Erwartungen weit übertroffen / Viele Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Interessengruppen / Engagierte und faire Diskussionen mit vielen Anregungen / Stephanie Lohr und Marco Schreiber: Verkehrsarten gleich behandeln  – Ergebnisse sollen ins Mobilitätskonzept einfließen

Viel bewegen. Das wollte die CDU Worms bei ihrem Mobilitätskongress. Und dieses Ziel ist weit übertroffen worden. „Erstmals konnten alle Interessierten gemeinsam über die Zukunft der Mobilität in Worms diskutieren“, freute sich die Wormser CDU-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete, Stephanie Lohr, die zu dem Kongress eingeladen hatte, gemeinsam mit dem Sprecher des Arbeitskreises Mobilität der CDU-Stadtratsfraktion, Marco Schreiber. Neutrale Beobachter bestätigten unisono, dass unter dem Dach der Union enormes Interesse der Bürger geweckt worden war. Gelobt wurde das starke Engagement, die Tatsache, dass ganz unterschiedliche Interessengruppen und -verbände zusammen kamen – und dass trotzdem, zielgerichtete, Diskussionen entstanden, die Lösungen brachten zu der Frage: Wie soll der Verkehr der Zukunft in Worms aussehen?

Sehr viele Interessierte waren gekommen, ebenso Politiker aus Stadtrat und Ortsbeiräten, auch aus den anderen Fraktionen. Die Tagungsräume in der Jugendherberge waren so voll, dass sogar die Stehplätze knapp waren. Vor den Thementischen, die frei gewechselt werden konnten, bildeten sich lange Schlangen. Leidenschaftlich wurde auch die Frage diskutiert „Wie autofrei soll die Innenstadt werden?“. Hier standen die Interessierten bis in den Flur hinaus. Doch nach und nach kam jeder an die Reihe, konnte sich jeder einbringen, sich beteiligen, seine Ideen vorstellen. Jedes Ergebnis wurde schriftlich auf Kärtchen festgehalten und an Themenwänden dokumentiert. Möglichst keine Idee, kein Gedanke sollte verloren gehen. Die Themen-Tische deckten auch die Bereiche Radfahren, öffentlicher Personen-Nahverkehr und Schulwege ab. Umwelt- und Verkehrsverbände standen sich gegenüber, IHK, Einzelhändler, Innenstadtbewohner, Aktive von Fridays for Future, bekennende Diesel- und bekennende Radfahrer. Moderiert von der Union diskutierten die Teilnehmer sehr engagiert, aber respektvoll miteinander. Im Anschluss wurde auch im großem Podium diskutiert, moderiert von Marco Schreiber. Stephanie Lohr fasst zusammen: „Am Ende waren sich alle einig, nur wenn wir gemeinsam am Mobilitätskonzept arbeiten und alle Verkehrsarten gleichberechtigt behandeln, können wir erfolgreich werden. So müsse die Innenstadt weiterhin allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung stehen, eine autofreie Innenstadt führe nicht zum Ziel. „Wichtig ist, Verbote sind keine Lösung“, hält Lohr als weiteres Ergebnis fest. Gleichzeitig gelte es aber auch, den ÖPNV vorwiegend mit einer besseren Taktung zu stärken. „Wir werden die Ergebnisse weiter auswerten und für uns als Grundlage für die Erarbeitung des Mobilitätskonzeptes nutzen.“

 In der Diskussion warnten Einzelhändler davor, den Autoverkehr aus der Innenstadt zu verbannen; Kunden aus dem weiteren Umland könnten nicht mit dem Fahrrad kommen. Ein Vorschlag war, den Lückenschluss der Südumgehung B 47 abzuwarten, was den Verkehr in der Innenstadt vermindere. IHK-Vizepräsident Michael Kundel merkte an, dass es in Worms kein Verkehrsproblem in Form ständiger Staus wie in Großstädten gebe und IHK Geschäftsführerin Andrea Wensch regte an, die Folgen von Maßnahmen für den Einzelhandel von einem Gutachter bewerten zu lassen. Matthias Möller-Meinecke vom BUND argumentierte, eine Ausweitung der Fußgängerzone, wie im Tourismuskonzept angeregt, mache die Innenstadt attraktiver, was letztlich auch dem Einzelhandel helfe. Radfahrer nannten Stellen, an denen es besonders gefährlich sei; viel gewonnen sei, wenn die Innenstadt dort sicherer werde. OB Adolf Kessel wies darauf hin, dass eine neue Stelle für einen Mobilitätsbeauftragten kommen soll. Weitere Anregungen von Teilnehmern kamen etwa zum Innenstadt-Parkring, aber auch ein Modellprojekt Fahrradstraße von Pfiffligheim in die Innenstadt wurde angeregt, ebenso eine „Umweltstraße“, ein „shared space“ (etwa wie am Speyrer Domplatz), Bus-Haltestellen mit abschließbaren Depots für Einkäufe und Bus im Ringverkehr für bessere Umsteigemöglichkeiten.

Christoph Schmitt fasst die Beiträge zum Thema Radfahren so zusammen: „Alle Teilnehmer waren sich einig: Für die Sicherheit muss noch mehr getan werden“. Als Beispiel nennt er bessere Abgrenzung in Kreisverkehren und Ausbesserung vorhandener Radwege. Aber auch der Ausbau des Radnetzes wurde gefordert, insbesondere eine verbesserte Vernetzung der Vororte mit der Innenstadt. Zum Wunsch nach „mehr Service rund ums Rad“ gehörten auch bessere Abstellmöglichkeiten an den neuralgischen Punkten.

Klaus Harthausen fasst für den Bereich ÖPNV zussammen: „Viele Anliegen bezogen sich auf eine dichtere Taktung der Busse, gute Umstiege, das Netz für die Außenstadtteile sowie die Verständlichkeit der Fahrpläne.“ Auch Verbesserungen beim Fahrtenangebot von Bus und S-Bahn am Abend sowie am Wochenende wurden mehrfach benannt. Zu den Fahrpreisen gab es ganz unterschiedliche Anregungen von kostenlosem Busverkehr, 365 Euro-Ticket, die Vereinfachung der Tarife über Verbundgrenzen hinweg bis zu Aussagen, dass Verbilligungen nicht so wichtig wären. Auf Rückfrage habe sich oft herausgestellt, dass vorhandene Angebote des Verkehrsverbundes VRN, wie die Karte ab 60 für Senioren, oder das Nacht-Ruftaxi gar nicht bekannt waren. „Neben der Weiterentwicklungen des ÖPNV, sollte daher auch die Information über bestehende Angebote verbessert werden“, sagt Harthausen.

Joachim Graen erklärt in seinem Fazit zum Thema Innenstadt: „Eine komplett „autofreie Innenstadt“ will keiner“. Besser sei es von „autoreduzierter Innenstadt“ zu sprechen. Als Vorschläge hierzu wurden unter anderm genannt, kein Schwerlast- und Durchgangsverkehr in der Innenstadt, mehr verkehrsberuhigte Zonen, weniger offene Parkplätze und ein Shuttle-Bus mit festen Takten. Fahrradwege hingegen könnten auch in der Innenstadt und Fußgängerzone ausgewiesen werden. „Weitere Anregungen waren mehr Spielplätze und Grünflächen und gute Erreichbarkeit der Parkhäuser.