Im Zuge der Diskussionen über die Klimakrise wurde das Pflanzen neuer Bäume als Allheilmittel angepriesen. Als jedoch das Grünflächenamt der Stadt Worms Ende letzten Jahres ausrückte, um „In den Lüssen“ erkrankte Bäume zu ersetzten und im Zuge dessen eine Erweiterung der Baumscheiben vorzunehmen, war der Aufschrei der Anwohner groß. Die werfen der Stadt eine systematische Zerstörung des Parkraums vor und monieren die Notwendigkeit der Aktion.

Für das Stadtklima und vor dem Hintergrund des Klimawandels nimmt ein vitaler Baumbestand im öffentlichen Raum bekanntlich eine wichtige Rolle ein. „Worms kann sich glücklich schätzen, über viel Grün in der Innenstadt und den Stadtteilen zu verfügen. Unsere Grünflächenabteilung unternimmt größte Anstrengungen, um die Stadtbäume zu pflegen und in ihrer Entwicklung zu stärken, erkrankte Bäume zu ersetzen und neue Bäume zu pflanzen“, hebt Baudezernent Uwe Franz hervor. Dieser Beitrag zum Umweltschutz findet allgemeine Anerkennung in der Bevölkerung. Nur momentan nicht „In den Lüssen“. Dort monieren die Anwohner die Vergrößerung der Baumscheiben und bezweifeln, dass ein Austausch der Bäume tatsächlich notwendig war. Nach Auffassung der Grünflächenabteilung erfolgt diese Kritik grundlos.

Bäume ersetzen, Baumscheiben vergrößern

Konkret müssen in der Dillstraße, Purrmannstraße und Gugelstraße insgesamt 23 Baumscheiben vergrößert werden, damit die neu zu pflanzenden Bäume unter besseren Bedingungen gedeihen und gut wachsen können. Beim Ausbau des Gebietes vor ca. 25 Jahren wurden Bäume zur Straßenraumgestaltung, Verkehrsregelung und als Ausgleich für Versiegelungen gemäß dem gültigem Bebauungsplan gepflanzt. Wie sich später herausstellte, waren die Baumscheiben mit einer Fläche von 1,5 auf 1,5 Metern jedoch zu gering bemessen, was dazu führte, dass sich die Bäume nicht entwickeln konnten und mit der Zeit zum „Bonsai“ verkümmerten. Da die Bäume aufgrund des Bebauungsplanes vorgeschrieben sind, hat sich die Grünflächenabteilung nach umfangreichen Voruntersuchungen und in Abstimmung mit den Baulastträgern und dem ebwo dazu entschlossen, die Baumscheiben längs zur Straße zu vergrößern und im Zuge dessen 21 der 23 Bäume durch Neupflanzungen zu ersetzen.

Die ersten Beschwerden gehen ein

Doch kaum als die Arbeiten begonnen hatten, gingen Beschwerden von Anwohnern der drei Straßenzüge bei der Grünflächenabteilung ein. Einige stellen die Notwendigkeit der Maßnahme grundsätzlich in Frage, andere sehen den ihrer Ansicht nach verfügbaren Parkraum gefährdet und wieder andere sehen die Einfahrt zu ihrem Grundstück in Gefahr. Dieter Rauh, Abteilungsleiter der Grünflächenabteilung, weist deutlich darauf hin, dass durch die Erweiterung der Baumscheiben weder Gehwege noch reguläre Einfahrten eingeengt oder blockiert werden noch Einfluss genommen wird auf ausgewiesene Parkflächen. Im Klartext heißt das: Auf Härtefälle, z.B. Anwohner, die sich nachträglich eine Einfahrt zu ihrem Grundstück gepflastert haben, kann keine Rücksicht genommen werden. „Kein Einfluss auf ausgewiesene Parkflächen“ könnte zwischen den Zeilen bedeuten, dass der eine oder andere „illegale“ Parkplatz weggefallen sein dürfte, da die vergrößerten Baumscheiben ein Parken an dieser Stelle nicht mehr zulassen.

Grünflächenamt verteidigt Entscheidung

Die Umpflanzung der Bäume sei ebenso notwendig gewesen wie die Erweiterung der Baumscheiben, und man habe dadurch weder Parkraum zerstört noch Einfahren blockiert. Der Abteilungsleiter der Grünflächenabteilung, Dieter Rauh, führt weiter aus: „Grundsätzlich liegen die Standorte wechselseitig in den niveaugleich ausgebauten Straßen. Zur Fahrbahnseite grenzen alle Baumscheiben an eine Rinnenplatte im Verlauf der Straßenentwässerung an. Veränderungen der Baumscheiben finden nur in Längsrichtung bzw. Fahrtrichtung statt.“ Bei der Planung habe man sowohl die Versorgungsleitungen als auch die Hausanschlüsse, die Einfahrten, Straßenbeleuchtung, Verkehrszeichen, Straßenentwässerung und die gekennzeichneten öffentlichen Stellplätze berücksichtigt, verdeutlicht der Abteilungsleiter und bittet die Anwohner um Sachlichkeit und Verständnis für die Maßnahme, die im letzten Jahr bei 13 Bäumen erfolgte und 2020 bei weiteren zehn Baumscheiben fortgeführt wird.

Kein sozialer Wohnungsbau „In den Lüssen“

Die Siedlung wurde unlängst auch zum Thema im Bauausschuss am 23.01.2020, allerdings im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung. Zwischen der Slevogtstraße und der Von-Steuben-Straße soll ein 5 Hektar großes Neubaugebiet ausgewiesen werden. Das wurde zwar einstimmig im Ausschuss unterstützt, Kritik gab es jedoch von Seiten der Grünen. Christian Engelke erinnerte daran, dass man einst an dieser Stelle auch einen 25-prozentigen Anteil an günstigem Wohnraum schaffen wollte. Das ist mittlerweile Vergangenheit. In der Sitzung erklärten Uwe Franz und Lars Rudolph, Bereichsleiter Bauen und Planen, dass man keine Förderung durch das Land bekäme und der Stadt das Geld fehle, ein solches Projekt zu tragen. Und wieder einmal gerät damit der Masterplan Wohnen, der sich auf die Fahnen schreibt, eben diesen Anteil zu schaffen, ins Wanken.

Bei Fragen steht die Grünflächenabteilung unter gruenflaechen@worms.de gerne zur Verfügung.

Ergänzung zu dem Absatz „Kein sozialer Wohnungsbau in den Lüssen“:

In einer Erklärung betont Uwe Franz, dass in der betreffenden Bauausschusssitzung gesagt wurde, dass es Fördermöglichkeiten gebe, dazu aber entsprechende Voraussetzungen bestehen müssten. Die Verwaltung hätte dementsprechend darauf hingewiesen, dass man im Bebauungsplan entsprechende Flächen festsetzen könnte. „Diese werden aber dann nur in Folge durch Dritte (Investoren) bebaut werden, wenn sich das für sie rechnet.(…) Die hier im Raum stehende Förderung durch das Land sieht eine Förderung durch ein Darlehen der ISB vor, das durch das Land bis zu 80 Prozent verbürgt wird.“

Auf Antrag des Baudezernenten beschloss der Stadtrat am 05. Februar, dass in dem Bebauungsplan als Festsetzung mindestens 25 Prozent der ausgewiesenen Fläche für sozial gefördertem Wohnraum sein soll.