Wenn man sein Tafelsilber günstig verkauft, weil man kein Geld hat, um es zu pflegen, rächt sich das in der Zukunft. Aktuell scheint das in der Stadt Worms zu passieren.
Wie so oft im November ist das liebe Geld Thema in unserem Magazin, wird doch um diese Zeit der nächste Haushalt der Stadt bekanntgegeben. Der wird 2021, in dem Jahr nach Corona, ein Defizit von ca. 18 Millionen Euro aufweisen. Und weil die Kassen leer sind, geht man in Worms zukünftig einen Weg, der auf den ersten Blick logisch erscheint, aber auf den zweiten Blick durchaus Gefahren birgt. Wenn man kein Geld hat, um dringend notwendige Sanierungen, wie im Falle der Jugendmusikschule, oder die Weiterentwicklung eines touristischen Zentrums (Andreasquartier) zu bezahlen, will man dies mit Hilfe eines Investors bewerkstelligen. Dem überlässt man die Immobilie, der nimmt die entsprechenden Arbeiten vor und vermietet zurück an die Stadt. Kurzfristig ist das eine gute Lösung, langfristig wird sich das eher weniger rechnen. Welche Probleme daraus entstehen können, sieht man seit Jahren in der Wormser Innenstadt, wo eine Fortentwicklung zumeist am mangelnden Gesprächsbedarf der jeweiligen Immobilienbesitzer scheitert. Steht eine Immobilie leer, zeigen diese oftmals kein gesteigertes Interesse, das Geschäft möglichst schnell weiterzuvermieten oder gar an der Mietschraube zu drehen. Vermutlich tut es den großen Wormser Immobilienfamilien Utsch oder Willersinn auch nicht sonderlich weh, wenn ihre Läden eine Zeitlang leer stehen. Aber genauso wie man sich in früheren Jahren in die Abhängigkeit bekannter Immobilienfamilien begeben hat und die Probleme die heutigen politischen Verantwortlichen ausbaden müssen, muss sich die Politik zukünftig vermutlich mit der Familie Brauer auseinandersetzen. Manche Fehler sind dazu da, immer wieder gemacht zu werden.
CORONA IST ZURÜCK
Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe ist in Worms die Corona Warnampel auf „rot“ gesprungen. Für das öffentliche Leben heißt dies, dass neue Einschränkungen für die Gastronomie und das Kulturleben drohen. Aufgrund steigender Corona Fallzahlen könnte es sogar sein, dass bei Erscheinen dieser Ausgabe von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein bundesweiter „Lock-Down light“ angeordnet wurde. Sollte es soweit kommen, muss die Frage erlaubt sein, ob unsere Regierung in den letzten acht Monaten nichts dazugelernt hat? Anstatt den Schutz von Risikogruppen in den Vordergrund zu stellen, arbeitet man sich lieber an Bußgeldern für Maskenverweigerer ab. Aufgrund der wirtschaftlichen und letztendlich auch gesundheitlichen Auswirkungen eines Lock-Downs wollte man diesen eigentlich dringend vermeiden. Aber da die Politik weiterhin stur auf die Corona-Fallzahlen blickt, anstatt ein wenig zu differenzieren, steht zu befürchten, dass das öffentliche Leben in den nächsten Wochen erneut zum Erliegen kommen wird.
Viel Realismus beim Lesen der 179. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin
wünscht Ihnen
Frank Fischer, Chefredakteur