Eine Pressemitteilung der SPD Worms:
Was ist ein dritter Ort?
Öffentliche Räume sind als Orte der Begegnung für eine Stadtgesellschaft unverzichtbar. Der Soziologe Ray Oldenburg hat hier den Begriff des Third Place, also des Dritten Ortes geprägt. Seiner Auffassung nach dient der Erste Ort dem Familien-, der Zweite Ort dem Arbeitsleben. Der dritte Ort wird als ein Raum verstanden, der nicht mit den alltäglichen Verpflichtungen besetzt ist. Er bietet zu beiden erstgenannten Orten einen Ausgleich, ist ein Treffpunkt für die nachbarschaftliche Gemeinschaft und wird beispielsweise oft in einer Bibliothek mit hoher Aufenthaltsqualität, ohne Verzehr oder Kaufzwang, eingerichtet.
Durch Öffnung und Vernetzung bzw. Bündelung von kulturellen Angeboten wie auch Angeboten der Bildung und Begegnung versteht sich diese Einrichtung als Ankerpunkt für kulturelle Vielfalt, als ein Beitrag der Kultur zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen und zur Stärkung von Identität, so der kulturpolitische Sprecher der SPD Stadtratsfraktion Markus Trapp.
In anderen Kommunen in Rheinland-Pfalz war dieses Konzept bereits in Erprobung und Umsetzung. So wurde die Bibliothek in Ludwigshafen zu einem Dritten Ort umgestaltet – mitten in der problembehafteten Innenstadt um Berliner Platz und Bismarckstraße hat sich innerhalb kürzester Zeit ein wahrer Hotspot für Menschen verschiedener Herkünfte herausgebildet, ergänzt Landtagsabgeordneter Jens Guth.
Wo bietet sich ein solcher Ort in Worms an?
Dritte Orte sind in kleineren Gemeinschaften und in öffentlichen Gebäuden besonders effektiv. Gerade in der Innenstadt mit wenig Gemeinschaftshäusern, könnte eine solche Einrichtung sinnvoll sein. Das Haus zur Münze wird momentan bereits als Bibliothek genutzt und bietet gute Ansätze für einen Dritten Ort. Schon jetzt sind dort einige Sitz und Aufenthaltsmöglichkeiten vorhanden. Auch die wissenschaftliche Bibliothek ist eher funktional und kann vor dem Hintergrund der Digitalisierung in der Größe zurückgefahren werden. Der Veranstaltungssaal im obersten Stockwerk des Hauses zur Münze sollte umgenutzt werden.
Die SPD-Stadtratsfraktion möchte einen dritten Ort im Haus zur Münze einrichten und stellt deshalb zur nächsten Stadtratssitzung einen entsprechenden Antrag. In der Bibliothek hieße das weniger Buchausstellungsfläche, noch mehr Wohlfühlatmosphäre, mehr multimediale Angebote, zeitgemäße didaktische Angebote, mehr digitale Endgeräte zum Ausleihen und damit insgesamt mehr Aufenthaltscharakter. Dazu hilft sicherlich auch die Bibliotheksstrategie, die im kommenden Jahr entwickelt werden soll, bei der auch bundesweite Best-Practice Beispiele berücksichtigt werden sollten, so SPD Fraktionsvorsitzender Timo Horst. „Dazu hatte die Bibliotheksverwaltung bereits gute Vorarbeit geleistet.“ Die Vorgehensweise entspricht auch dem Wunsch von Waldemar Herder und Kulturkoordinator David Maier, erläutert Horst. Am Beispiel der Bibliothek in Ludwigshafen wird zudem deutlich, dass hierfür auch verschiedene Möglichkeiten der Förderung existieren 50% der Baukosten wurden aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert. Mit dem Programm „hochdrei“ unterstützt die Kulturstiftung des Bundes die Umwandlung von Stadtbüchereien zu teilhabeorientieren Kulturorten, auch das Land Rheinland-Pfalz bietet passende Fördermöglichkeiten, möchte Guth entsprechende Fördermittel besorgen.
Warum bietet sich das Kaufhof Gebäude nicht an?
Das Kaufhofgebäude gehört nicht der Stadt Worms, sondern einem privaten Investor. Das bedeutet, dass die Stadt die Räumlichkeiten mieten müsste. Mit eventuellen Umbaukosten würde die Stadt erhebliche Kosten schultern müssen. Zugleich würde ein städtisches Gebäude, das ebenfalls saniert werden müsste, nicht vollständig genutzt werden. Die Stadt hätte so doppelte Kosten, zum einen für ein vorhandenes Gebäude, zum anderen für den Umbau und die Anmietung des Kaufhofs. Deshalb favorisieren wir den dritten Ort im Haus zur Münze.