Generationen von Wormserinnen und Wormsern haben als Kind auf dem geduldigen und friedlichen Löwen geritten, der bis 2014 an den Stufen zur Nikolauskapelle Wache hielt. Ursprünglich stammt er von der Sohlbank der Ostfassade des Domes, wo heute eine originalgetreue Kopie steht. Um den Löwen, der immerhin beinahe 900 Jahre auf dem Buckel hat, vor weiterer Verwitterung schützen, hat er in den letzten Jahren seinen Platz im Innern des Domes gefunden, vor dem Aufgang zum Westchor. Nun macht er sich für einige Monate auf Reisen. Als Botschafter für den Wormser Dom wird er Teil der Landesausstellung „Die Kaiser – und die Säulen ihrer Macht“, die vom 9. September 2020 bis zum 18. April 2021 im Mainzer Landesmuseum gezeigt wird. Begleitet wird er auf seiner Reise vom Original eines zweiten Löwens von der Ostfassade, das heute im Städtischen Museum Andreasstift aufbewahrt wird.
Neben den beiden Löwen wird der Wormser Dom noch andere Ausstellungsgegenstände beisteuern: so etwa Textilfragmente, die aus den Gräbern der Salier im Wormser Dom geborgen wurden oder ein Stück des originalen tausend Jahre alten Fußbodens des Burcharddomes. Keine Frage: nicht nur die salischen Herzöge, sondern besonders auch die Wormser Bischöfe zählten im Mittelalter zu den Säulen der Macht für die Kaiser von Karl dem Großen bis zu Friedrich Barbarossa und darüber hinaus. Eine auf Denkmaltransporte spezialisierte Fachfirma hat im Auftrag des Landesmuseums den Transport des etwa 1.100 kg schweren Tieres übernommen. „Wir sind daher zuversichtlich, dass wir den Löwen im April nächsten Jahres heil und unversehrt zurückerhalten werden. Bis dahin aber wird er in Mainz ordentlich Werbung machen können für Worms und den schönsten der drei Kaiserdome am Rhein“, freut sich Propst Tobias Schäfer. Bei der Rückkehr sei geplant, den Löwen an einem neuen etwas repräsentativeren Platz aufzustellen: nämlich an der Flanke der Westchortreppe; genau gegenüber soll dann auch eine zweite Originalskulptur der Figurengruppe der Ostfassade ihren Platz finden, die momentan etwas ungünstig aufgestellt sei: die sogenannte Wormser Dom-Robbe. Dabei handelt es sich um ein durch seine Verwitterung nicht mehr genau zu identifizierendes Tier, das in seiner Gestalt an eine Robbe erinnert.
Die Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht – Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“ wird am 9. September in Mainz eröffnet und ist dort bis zum 18. April des kommenden Jahres zu sehen. Die Stadt Worms und speziell der Wormser Dom zählen zu den Korrespondenzorten der Ausstellung, an denen auch thematische passende Veranstaltungen stattfinden. So werden Frau Dr. Ellen Bender und die Nibelungenliedgesellschaft im Wormser Dom besonders die Kaiserinnen und ihre Geschichte lebendig werden lassen: „Herrscherinnen am Rhein: Frauen, die Geschichte(n) schrieben“ hat sie ihre drei Lesungen mit Spielszenen und Musik betitelt. Die erste wird am 27. September um 18:00 Uhr im Wormser Dom zur Aufführung kommen. „Gruftgeflüster“: so ist der Titel einer weiteren Reihe, in der Propst Tobias Schäfer einzelne in der Saliergruft des Domes bestattete Persönlichkeiten zum Sprechen bringen will. Die Reihe startet am 23. Oktober um 19:00 Uhr.