bilder von luther

Eine Pressemitteilung des katholischen Pfarramt St. Peter / St. Martin

Als sich Martin Luther im April 1521 anlässlich des Reichstages in Worms aufhielt, hat er den Wormser Dom nicht einmal betreten dürfen: der Papst hatte ihn bereits mit dem Bann belegt und exkommuniziert. Anlässlich der 500-Jahr-Feier des Wormser Reichstags zeigt sich die katholische Kirche heute deutlich dialogbereiter. Als Beitrag der katholischen Domgemeinde zum Reichstagsjubiläum wird vom 10. April bis zum 13. Juni im Wormser Dom die Ausstellung „Bilder von Luther“ präsentiert. In unzähligen Variationen hat sich der Berliner Künstler Harald Birk an der Person Martin Luthers regelrecht abgearbeitet. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten.

Angefangen hat es mit einem Auftrag in Wittenberg

2010 erhielt Harald Birk den Auftrag, für das Lutherhotel in Wittenberg eine Statue aus Bronze zu schaffen. Seither hat Martin Luther ihn nicht mehr losgelassen. So entstanden über die Zeit eine Vielzahl von Skizzen, Portraitstudien, Büsten und Skulpturen des Reformators in unterschiedlichsten Techniken und Materialien. Zum Reformationsjubiläum 2017 wurde daraus unter Mitwirkung des Kurators Andreas Pitz eine eindrucksvolle Wanderausstellung, die jetzt, anlässlich des Reichstagsjubiläums auch im Wormser Dom gezeigt wird.

Einladung zur Auseinandersetzung mit dem Reformator

Für den Wormser Dom ist es an sich nichts Neues: schon seit über 30 Jahren ziert ein Lutherbild das Geschichtsfenster in der Anna-Kapelle. Dort wird an wichtige Episoden der Wormser Geschichte erinnert, eben auch an den Auftritt Martin Luthers vor Kaiser Karl V. im Jahr 1521. „Aber Luther in einer solchen Dichte und Fülle, das ist auch für uns etwas Neues und will erst einmal verkraftet sein“, schmunzelt Dompropst Tobias Schäfer. Es sei für die Domgemeinde selbstverständlich gewesen, das man sich an der Erinnerung an den Luther-Reichstag beteiligen wollen, erläutert er. Wormser Christinnen und Christen hätten bereits früh konkrete Schritte aufeinander zu getan, so dass über Jahrzehnte sehr viel an ökumenischem Miteinander gewachsen sei. So hätten engagierte Christinnen und Christen der beiden großen Kirchen bereits zur 450-Jahrfeier des Reichstages vor genau 50 Jahren mit dem „Wormser Memorandum“ großes Aufsehen erregt: es handelte sich um die gut begründete Bitte an den damaligen Papst, doch den Bann gegen Martin Luther aufzuheben. Zwar sei außer einer freundlichen Antwort des zuständigen Kurienkardinals damals nicht viel passiert, aber das Miteinander der Christen vor Ort in Worms ist seitdem immer intensiver geworden. Die Ausstellung sei ein weiteres Zeichen, erläutert der Dompropst. 1521 sei, zur großen Enttäuschung Luthers, für den Kaiser und die Kirche ein Gespräch oder gar ein Dialog über die Thesen und Lehren Luthers einfach nicht denkbar gewesen. Die Ausstellung sei nun bewusst eine Einladung zum Dialog mit Martin Luther. „In den Bildern und Darstellungen zeigt sich ein sehr vielgestaltiger Luther: der überzeugte Theologe, der streitbare Reformator, der leidenschaftliche Kämpfer, aber auch der Mensch, der mit seinem Glauben und seinem Gott ringt, der die Schriften zu begreifen versucht und so fort. Das ist für mich das Faszinierende an dieser Ausstellung: wie man durch die Bilder in ein Gespräch mit dem Menschen Martin Luther hineingezogen wird.“ Gefragt, ob es nicht für den einen oder anderen frommen Katholiken auch befremdlich sein könne, im katholischen Gotteshaus so massiv dem „Erzketzer“ zu begegnen, bestätigt Propst Schäfer: „Ja, natürlich weiß ich, dass es auch einige in der Gemeinde gibt, die das nicht gutheißen. Aber man muss ja nicht unbedingt ein Fan von Luther werden. Es geht um das Gespräch und den Dialog. Der ist aber nur möglich, wo man sich miteinander auseinandersetzt und sich nicht verschließt.“ Die Ausstellung sei in diesem Sinn eine Einladung zur Auseinandersetzung mit Luther, aber auch mit den eigenen Glaubensüberzeugungen.

Vernissage nur digital

Die eigentlich für den 9. April geplante Ausstellungseröffnung im Dom musste aufgrund der Corona-Beschränkungen abgesagt werden und wird nun in digitaler Form gestaltet. Ein Video, in dem Andreas Pitz, der Kurator der Ausstellung, den Künstler Harald Birk vorstellt und in die Ausstellung einführt, mit Grußworten des Oberbürgermeisters Adolf Kessel und der evangelischen Dekanin Jutta Herbert, ist ab Freitag, 9. April um 19:00 Uhr auf dem Youtube-Kanal der Domgemeinde freigeschaltet. Musikalisch wird die digitale Vernissage gestaltet durch Domkantor Dan Zerfaß an der Schwalbennestorgel des Domes. Die Stücke stammen alle aus der Zeit Luthers und teilweise von Organisten, die nachweislich auch an der damaligen Domorgel im Wormser Dom gespielt haben.

Weitere Beiträge zum Reichstagsjubiläum

Die Ausstellung ist nicht der einzige Beitrag der katholischen Kirche zum Reichstagsjubiläum. Am 18./19. Juni veranstaltet die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte im Haus am Dom ein Symposium mit dem Titel: „Reichstag – Reichstadt – Konfession: Worms 1521“ Ein besonderer Höhepunkt aber sei am 25. April um 12 Uhr im Dom ein Ökumenischer Gottesdienst zur Gründung einer „ACK Worms und Umgebung“: die „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ (=ACK) gibt dem, was in vielen Jahren in Worms an ökumenischem Miteinander gewachsen ist, eine verbindliche Gestalt. Neben evangelischer und katholischer Kirche sind auch zahlreiche kleinere christliche Kirche und Gemeinden beteiligt, wie die Syrisch-orthodoxe Kirche, die Neuapostolische Kirche, die Stadtmission, die Baptistische Gemeinde, die Freie evangelische Gemeinde und die Mennoniten.

Als besonderer sichtbarer Akzent wird darüber hinaus über die ganze Zeit der Ausstellung, wie auch insbesondere über die Tage des Reichstagsjubiläums die Lutherszene im Geschichtsfenster des Domes nachts von innen so beleuchtet, dass die Darstellung Luthers vor Kaiser Karl V. auf dem Domplatz sichtbar ist.

Video zur Ausstellungseröffnung:

Digitale Ausstellungseröffnung „Bilder von Luther“ Pfarrgruppe Dom St. Peter (bistummainz.de)

Mehr zum Künstler und zur Ausstellung:

http://harald-birck.de/

 

(Foto: Norbert Rau/Domgemeinde Worms)