WO! im Gespräch mit Timo Horst (Dezernent Planen und Bauen)
Nach 15 Jahren im Stadtrat für die SPD ist Timo Horst seit dem 1. November der neue Dezernent für den Bereich Planen und Bauen und somit der Nachfolger von Uwe Franz. Zu den zusätzlichen Ressorts des Dezernenten Franz gehörte auch der Verkehrsplanungsausschuss. Ein Thema, das Horst ebenfalls am Herzen liegt. Der studierte Diplom-Ingenieur unterrichtete bis zu seinem Wechsel ins Rathaus als Lehrer an der Karl-Hoffmann-Schule unter anderem Chemie. Horst wurde vor 41 Jahren in Worms geboren, wo er auch bis heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt. Als Stadtrat begleitete er viele Jahre das Amt des Fraktionsvorsitzenden, das er zwischenzeitlich niedergelegt hat. Sein Nachfolger im Stadtrat ist nun Dirk Beyer.
WO! Wie geht es nun in Hochheim weiter?
Im Moment bin ich noch Ortsvorsteher, werde aber demnächst schweren Herzens meinen Rücktritt verfassen, da ich sehe, dass das neue Amt und Ortsvorsteher zu Interessenskonflikten führt.
WO! Vom Lehrer zum Baudezernenten. Das ist eine beruflich komplett neue Ausrichtung. Wie fühlt sich das an?
Ich war elf Jahre lang als Lehrer an Berufbildenden Schulen tätig, im Stadtrat bin ich wiederum seit 17 Jahren und acht davon im Bauausschuss. Insofern bringe ich schon viel Rüstzeug mit. Zudem bin ich von Hause aus Diplom-Ingenieur und kein klassischer Lehrer. Komme also eher aus dem technischen Metier und freue mich auf kommende Herausforderungen. Die Aufgabe des Dezernenten wird davon abgesehen weniger sein, der beste Sachbearbeiter zu sein. Vielmehr liegt diese bei der Prozesssteuerung und natürlich die politischen Vorgaben in der Verwaltung umzusetzen. Neu wird für mich sein, die Strukturen und Prozesse in der Verwaltung kennenzulernen. Selbstverständlich gehört es für mich dazu, auch an Fortbildungen teilzunehmen.
WO! Sie waren, wie von Ihnen erwähnt, 17 Jahre auf der Seite des Stadtrates und Ortsvorsteher und sparten dabei auch nicht mit kritischen Worten gegenüber der Verwaltung. Nun sind Sie deren Vorgesetzter…
Ich kann für mich sagen, dass ich meine Kritik immer versucht habe, konstruktiv zu formulieren. Schließlich soll es nicht heißen, Stadtrat gegen Verwaltung, sondern Stadtrat gemeinsam mit Verwaltung. Als Ortsvorsteher war ich davon abgesehen auch Teil der Verwaltung.
WO! Aber da gab es in der Vergangenheit durchaus auch Konflikte?
Bei uns in Hochheim war das weniger der Fall. Es gab natürlich die Diskussion mit der Verwaltung um die Gestaltungssatzung. Wir haben viel und kontrovers miteinander diskutiert, haben letztlich aber einen guten Weg gefunden. Grundsätzlich ist mir die Kooperation mit den Ortsbeiräten sehr wichtig, weswegen ich mich bei allen bereits vorgestellt habe. Für mich sind gerade die Ortsbeiräte ein wichtiges Stimmungsbarometer.
WO! Waldemar Herder betonte bei seiner Wiederernennung, dass er trotz SPD Parteibuch sich ausdrücklich nicht als SPD Dezernent sieht. Einige Bürger/innen kritisierten im Zusammenhang mit ihrer langjährigen Parteizugehörigkeit den Weg ins Rathaus. Sehen Sie sich als SPD Dezernent?
Ich bin in meiner Funktion als hauptamtlicher Beigeordneter zunächst mal der Stadt Worms verpflichtet, dazu gehört auch die politische Neutralität. Gleichsam bin ich Mitglied einer demokratischen Partei und stolz darauf. Im Vordergrund stehen für mich aber ganz klar die Stadt und die Bürger. Ich denke, das habe ich auch als Ortsvorsteher bewiesen. Dort wurde ich mit einer Zustimmung von 67 Prozent gewählt und das bekommt man nicht nur mit Stimmen von Menschen, die die SPD wählen.
WO! Sie haben in Ihrer Rede zur Vereidigung als eines der Hauptziele benannt, dass Radfahren in Worms sicherer werden muss. Dazu gehört natürlich der Ausbau von Wegen, allerdings fehlt das Geld. Wie möchten Sie das Thema voranbringen?
Wir haben schon mal ein gutes Radwegekonzept von den Vororten in die Innenstadt. Ebenso wurde ein konkreter Maßnahmenkatalog erstellt. Jetzt geht es darum, die Planungen umzusetzen. Man muss aber auch wissen, dass für jeden Weg ein Artenschutzgutachten erstellt werden muss. Im Zusammenhang mit den beiden diskutierten Routen von Pfeddersheim nach Pfiffligheim wird diese nun erstellt, ausgewertet und den zuständigen Gremien vorgelegt. Dieser soll dann entscheiden, welche der Routen gebaut wird. Im Zusammenhang mit der Sicherheit geht es vor allem darum, den Verkehr in der Innenstadt neu zu organisieren.
WO! Wird nicht bereits seit 2005 über dieses Thema Verkehrsberuhigung in der Stadt diskutiert, ohne dass es einen erkennbaren Forstschritt gibt?
Nehmen wir das Beispiel Fahrradstraßen. Die wurden auch im Worms-Plan angestrebt. Umgesetzt wurde lediglich die Speyerer Straße, die vielen wenig sinnvoll erscheint. Da werde ich mit meiner Kollegin Stephanie Lohr das Gespräch suchen, da die Anordnung einer Fahrradstraße Aufgabe der Straßenverkehrsbehörde ist, genauso wie eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der Innenstadt. In Mainz wurde das schon umgesetzt. Dort macht man bisher gute Erfahrungen. Bei der Planung des Verkehrs sollte auf jeden Fall immer der Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer/innen im Vordergrund stehen. In der ersten Sitzung des Bauausschusses, die ich leite, möchte ich und mein Bereich konkrete Planungsaufträge zur Umsetzung des Mobilitätskonzepts auf den Weg bringen. Klar ist aber, dass, solange die Südumgehung noch nicht fertig ist (Fertigstellung ist für 2024 geplant, Anmerkung der Red.), wir aufpassen müssen, wie die Stadt in den Verkehr eingreift. Einzelmaßnahmen möchte ich im Moment noch nicht benennen.
WO! Zu einem umweltfreundlichen Verkehrskonzept gehört auch der Ausbau des ÖPNV. Dementsprechend haben Sie in Ihrer Rede erklärt, dass dieser leistungsfähiger werden soll. Der ÖPNV ist aber zum Teil eine freiwillige Leistung (Schülerbeförderung ist wiederum eine Pflichtleistung, Anmerkung der Red.).
Ich habe die Hoffnung, dass die Ampel Regierung im Land und die mögliche im Bund diesbezüglich die Kommunen zukünftig finanziell unterstützen wird. Mir geht es aber auch darum, dass insbesondere die größeren Busse in der Zukunft mit Wasserstoff betrieben werden, kleinere wiederum mit Akkus. Da können wir einiges zum Thema Nachhaltigkeit beitragen. Sollte der ÖPNV zu einer Pflichtleistung werden, müssen wir uns darüber unterhalten, wie man die Routen und die Taktung neu organisiert. Wir müssen womöglich weg von dem sternenförmigen Busnetz, das alles auf den Hauptbahnhof zentriert, sodass man direkt aus Vororten bestimmte Ziele anfahren kann. Damit aber mehr Menschen auf den Nahverkehr umsteigen, muss dieser natürlich auch günstiger werden. Darauf hat die Stadt aber nur begrenzt Einfluss.
WO! Eines in Ihrer Rede beschriebenen Ziele ist die Entwicklung des Domquartiers zum touristischen Zentrum. Was heißt das genau?
Erst vor kurzem wurden der Stadt Fördermittel gewährt, die in die öffentlichen Gebäude in diesem Quartier investiert werden. So möchten wir sukzessiv den Bereich baulich auf den neuesten Stand bringen. Ein Beispiel ist die Einbindung des Museums in die Städtebauförderung. Dann geht es auch um die Keller unterhalb des Weckerlingplatzes und natürlich um die Nutzung der weiteren Räume, die in den Elefantenhöfen in den nächsten Jahren noch erschlossen werden. Zudem möchten wir die Konzeptvergabe in Bezug auf das ehemalige Gesundheitsamt und das Hochstift vorantreiben. Bei Letzterem ist natürlich der Block ausgenommen, in den das Hospiz einzieht. Jetzt gilt es, Kriterien festzulegen, die von meinem Bereich vorgegeben werden. Für mich ist hierbei wichtig, dass die vom Stadtrat geforderten 25 Prozent sozial geförderter Wohnraum eingeplant werden. Auch sollte es eine gute Mischung aus Gewebe und Wohnbebauung sein. Aufgrund der Nähe zum Dom muss natürlich auch die Architektur hochwertig sein. Eine Jury soll schließlich die eingereichten Konzepte bewerten. Je nach Projekt ist dann sogar möglich, mit den Fördermitteln Investoren zu unterstützen. Vielleicht ist auch teilweise eine öffentliche Nutzung möglich.
WO! Der Bedarf an sozial gefördertem und bezahlbarem Wohnraum ist groß. Der Stadtrat hat zwar 25 Prozent Anteil an diesen Wohnungen bei neuen Projekten beschlossen, in der Praxis zeigt sich, dass dies aber nicht überall so umgesetzt wird.
Grundsätzlich muss man natürlich bei jedem Projekt einzeln schauen. Entscheidend ist aber auch der Bebauungsplan. Ich persönlich bin der Meinung, dass überall dort, wo wir neue Wohnbaugebiete erschließen, sozial geförderter Wohnraum eingeplant wird. Das erste größere Projekt, bei dem das so umgesetzt wird, ist das Licht-Luftbad-Quartier auf dem ehemaligen Rheinmöve Gelände. Bei Ortslagen ohne Bebauungsplan gibt es seit Juli die Möglichkeit sektorale Bebauungspläne zu erstellen. Ein mögliches Instrument, mit dem man Flächen bestimmen kann, auf denen zum Beispiel geförderter Wohnraum entstehen muss.
WO! Wir danken Ihnen für das Gespräch!