Ebwo stellt Kosten- und Bebauungspläne für Salamandergelände vor
Einst war das Gelände zwischen Speyerer Straße und Kirschgartenweg Heimat einer stolzen Lederfabrik der Familie Heyl. In den sechziger Jahren kam dann der Niedergang; was blieb waren eine Industrieruine und schließlich ein verwaistes Gelände, auf dem aktuell noch ein Containerdorf für Asylsuchende und Obdachlose beheimatet ist. Doch das ist bald ebenfalls Vergangenheit, denn bereits 2023 soll der Startschuss für ein Mammutprojekt fallen.
Ein Jahrhundertprojekt nimmt Form an
Die Geschichte begann bereits 2014. Damals erwarb die Stadt Worms von den damaligen Eigentümern, dem Energiewerk Baden-Württemberg, das 90.000 Quadratmeter große Gelände. Viele Pläne zur Verwendung der großen Fläche geisterten damals durch die Köpfe zahlreicher Kommunalpolitiker. Ein modernes Gewerbegebiet sollte dort entstehen, ebenfalls war von Wohnbebauung die Rede. 2017 stand dann fest, dass dort die Hauptfeuerwache eine neue Heimat finden soll. Die alte Wache an der Kyffhäuserstraße wurde in den 1960er Jahren gebaut. Personalzuwachs und eine andere technische Ausstattung führten in den Jahren dazu, dass diese inzwischen aus allen Nähten platzt. Zahlreiche Standorte wurden geprüft. Letztlich entschied man sich für das Salamandergelände, da von dort die meisten Stadtteile in acht bis zehn Minuten erreichbar seien. Direkt integriert werden sollte zudem das THW, welches ohnehin eng mit der Feuerwehr zusammenarbeitet, so die Argumentation der Stadt. In den folgenden Jahren wurde das Grundstück stadtintern immer beliebter. Da man auch für die städtischen Entsorgungsbetriebe seit einiger Zeit eine neue Heimat sucht, beschloss der Stadtrat, auch diese dort anzusiedeln. Es folgten zahlreiche Bereiche der Stadtverwaltung, die ebenfalls Interesse bekundeten, außerdem regte der Stadtrat eine Kita an. Das Vorhaben reifte schließlich zu einem wahrhaftigen Jahrhundertprojekt. Ein Begriff, den der ehemalige Oberbürgermeister gerne bemühte und der hier definitiv angebracht ist. Damit war aber auch klar, dass dies alleine aus finanziellen Gründen nicht von der Stadt als Bauherr umgesetzt werden könne. Man zeigte sich erfinderisch und wandelte die städtische Ebwo in eine Anstalt des öffentlichen Rechts um, die damit als Bauherr auftreten konnte. In der aktuellen Schätzung geht man von Kosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro aus.
Hauptmieter ist die Stadt
Im September dieses Jahres wurde nun durch Hans-Dieter Gugumus, technischer Vorstand der Ebwo, im Verwaltungsrat die aktuelle Bebauungs- und Kostenplanung vorgestellt. Rund 60 Prozent des Areals wird zukünftig von der Stadt angemietet. Was die Kosten betrifft, so geht man derzeit von rund 41 Millionen für den Bau der neuen Feuerwache aus. 37 Millionen soll die neue Heimat des Entsorgungs- und Baubetriebs (Ebwo) kosten und 19 Millionen die Büros der Stadtverwaltung. Unter anderem werden das Wormser Immobilienmanagement (Bereich 8), Rechnungsprüfungs- und Sozialamt sowie Teile des Bereichs 2 (Finanzen) dort einziehen. Die geplante vierzügige Kindertagesstätte soll 2,5 Millionen Euro kosten. Insgesamt sollen dort 800 bis 1000 Menschen arbeiten. Die Kosten für das THW wurden nicht genannt. Gugumus erklärte, dass dieses sich aus dem Gesamtprojekt herausgezogen und einen eigenen Pachtvertrag für das 4.500 Quadratmeter große Areal abgeschlossen hätte. Das Projekt THW stieß zuvor im Stadtrat nicht nur auf Gegenliebe. Insbesondere „Die Grünen“ zweifelten den vielfach proklamierten Synergieeffekt zwischen Stadt und dem Hilfswerk immer wieder an.
Plötzlich fehlen 7.000 Quadratmeter
Daran erinnerte im Verwaltungsrat Christian Engelke (Bündnis 90/Die Grünen): „Es wurde damals politisch durchgedrückt, an die THW Platz zu vergeben. Und die Folgen sind nun fehlende Flächen“. Der scheidende Bürgermeister und zuständige Dezernent Hans-Joachim Kosubek entgegnete, dass dies nun oft genug diskutiert wurde und man das Thema einfach ruhen lassen solle, da die Pläne ohnehin nicht mehr rückgängig gemacht werden. Auf den ersten Blick scheint von dem Synergieeffekt tatsächlich nicht mehr viel übriggeblieben zu sein. Wie Gugumus ausführte, besteht das THW auf eine klare räumliche Abtrennung, inklusive eigener Parkflächen und Zufahrten. Für den zukünftigen Baudezernenten Timo Horst (SPD) liegt der Synergieeffekt ohnehin ganz wo anders. In einem Gespräch mit WO! erklärte Horst vor einiger Zeit, dass durch den Umzug die aktuelle THW Fläche in der Mainzer Straße frei werden würde. Das Grundstück gehört zwar dem Bund, allerdings gebe es ein Vorkaufsrecht für die Stadt. Dort könnte man dann wiederum Wohnraum schaffen. Dennoch entwickelte sich die großzügige Raumvergabe plötzlich zum Problem, denn ein Abgleich der Pläne mit dem Bebauungsplan ergab, dass man für Grünflächen rund 7.000 Quadratmeter einsparen müsse. Gugumus räumte dann auch unumwunden ein, dass dies vor allem die Feuerwehr treffen werde. Potential, um Raum zu sparen, sieht man vor allem bei den Parkplätzen. Genannt wurde die Idee einer Tiefgarage für 77 Fahrzeuge. Kosubek erklärte hierzu, dass das aufgrund der zusätzlichen Kosten eher unrealistisch sei. Vorstellbar sei jedoch die Anmietung einer 5.000 Quadratmeter großen Fläche, die der benachbarten Firma Renolit gehört. Dort könnten rund 200 Autos einen Stellplatz finden. Zusätzliches Einsparpotential sehen die Planer in der Schaffung von bereichsübergreifenden Besprechungsräumen und universalen Arbeitsplätzen.
Erster Umzug 2025
Um ebenfalls dem fehlenden Platz entgegenzuwirken, plant man zudem in die Höhe. Aber auch da gibt es einen Haken. Der Plan sieht vor, dass das Ebwo-Gebäude dreistöckig wird, damit wird allerdings minimal die zulässige Höhe überschritten, so Gugumus. Damit tritt wieder der Stadtrat auf den Plan, der die entsprechende Änderung des Bebauungsplans bewilligen muss. Zunächst musste dieser aber noch einem umfangreichen Vertragswerk zustimmen, da die Ebwo als Bauherr die Sicherheit möchte, dass die Stadt auch als langfristiger Mieter erhalten bleibt. Die Vereinbarung regelt unter anderem Erstattungen für Planungskosten, Vergabeverfahren, Bau und Unterhaltung sowie weitere Leistungen in Verbindung mit dem Gesamtprojekt. Mitte September stimmte der Stadtrat zu. Kritik gab es lediglich in Bezug auf die Kosten, da bereits jetzt schon gegenüber der ersten Planungen deutliche Kostensteigerungen erkennbar seien. Michael Oberhaus, Kaufmännischer Vorstand der Ebwo, erklärte hierzu, dass sich im Laufe der vergangenen Jahre die Planungen erheblich verändert haben und damit auch die Kosten. Was die zukünftige Miete für die Stadt anginge, so sei es unseriös, derzeit irgendwelche Zahlen zu nennen. Klar ist aber, dass die Ebwo, um das Projekt zu stemmen, Fördergelder benötigt. Deswegen möchte man Gespräche mit der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) führen. Wenn alles nach Plan läuft, könnten schließlich Mitte 2025 die ersten Gebäude bezugsfertig sein.