28. Dezember 2018 | Das Wormser Theater:Es ist immer eine besondere Herausforderung, sich als Sänger in den Dienst einer weltberühmten Stimme zu stellen. Zwangsläufig beginnt der Zuhörer / Zuschauer das Gehörte und auch das Gesehene mit dem Original zu vergleichen. Der gebürtige Salzburger und ehemalige Wiener Sängerknabe, Christoph Schobesberger, hat sich gleich mal einen der einflussreichsten Musiker überhaupt ausgesucht, um sich dieser Herausforderung zu stellen, nämlich Frank Sinatra.
Seit 2001 tourt der Österreicher bereits unter wechselnden Shownamen durch den deutschsprachigen Raum und fühlt sich verpflichtet, dem Publikum Leben und Musik des 1998 verstorbenen Showgiganten näher zu bringen. Die Verpflichtung kam, als dessen Frau ihm sagte, er klänge wie „The Voice“ persönlich. Rund 18 Jahre später verschlug es den Sänger mit seiner All Star Big Band, wie er seine Mit-Musiker freundlich nennt, auch auf die Bühne des Wormser Theaters. Im strengen Rhythmus, auf einen Song folgten stets Anekdoten aus dem Leben Frank Sinatras, galoppierte „Die Frank Sinatra Gala“ in sportlichen 100 Minuten durch das Leben des Musikers, der schon lange Zeit vor den Beatles für regelrechte Massenhysterien sorgte. Warum, das konnte man freilich nur im Ansatz verstehen, da Schobesberger nun mal kein Sinatra ist und lediglich den Versuch unternehmen kann, jene Mischung aus Coolness und romantischem Schmelz zu kopieren. Schobesberger betont zwar, dass er Sinatra nicht einfach imitieren, sondern interpretieren möchte, begibt sich aber vom Scheitel bis zur Sohle in jenes gefährliche Fahrwasser, in dem sich zwangsläufig der Vergleich aufdrängt. Lässig lehnte er auf einem Barhocker im schicken weißen Sakko mit roter Fliege und erzählte mit einem Whiskyglas in der Hand davon, wie Frank Sinatra sich mit dem Gangster Sam Giancana einließ, um später im brokatbestickten dunklen Smoking einmal mehr die Illusion des großen Künstlers auferstehen zu lassen. Nur, das echte Sinatra-Gefühl wollte sich eben nicht einstellen. Das lag zum Teil auch an der mäßigen Tonabmischung. Schobesbergers Sinatra Stimme versank immer wieder im Sound der perfekt aufspielenden Band und hatte selbst im Duett immer wieder Probleme, sich gegenüber seiner Gesangspartnerin Lynn Williams durchzusetzen, besonders eklatant zu hören beim Evergreen „Somethin Stupid“. Abseits der Tonprobleme gelang es dem Sänger trotz ordentlicher Stimmnähe nur ansatzweise, Sinatras stimmliche Lässigkeit, gepaart mit der Lebenserfahrung eines Lebemanns, an diesem Abend auferstehen zu lassen.
Fazit: Im Grunde war die „Frank Sinatra-Gala“ so etwas wie ein Sinatra Schnupperabend. Für eingefleischte Sinatra Fans nur ein kleiner Trost, da das Original längst nur noch Legende ist und für all jene, die sich bisher nur mit den Klassikern auseinandersetzten, der perfekte Aperitif, um sich zukünftig näher mit „The Voice“ zu beschäftigen.