27. Mai 2019 | Das Wormser Theater:
Text: Lydia Bender
Jugend und Theater, das sind zwei Dinge, die seit einigen Jahren untrennbar mit unserer Nibelungenstadt verbunden sind. Insofern war es eine logische Konsequenz, dass die Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft in diesem Jahr erstmals einen Jugendtheatertag ausrief, an dessen Ende ein ganz besonderer Preis auf die engagierten Jungmimen wartete.Vier Theatergruppen, davon drei Schulen und ein Jugendzentrum, spielten vor Zuschauern und Jury Auszüge aus ihren aktuellen Stücken, um sich am Ende dem Votum einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Astrid Perl-Haag (Nibelungenhorde), Kirsten Zeiser (Theater im Museumshof) und Sandra Zöllner (Wormser Theater), zu stellen. Für die Jury war es kein leichtes Unterfangen, einen Sieger zu küren, so unterschiedlich und gelungen wie die Präsentationen ausfielen. Auffällig waren dabei die politischen Ambitionen der meisten Stücke. WO! Redakteur Dennis Dirigo, der kurzweilig durch den Abend führte, machte in seiner Moderation dann auch darauf aufmerksam, dass Theater nicht allein den Auftrag hat, zu unterhalten, sondern im besten Falle Anspruch mit Unterhaltung verbindet.
Zu Beginn trat die Theatergruppe Neon des Neustadtzentrums Mainz auf, die eine experimentelle Collage mit Motiven aus Goethes „Faust“ inszenierte. Flott und gut durchdacht choreografiert, litt die Darbietung ein wenig unter der unverhältnismäßig lauten Musikuntermalung. Die Gruppe „Darstellendes Spiel“ des Hannah-Arendt-Gymnasiums Haßloch setzte sich mit dem Thema Nationalsozialismus auseinander. Aufhänger war die Bücherverbrennung 1933. Aktualität gewann die originelle Umsetzung, in dem man Reden von AfD-Politikern gegenüberstellte, die eine erschreckende Nähe zum Sprachgebrauch der Nazis offenbarten. Ganz im Sinne der Namensgeber beschäftigte sich die Gruppe „Darstellendes Spiel“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Ludwigshafen mit den Geschwistern Scholl und die Gründung der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie man sich selbst in Anbetracht der Nazi Gräuel entschieden hätte. Zum Abschluss bot die Theater AG des Gauß Gymnasiums Worms deutlich leichtere Kost. Angelehnt an die britischen Krimis von Agatha Christie erzählte man unter dem Titel „Manche mögen‘s messerscharf“ pointiert und amüsant eine turbulente Kriminalgeschichte. Nach einem Talk, in dem Moderator Dirigo Schüler und Betreuer nach den Hintergründen der Stücke befragte, folgte schließlich die Siegerehrung. Den ersten Platz erspielte sich das Hannah-Arendt-Gymnasium. Im nächsten Jahr dürfen diese ein abendfüllendes Stück auf der Bühne des Wormser Theaters aufführen, zusätzlich gehen die Eintrittsgelder an die Schule. Den zweiten Platz belegte das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Sie dürfen im Lincoln-Theater ein Stück inszenieren und bekommen ebenfalls alle Einnahmen. Moderator Dirigo und Jury-Mitglied Astrid Perl-Haag betonten am Ende des spannenden Abends nochmals, dass letztlich alle Gruppen Gewinner waren.
Fazit: Ein gelungener Abend, der zeigte, welche kreative Energie in den Schülern steckte und gleichzeitig unterstrich, wie wichtig Jugendtheater ist. Insofern waren auch die Zuschauer Gewinner des Abends. Frank Schumann, der diesen Tag mit organisierte, versprach, dass diese Veranstaltung auf jeden Fall wiederholt wird.