte und Orte geworden. Dabei dienen sie nicht nur dazu wärmende Socken, Christbaumschmuck oder verschieden kulinarische Köstlichkeiten an den Mann oder Frau zu bringen. Nein, vielmehr sind diese Vielerorts auch ein wichtiges Marketinginstrument im ewigen Kampf um Touristen. Wer kennt nicht den Christkindelmarkt in Nürnberg? Auch der Weihnachtsmarkt in Koblenz mit seinem Charles Dickens Ambiente erfreut sich weit über die Grenzen der Stadt hinaus größter Beliebtheit. Ab 24. November ist es auch in Worms wieder soweit und dann eröffnet das kleine Weihnachtsdort inmitten der Stadt seine Pforten. Bis er dort landete, wo er heute anzutreffen ist, war es allerdings ein langer.
So hatte es der Markt in Worms nicht immer einfach. Angefangen hatte alles als Christbaummarkt, der bereits kurz nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Marktplatz eine Heimat fand und sich, nicht gerade zur Freude der damaligen Verkäufer, am Wochenende den Platz mit dem Wochenmarkt teilen musste. Zu dieser Zeit war der Markt allerdings in erster Linie ein Tannenbaumverkauf, dessen Angebot durch wenige Spielwarenhändler und Imbissverkäufer erweitert wurde.
Einer der schon früh mit dabei war, war der in Worms wohlbekannte Imbissbesitzer Strebel. Zu einem kleinen Skandal kam es im Jahr 1965 als die Stadtverwaltung beschloss, den Verkauf kurzfristig auf den Weckerlingplatz zu verlegen. Daraufhin kam es zu teils dramatischen Briefwechseln und einer Unterschriftensammlung der Christbaumverkäufer. Diese legten Beschwerde ein, wobei sie der Stadtverwaltung unterstellten den Markt ausschließlich deshalb verlegt zu haben, um weiterhin mit ihren Autos vor dem Rathaus parken zu können. Des Weiteren sahen sich einige Händler schlicht in ihrer Existenz bedroht, da es aufgrund der Größe des Platzes weniger Zusagen gab. Außerdem argumentierte man mit ausbleibender Kundschaft, die so kurzfristig gar nicht mitbekämen, wo denn nun der Markt sei, ganz zu schweigen von der fehlenden Beleuchtung. Letztlich zeigte sich die Stadtverwaltung unnachgiebig und es blieb bei der Entscheidung. Der Markt zog auf den Weckerlingplatz.
Erst in den Folgejahren zog man wieder auf den Marktplatz. Im Übrigen hatte damals der Weihnachtsmarkt bzw. Christbaummarkt bereits um 7 Uhr morgens geöffnet und dauerte bis zum 24.12. Pünktlich um 14 Uhr musste er dann seine Pforten schließen. Bis es zu einem Weihnachtsmarkt in der Form wie wir ihn heute kennen kam, vergingen noch viele Jahre. Ein Mann, der von Anfang an dabei war ist Rene Bauer, Vorsitzender des Schaustellerverbandes. Seit 1981 engagiert er sich für die Entwicklung des Marktes. Der erste Versuch fand ein Jahr vorher, 1980, auf dem Lutherplatz statt. Trotz idyllischem Ambiente, war dem Markt ein durchschlagender Erfolg zu Beginn nicht vergönnt. Was in den nächsten Jahren folgte, war ein Pendeln zwischen Innenstadt und dem Schlossplatz vor dem Dom. Zwar war der Platz vor der stattlichen Kulisse des Kaiserdoms atmosphärisch Ideal, doch kritisierten viele, dass dieser zu abschüssig sei. Dies führte gerade unter der Woche zu Unmut bei den Händlern, da der Zulauf nicht den Erwartungen entsprach.
1998 kehrte man nach zehn Jahren wieder in die Innenstadt zurück, mit dem Obermarkt als Mittelpunkt. Doch auch damit kehrte keine Ruhe ein. Nach wie vor umstritten unter der Bevölkerung, mühte sich der Schaustellerverband unentwegt den Mark für alle attraktiver zu machen.
Von Dennis Dirigo (Archivtext 2013)