80er Show markus

DIE NICHT GANZ SO ORIGINALE 80ER JAHRE SHOW

Es war eine Zeit des musikalischen Aufbruchs, als die Neue Deutsche Welle die Welt überrollte und deutschsprachige Pop- musik vom konservativen Muff des Schlagers befreite. Alles war plötzlich möglich, sogar die Eroberung der amerikanischen Charts. Auf der Suche nach dem schnellen Hit erleuchteten Dutzende von Bands und Sänger/innen für kurze Zeit den popmusikalischen Sternenhimmel. Einer davon war Markus („Ich will Spaß“, „Kleine Taschenlampe brenn“), der das Publikum in Worms in diese Ära entführte.

Die Welle endete, als das Etikett begann, die Kreativität zu ersticken und der Protest der Jugend dem schnellen Erfolg weichen musste. Verdammt dazu, immer wieder Gas zu geben, um Spaß zu haben, gelang es nur wenigen Stars der NDW, sich von dieser Last zu befreien. Der heute 62-jährige Sänger Markus versuchte zunächst, in englischer Sprache neue musikalische Pfade zu beschreiten. Der Erfolg blieb jedoch aus, sodass er zeitweise der Musikbranche den Rücken kehrte. Doch wie das im Leben so ist, bringt die Sehnsucht nach ver- meintlichen besseren Tagen aus der Vergangenheit so manche Welle zurück und damit Markus wieder auf die Bühne. Und was liegt da näher, als die großen Hits dieser schillernden Zeit der Vokuhilas und modischen Entgleisungen in Form einer „80er Show“ erklingen zu lassen? Zwei Stunden lang entführte Markus, der allerdings wirkt, als wäre er zur ewigen Jugend verdammt, das Publikum in die Zeit ihrer Jugend. Die Hitdichte war enorm und betonte eindrucksvoll, dass die NDW ein quirliger Mix zwischen Minimalismus und groß- artigen Melodien war, deren Texte zuweilen subtiler waren („Schickeria“, „Computerliebe),   als man sie als junger Mann deuten konnte. Im Schlepptau hatte der Sänger dann noch weitere musikalische Mitstreiter wie Geier Sturzflug, wobei keiner der beiden Musiker auf der Bühne zur Urbesetzung gehörte und Saxofonist Carlo von Steinfurt mit seltsamen Ansagen auffiel. Etwas taktlos erschien der Hinweis, dass der Song „Besuchen Sie Europa (solange es noch steht)“ so aktuell wie nie zu- vor sei. Klar gab es dann auch noch den ultimativen Gute-Laune-Song „Pure Lust am Leben“ zum Mit- grölen und Klatschen. Frank und Rala Oberpichler er- lebten hingegen bereits die 80er Jahre zusammen auf der Bühne. Bekannt wurden sie als Paso Doble mit „Herz an Herz“ und „Computerliebe“, die mit ihren melodieseligen Refrains auch knapp vierzig Jahre später noch die Herzen der Zuschauer/innen erwärm- ten. Obendrein gab es in der zweiten Hälfte mit Alexander Kerbst noch einen Musicalstar, der den verstorbenen Falco zum Besten gab.

Fazit: Am Ende des Nostalgietrips feierte das Publikum sich selbst, die verlorene Jugend und die Musiker, die wohl dazu bestimmt sind, auf ewig in der Tretmühle der NDW gute Laune zu verbreiten.

Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf