Lange Wartezeiten beim Bürgerservice, die gleichzeitige Schließung von drei Parkhäusern und ganze Straßenzüge, die über Jahre hinweg gesperrt werden und manche Vororte komplett von der Umwelt abschneiden. Ich hören Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, hören Sie denn auch schon den Wormser Amtsschimmel wiehern?”

Naja, der Amtsschimmel wiehert gerade im Baudezernat derart laut, dass er zumindest von den Wormser Gewerbetreibenden unmöglich zu überhören ist. Während die Friedrich-Ebert-Straße in den letzten 20 Jahren „gefühlt“ die Hälfte der Zeit wegen Straßenbauarbeiten geschlossen war, gab es erst kürzlich eine Erfolgsmeldung von Baudezernent Uwe Franz zu vermelden: „Juhu, die Hochheimer Straße ist wieder frei!“ Die 500 Meter lange Strecke zwischen Pfrimm-Brücke und Westend-Realschule wurde in der Rekordzeit von einem Jahr aufgerissen und wieder zugebuddelt. Darauf kann man stolz sein. Nicht verschweigen sollte man allerdings, dass man in China in dieser Zeit die Fläche von ganz Hochheim umgegraben und sogar alle Häuser am Straßenrand abgerissen und nochmal neu aufgebaut hätte. Aber die Chinesen sind halt fleißig wie Bienchen, während man die Arbeiter an den Wormser Baustellen mit der Lupe suchen muss. Is ja auch logisch: Wenn da immer nur zwei Hansel pro Tag rumwurschteln, natürlich dauert es dann länger (womöglich tu ich den Jungs vom Bau auch Unrecht und sie sind grad in der Pause und ziehen sich einen Ring Fleischwurst zwischen die Kiemen). Der Hauptunterschied zu China besteht allerdings darin, dass man dort halt nicht mit dem Wormser Bauamt zu tun hat. Erinnern Sie sich nur an die RTL-Serie „Das Amt“, wo Jochen Busse als Amtsleiter ohne eine ordentliche Bestechung morgens noch nicht mal von der Zeitung hoch geguckt hat, wenn ein Bürger ins Zimmer gekommen ist. Im Wormser Bauamt hat man dagegen keine Korruptionsprobleme (falls doch, sprechen Sie mich einfach diskret an, WO! berichtet gerne darüber…), sondern offensichtlich Koordinationsprobleme. Denn Worms erlebt schon bald den ultimativen Parkkollaps, wenn drei Parkhäuser in der Innenstadt gleichzeitig schließen. Das ist eine reife Leistung, wenn man bedenkt, wie lange die Mängel in diesen maroden (Friedrichstraße), einsturzgefährdeten (Ludwigsplatz) und engen (Koehlstraße) Trümmerbuden schon bestehen. Interessant ist vor allem, dass man für Letzteres, das wohl hässlichste Parkhaus der Stadt, tatsächlich einen Neubau für 6 bis 11 Millionen Euro in Erwägung zieht. Welchen Wolkenkratzer man auch immer in dieses armselige Eck hinpflanzen will, kann man doch für diese Summe zumindest erwarten, dass die Parkschranken mit Goldpuder lackiert sind. Vielleicht kann für so viel Geld noch ein regionaler Künstler (Stichwort: Kunst am Bau) das Konterfei von Baudezernent Uwe Franz an die Außenfassade pinseln. Hauptsache dieses unattraktive Ding in der Koehlstraße kommt endlich weg, das man am besten mit „dunkel, eng & dreckig“ beschreiben kann.

„Dunkel, eng & dreckig“ ist übrigens eine gute Überleitung zum Neuhauser Tunnel, bei dessen dringend notwendiger Sanierung ebenfalls Schlimmes zu befürchten steht. Dann wird Neuhausen vermutlich für mehrere Jahrzehnte von der Innenstadt abgeschnitten sein, weil sich die einzigen beiden dort eingesetzten Bauarbeiter auch noch täglich abwechseln. Für mehr reicht das Geld der Stadt nicht. Zum Glück gibt es in Neuhausen seit ein paar Jahren auch Strom und fließendes Wasser, sonst würde man nach der Öffnung des Neuhauser Tunnels womöglich eine öde Wüstenlandschaft vorfinden. Trotzdem werden alle Neuhauser aufgefordert, ihre Reisepässe und Personalausweise vorzeitig zu verlängern, da man nicht sagen kann, wie lange der Stadtteil von der Innenstadt und somit auch vom Bürgerservicebüro abgeschnitten sein wird.

Kleiner Tipp von mir: Gehen Sie nicht in der Urlaubszeit zum Bürgerservice, sonst könnte das eine längere Sache werden. Denn neues Personal kann man sich nur beim Ordnungs- und Vollzugsdienst leisten, nicht jedoch beim Bürgerservice. Denn und das hat uns der Herr Kosubek jetzt wirklich schon oft genug runter geleiert: „Die Stadt hat doch kein Geld!!!“ Und während ich neulich in der Innenstadt saß und mir auf dem Gammi sitzend einen „Scampiburger Gourmet“ von der Wormser Wurst-Werkstatt einverleibt habe, da fuhr gerade besagter Herr Kosubek im schicken Dienstwagen an mir vorbei. Durch die Gegend kutschiert von seinem Chauffeur. Und in dem Moment schoss mir durch den Kopf: „Naja, sooooo dreckig geht es uns in Worms nun auch wieder nicht…“

PS: Und außerdem geh ich auf der Nibelungen-Premiere mit Heiner Lauterbach einen saufen. Ich bin schließlich Society-Reporter und kein Dezernent der Stadt Worms. Ich hab nämlich was Gescheites gelernt!

Ihr Bert Bims