30. November 2018 | Lincoln Theater:
Im Grunde ist es eine naheliegende Entscheidung, den Kinofilm „Der Club der toten Dichter“ mit Schülern für die Theaterbühne zu inszenieren. Schließlich stehen im Mittelpunkt der Geschichte pubertierende Teens, die gerade dabei sind, sich selbst und das Leben zu verstehen. Dennoch ist es ein wagemutiges Unternehmen, auf das sich Kirsten Zeiser (Regie und Buch) und ihr Team einließen.
Der amerikanische Film des australischen Regisseurs Peter Weir prägte mit seiner „Carpe Diem“-Botschaft Generationen von Schülern, entwickelte sich zum weltweiten Kinoerfolg, bescherte Hauptdarsteller Robin Williams und dem Film selbst je eine Oscar Nominierung und machte den jungen Autor Tom Schulman zum Shooting Star unter Hollywoods Drehbuchschreibern. Schulman ersann die Geschichte und gewann für sein Buch direkt einen Oscar. Das ist durchaus eine schwere Bürde, mit der die Theaterteens bei dieser Aufführung umgehen mussten. Zusätzlich bestand die Herausforderung auch noch darin, 47 junge Darsteller in das Stück, das eigentlich durch eine übersichtliche Personenzahl gekennzeichnet ist, zu integrieren. Das führte gelegentlich zu viel Hektik auf der Bühne und ließ das Stück zuweilen sehr episodenhaft wirken. Ebenso veränderte Zeiser einige Personenzuordnungen und konfrontierte z.B. die beiden jugendlichen Hauptcharaktere mit ihren eigenen Gedanken, die wiederum durch zwei weitere Darsteller visualisiert wurden. Die jungen Darsteller gaben sich durchweg engagiert und bemühten sich redlich, die komplex arrangierte Geschichte um Sehnsüchte, Tradition und Ideale für die Zuschauer greifbar zu machen. Die Herausforderungen waren immens, denn die Geschichte macht auch nicht vor dem schwierigen Thema Selbstmord Halt. Hier zeigte sich allerdings der größte Unterschied zum Film. Während Weirs Film von vielen Andeutungen lebt, wie besagte Selbstmordszene, entschied man sich in der Theaterfassung vieles ausführlich auszuformulieren, was besonders bei diesem sensiblen Thema ein wenig störend wirkte.
Fazit: Dennoch begeisterte die Aufführung ob des Engagements aller Beteiligten und zeigte, dass man auch das Unmögliche möglich machen kann oder anders gesagt: „Carpe Diem – nutze den Tag“.