Eröffnung der Ausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest 1521 – 2021“

09. Juli 2021 | Museum der Stadt Worms im Andreasstift:

Lange arbeiteten zahlreiche Akteure auf diesen Termin hin, die Eröffnung der Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest 1521 bis 2021“. Unter Berücksichtigung der Corona Verordnung fand im kleinen Rahmen am 9. Juli endlich die Eröffnung selbiger statt.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer erklärte dementsprechend: „Sie können sich nicht vorstellen, wie schön es ist, hier zu stehen, um meine erste Ausstellung seit Langem zu eröffnen“. Bezogen auf die Bedeutung unterstrich sie, dass Rheinland-Pfalz ein Kernland der Reformation sei. Zudem betonte sie hinsichtlich des zentralen Themas der Ausstellung, Gewissen und Protest: „Durch Zivilcourage und Mut kann man mehr erreichen als durch Schweigen“. Große Worte, die auf der Schulter noch größerer historischer Ereignisse ruhen. Damals, 1521, schrieb der Gelehrte Martin Luther mit seiner Widerrufsverweigerung vor dem Reichstag in Worms Geschichte und versetzte der Reformationsbewegung den entscheidenden Kick. Diese zwei Tage sowie die direkten und indirekten Auswirkungen von Luthers Standhaftigkeit stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Über 14 Themeninseln bewegt sich der Besucher chronologisch durch die Reformations- und/oder Protestgeschichte. Zahllose Texttafeln, mal fest installiert, mal auf dem Bildschirm, versorgen den Museumsbesucher mit Informationen. So vermittelt gleich zu Beginn eine Tafel einen Eindruck darüber, wie dramatisch die Situation im damaligen Worms war („Immer lauerten Gefahren während des Reichstags: Jede Nacht ereigneten sich drei bis vier Morde“). Aufgelockert wird die ambitionierte Ausstellung durch rund 100 Exponate, die mal mehr, mal weniger beeindruckend ausfallen. Während zwei handgeschriebene Originalbibeln („Luther Bibel“, „Wormser Bibel“) historische Ehrfurcht wecken, sorgt der zwar detailreiche Miniaturnachbau des Planwagens, mit dem Luther nach Worms reiste, eher für Achselzucken. Der wahre Hingucker ist letztlich das generalüberholte Andreasstift nebst erweitertem Kreuzgang. Man muss schon staunen, mit welch neuer Pracht das 1000 Jahre alte Gemäuer nun erstrahlen darf.

Fazit: Die Landesausstellung gewährt einen interessanten Blick in ein anspruchsvolles und vor allem gerade jetzt wichtiges Thema. Der theoretisch- wissenschaftliche Ansatz der Ausstellung erschwert jedoch in Teilen einen auch unterhaltsam spannenden Zugang. Das hat zur Folge, dass zuweilen Exponate und Texte nicht unbedingt eine Einheit bilden. Dennoch ist dieser spannende Blick auf 500 Jahre Protestgeschichte einen Besuch wert.