Jugendarbeitslosigkeit ist ein Problem, schließlich sollen und müssen diese als Leistungsträger die Zukunft unserer Gesellschaft sichern. Doch wie soll man das machen, wenn man Bewerbung um Bewerbung schreibt und ständig nur Absagen kassiert? Abgesehen davon, dass junge Menschen ohne Erwerbstätigkeit auch keine Steuern zahlen können, stigmatisiert Arbeitslosigkeit in Deutschland enorm.
In einer Gesellschaft, die sich über Arbeit definiert, bedeutet berufliche Ablehnung oftmals auch der Verlust von sozialem Ansehen. Viele junge Menschen in Europa sehen derzeit einer pessimistischen Zukunft entgegen. In Deutschland ist das Problem nicht ganz so akut, aber dennoch vorhanden. Da hilft auch die gerne beschriebene, gute Konjunktur nur bedingt. Gerade wer keinen hohen Bildungsabschluss hat, tut sich schwer, vermittelt zu werden. Ein Problem, das besonders für Worms gilt. Bei den unter 20-Jährigen lag die Arbeitslosenquote im März bei 6,3%. Wobei das gar nicht mal die endgültige Zahl ist, denn zur Jugendarbeitslosigkeit zählt man im Alter bis zu 25 Jahren. Der Landesschnitt liegt derzeit bei 4,5%. Grund genug für das Jobcenter Worms, Maßnahmen für diese Zielgruppe zu schaffen. Seit 2. Mai 2017 läuft in einer ehemaligen Werkshalle des DRK Berufsbildungswerkes das Projekt „JAWOLL“ (Jugend, Arbeit und Ausbildung – Worms – Leben und Lernen). Basierend auf einem Vorläuferprojekt in Bad Ems, ist das Besondere an der Maßnahme, dass erstmals Jobcenter und die durchführende Einrichtung von einem Ort aus operieren. Zehn erfahrene Mitarbeiter des DRK Berufsbildungswerkes kümmern sich um die berufliche Weiterbildung der Teilnehmer, während zwei Mitarbeiter des Jobcenters direkt vor Ort bei der beruflichen Vermittlung helfen. Derzeit befinden sich 39 junge Menschen in dem Projekt mit den Schwerpunkten Metall/Recyling, Bau, Hauswirtschaft und Kreatives. Im Laufe der nächsten Monate sollen es 60 Teilnehmer werden. Seit Beginn des Projektes wurden bereits zehn Teilnehmer erfolgreich vermittelt.
Zwei die derzeit vor Ort sind, um sich um ihre Zukunft zu kümmern, sind Lara Dopf (24) und Patrick Kuehfus (22). Während Lara im BBW Mosbach erfolgreich eine Lehre zur Schreinerin absolvierte, arbeitete Patrick jahrelang im Familienbetrieb. Nachdem dies nicht mehr möglich war, stand Patrick plötzlich ohne Arbeit da. Ohne Ausbildung oder ähnliche nennenswerte Qualifikationen ist Patrick, trotz seiner Arbeitserfahrung als Möbelpacker, nur schwer vermittelbar. Eine Einsicht, die auch er hatte und die ihn zum Jobcenter führte. Dort machte man ihm das Angebot, an dem Projekt teilzunehmen. Nach Jahren im Familienbetrieb ist es für ihn eine neue und spannende Erfahrung, quasi unter klassischen Arbeitsbedingungen, in kleinen Gruppen nach Anleitung zu arbeiten. Patrick würde gerne in einem Beruf mit viel Kundenkontakt arbeiten, möchte Praktika im Sanitäts- oder Pflegebereich machen. Ihn wundert jedoch, dass es Teilnehmer gibt, die sich ihres Glücks mit dieser Maßnahme nicht bewusst sind und mit großer Unlust am Arbeitsplatz erscheinen. Bei Lara sieht die Situation etwas anders aus. Trotz erfolgreicher Lehre und zahlreichen Bewerbungen hat sie keine Arbeitsstelle gefunden. Das wurde natürlich auch nicht einfacher, nachdem sie 2014 ein Kind auf die Welt brachte. Doch Lara weiß, dass sie ihrem Kind eine Perspektive bieten möchte. Ihr Berufsberater empfahl ihr die Teilnahme an dem Projekt. Seit drei Wochen besucht sie nun „JAWOLL“ und lernt wieder, sich in ein normales Berufsleben einzugliedern. Wenn es klappt, würde sie gerne in ihrem gelernten Beruf arbeiten oder ein Praktikum als Verkäuferin absolvieren. Was sie an dem Projekt begeistert, ist die große Unterstützung von den freundlichen Mitarbeitern. An dem Projekt arbeiten u.a. Praxisanleiter, genauso wie Psychologen und Integrationsberater. Das Spannende daran ist der ganzheitliche Ansatz. Natürlich gehören zu einem erfolgreichen Berufsleben nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten der jeweiligen Branche, sondern auch eine gesunde Lebensführung oder die Förderung der eigenen Motivation. Dinge, die für viele Menschen selbstverständlich sind und zu denen die jungen Teilnehmer nun „Jawoll“ sagen.