11. April 2018 | Das Wormser Theater:
Die Einheit von Körper, Geist und Seele – die absolute Identifikation mit dem, was man tut. Das sind für Produzent Raoul Schoregge die Grundpfeiler des Chinesischen Nationalcircus. Seit rund 30 Jahren sind die Artisten in Deutschland unterwegs. Worms beehrte die Truppe zuletzt 2014 mit der Show „Shanghai Nights“.
Es ist dem Ensemble hoch anzurechnen, dass sie sich darum bemühen, ihre Akrobatik nicht einfach in einer Nummernrevue abzufeiern, sondern in eine Rahmenhandlung einzubetten. 2014 siedelte man diese in einer dubiosen Hafenkneipe an, in der düstere Gestalten ein- und ausgingen, das Laster allgegenwärtig war. Die Szenerie verlieh der Show eine gelungene Atmosphäre, die es dem Zuschauer leicht machte, in selbige einzutauchen. Bei der aktuellen Tour entschied man sich für das „Grand Hongkong Hotel“ und verlieh der Bühne ein entsprechendes Dekor, während ein Barpianist live den zugehörigen Soundtrack lieferte, wie man ihn sich eben in einem mondänen Hotel vorstellt. Nett vor sich hinplätschernd, im Tempo unaufgeregt, damit auch keiner gestört wird. Gestört wurde einzig und allein die Aufmerksamkeit des Rezensenten, der, ob der einlullenden Klänge die von der Bühne kamen, ein wenig mit dem mächtigen Einfluss des Schlafes zu kämpfen hatte. Das war insofern schade, da es natürlich an den akrobatischen Leistungen des sympathischen Ensembles nichts zu mäkeln gab. Im Gegenteil, es war einmal mehr beeindruckend zu sehen, zu welchen Leistungen der menschliche Körper in der Lage ist. Wenn ein einzelner Mann, von nicht gerade muskulöser Statur, einfach so 16 ineinander verhakte Holzbänke, die zusammengesetzt wie ein Drache wirkten, auf dem Kopf jonglierte, dann ist das einfach nur atemberaubend.
Fazit: Es ist schade, dass man der aktuellen Inszenierung nicht ein wenig mehr Tempo und innere Spannung gegönnt hatte. Besonders die clownesken Slapstick Einlagen à la Charlie Chaplin wirkten ein wenig abgehangen und wie reine Lückenfüller. Die Akrobatik indes war schlicht beeindruckend und wurde am Ende zu Recht mit tosendem Applaus gewürdigt.