Während sein Vorgänger sich auch den kleinsten Erfolg auf die eigene Fahne zu schreiben wusste, ist unser OB Adolf Kessel jemand, der die Öffentlichkeit am liebsten meidet. In Krisenzeiten kommt Schweigen jedoch nicht gut an in der Bevölkerung. Und Kessel war nicht der einzige in der Politik, dem es die Sprache verschlagen hatte.
Konnte man Kissel mitunter etwas Übereifer vorwerfen, ist die Kommunikation unter Kessel verbesserungsbedürftig. Für den Bürger entsteht zunehmend der Eindruck, die Stadtführung agiert nicht mehr, sie reagiert nur noch. Schließlich sorgte die Stadt Worms im Mai für einen traurigen Rekord und gehörte über Wochen hinweg zu den Städten mit den höchsten Inzidenzwerten des Landes. Obwohl Gastronomen, Einzelhändler und andere Selbständige tagtäglich ums nackte Überleben kämpften, war in dieser Zeit von politischer Seite nur wenig zu hören. Auch nicht von unserem Landtagsabgeordneten Jens Guth (SPD) und dem Bundestagsabgeordneten Jan Metzler (CDU), der die umstrittene Bundesnotbremse schließlich mitgetragen hatte. Zwar hatte man im Stadtrat die Wiederauflage des Corona Hilfsfonds als großen Coup gefeiert, doch was nutzt einem Gastronomen eine Befreiung der Gebühren zur Außenbestuhlung, wenn er gar nicht öffnen darf? Wenig Interesse zeigte man indes an der Ursachenforschung, warum die Zahlen nicht sinken wollten. Während nur wenige Kilometer entfernt im Umland Handel und Gastro wieder öffnen durften, belegte Worms zwischenzeitlich Platz 4 der Städte/Landkreise mit den höchsten Inzidenzwerten bundesweit. Da zu befürchten stand, dass dies ohne entsprechende Gegenmaßnahmen noch länger so sein könnte, entschieden wir uns am 26. Mai zu einem Appell an die Politik via Facebook, der bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe mehr als 20.000 Personen erreichte. Und siehe da, die Reaktionen der handelnden Politiker ließen nicht lange auf sich warten. Sowohl den Appell als auch die Reaktionen aus der Politik finden Sie auf den beiden folgenden Seiten 4 – 5.
DAS „WUNDER“ VON WORMS
Kurz danach passierte etwas, womit man schon gar nicht mehr rechnete. Endlich sanken auch die Inzidenzen in Worms und blieben bis Redaktionsschluss vier Tage in Folge unter 100. Wenn diese positive Tendenz anhält, erfolgen ab 4. Juni weitere Öffnungsschritte. Während die einen dies mit den zunehmenden Impfungen begründen, sehen sich andere darin bestätigt, dass im Sommer schlichtweg die Virenzeit vorbei ist. Ähnliches haben wir auch im letzten Jahr erlebt, als die Corona Fallzahlen im Sommer rapide sanken und erst mit den Urlaubsrückkehrern wieder zum Thema wurden. Von daher wäre es absolut fahrlässig, die am 30.06 auslaufende Bundesnotbremse noch einmal um zwei Monate zu verlängern. Das würde das definitive Aus für ganz viele Open-Air-Veranstaltungen in diesem Sommer bedeuten. Nicht nur für die Nibelungen-Festspiele, an deren Durchführung die Verantwortlichen unbedingt festhalten wollen. Auch das gefällt nicht jedem Bürger dieser Zeit (Lesen Sie hierzu die Seiten 6 + 8).
Viel Optimismus beim Lesen der 186. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin
wünscht Ihnen
Frank Fischer, Chefredakteur