In Wormser Corona Brennpunkten sollen es mobile Impfteams richten
Es tut sich was in Sachen Impfen. Mittlerweile bei der Priogruppe 3 angekommen, hat die Bundesregierung beschlossen, ab dem 7. Juni die Priorisierung aufzugeben. Während ein Teil der Gesellschaft zunehmend bereitwillig den Arm entgegenstreckt, um sich ein Vakzin spritzen zu lassen, zeigt sich ein anderer Teil aus vielerlei Gründen desinteressiert. Aber auch das soll sich ändern, wie Impfkoordinator Dieter Hermann im Gespräch mit WO! erzählt.
Impfen für Grundrechte
Die Begeisterung für die eher wenig erprobten Impfstoffe dürfte bei einigen mit der Aussicht auf die Rückgabe von Grundrechten verbunden sein. Ob man das gut findet, steht wiederum auf einem anderen Blatt. In einer Pressemitteilung der Stadt Worms bringt Oberbürgermeister Adolf Kessel die Impfpflicht durch die Hintertür auf den Punkt: „Uns allen muss mittlerweile klar sein, dass der entscheidende Schritt aus der Krise nur über flächendeckende Impfungen führt“. Kessel weiter: „Wer ein Impfangebot erhält, sollte dies für das Wohl aller auch nutzen.“ Tatsache ist, die Begehrlichkeiten wachsen mit der Aussicht auf Freiheit. Das weiß auch Dieter Hermann, Impfkoordinator der Stadt Worms, im Gespräch mit WO! zu berichten. Tatsächlich käme es mittlerweile vermehrt vor, dass sich Menschen mit einer falschen Prioritätsgruppe registrieren lassen. Noch ist es aber so, dass vor Ort die Angaben überprüft werden müssen, sodass es immer wieder passiert, dass Leute weggeschickt werden. Aber was passiert mit den Dosen, die dann bereits aufgezogen sind? Hierfür hat man eine Liste, die ebenfalls nach Priorisierung sortiert ist. In diesem Fall müssen allerdings die angerufenen Personen schnell reagieren, denn das Zeitfenster ist knapp. Da kann es schon mal vorkommen, dass man innerhalb von 15 Minuten im Impfzentrum vorbeikommen soll. Hermann betont, dass man in den knapp sechs Monaten seit der ersten Impfung in der Nicholas-Dörr-Halle kein einziges Fläschchen weggeworfen hat. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass auch Termine abgesagt werden, da die Person eine Zusage vom Hausarzt bekam oder im Betrieb geimpft wird. Dann werden die Impfdosen nicht aufgezogen und bleiben in der Kühlung bis zum nächsten Einsatz.
Ab 7. Juni zählt nur noch das Anmeldedatum
Wir wollen wissen, wie viele Impfdosen überhaupt derzeit zur Verfügung stehen? Aktuell sind dies 2.200 pro Woche. Das klingt nach einer ganzen Menge, dennoch sind die Wartezeiten enorm. Seit 23. April darf die Prioritätsgruppe 3 geimpft werden. Die meisten aus dieser Gruppe warten seitdem vergeblich auf einen Impftermin. Hermann erklärt, dass es derzeit immer noch einen Rückstau gibt durch Wormserinnen und Wormser aus den Gruppen 1 und 2. Das hat auch damit zu tun, dass viele sich anfänglich nicht impfen lassen wollten. Diese Meinung hat sich geändert. Auch wenn diese sich erst später anmelden als Personen aus der Gruppe 3, werden sie allerdings bevorzugt geimpft . Zudem warten 19.000 aus diesen Gruppen noch auf ihren Zweittermin. 11.200 Wormserinnen und Wormser sind bisher vollgeimpft (Stand 31. Mai 2021). Das erklärt dann auch den unerfreulichen Rückstau. Bedeutet das aber nicht, dass ab 7. Juni die Situation schwieriger wird? Dieter Hermann verneint dies. Im Gegenteil, aus seiner Sicht bedeutet das zumindest für das Impfzentrum eine enorme Erleichterung und stärkt die Chancen, insbesondere für die Personen aus Gruppe 3, in absehbarer Zeit einen Termin zu bekommen. Da die Priorisierung entfällt, werden keine Personen mehr bevorzugt, sondern die Listen rein nach Datum abgearbeitet. Sprich, fällt jetzt jemanden aus der Gruppe 1 ein, dass er nun doch möchte, muss er warten. Ebenso ist auch keine Überprüfung der Berechtigung mehr notwendig. Die Anmeldung bleibt allerdings weiterhin in der Hand des Landes.
Extra Impfstoff für die Brennpunkte
Zum Abschluss des Gesprächs fragen wir, wie es mit den Wormser Corona Brennpunkten weitergeht? Zwar sind die Inzidenzwerte in den letzten Tagen deutlich gefallen, doch die Gefahr besteht weiterhin, dass in sozialschwachen Stadtteilen erneut Hotspots entstehen, die die Zahlen nach oben treiben. Hermann benennt in diesem Zusammenhang Neuhausen, Worms Nord und die Innenstadt. Vom Land wurden aktuell 2.500 Dosen des Herstellers Johnson und Johnson zur Verfügung gestellt. Diese haben den Vorteil, dass man nur einmal geimpft werden muss. Verabreicht werden sollen sie über mobile Impfteams. Hermann hat allerdings Zweifel. Er denkt, dass man die Personen überzeugen oder besser aufklären muss. Er weiß natürlich, dass es zum Teil auch ein sprachliches Problem ist. Aus diesem Grund hat man im Impfzentrum auch türkischsprachige Mitarbeiter. Aktuell ist der Plan, dass das DRK Impfteams in die Stadtteile schickt. Gemeinsam mit Sozialarbeitern sollen die Mediziner die dortigen Bürger vom Segen des Impfens überzeugen.