Weniger Autos, mehr ÖPNV
Seit vielen Jahren ist das Verkehrsaufkommen in Wormser Naherholungsgebiet, dem s.g. „Wäldchen“, für Natur, Anwohner und Stadtverwaltung eine große Belastung. Ideen gibt es zuhauf, Lösungen indes weniger. Nun soll zumindest eine neue Abfahrt gebaut werden, damit sich der Verkehr im Eingangsbereich des Friedrichwegs besser verteilt.
Wer an warmen Wochenendtagen das Wäldchen mit dem Auto besucht, findet sich früher oder später in einer endlos scheinenden Blechkarawane wieder. Wer als Radfahrer oder Fußgänger unterwegs ist, kann sich wiederum nur wundern, warum so viele Menschen den Weg mit ihren motorisierten Gefährten in das Naherholungsgebiet antreten. Die Ziele und Gründe sind mannigfaltig. Mal will einer mit Kind und Kegel in den Tierpark, mal sind der Schrebergarten oder das Picknick an der Sandbank das Ziel. Alleine der Tierpark wurde im Co- rona Jahr 2021 von rund 260.000 Menschen besucht. Die Erklärungen, warum man dies nicht mit dem Rad macht, sind ebenso vielfältig. Ein Aspekt ist dabei auch, dass mittlerweile viele Tiergartenbesucher/innen aus benachbarten Städten anreisen. Die Ratlosigkeit beim Stadt- rat und der Verwaltung ist dementsprechend groß.
Viele Ideen, wenig Lösungen
Zwar hatte die Innenstadtfraktion für die Diskussion im Innenstadtausschuss Anfang April einige Ideen parat, doch viele davon sind nur schwer oder gar nicht umsetzbar. So erteilte Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst der Idee eine Absage, ein Parkleitsystem zu installieren. Um eine verlässliche Anzeige zu bekommen, müssten im Wäldchen Verkabelungen im Erdreich vorgenommen werden. Das sei aber nicht möglich, da es sich um ein Naturschutzgebiet handele. Der Wunsch nach einer Busanbindung sei zwar wünschenswert und könnte manches Problem lösen, dafür müsste man aber vor Ort am Tierpark Wendemöglichkeiten schaffen. Das hat wiederum zur Folge, dass Parkplätze entfallen. Ungelöst ist damit aber immer noch das Problem, Autofahrer grundsätzlich daran zu hindern, in Massen in das Naturschutzgebiet zu strömen. Christian Engelke (Bündnis90/Die Grünen) regte ein Buchungssystem an. Dem erteilte wiederum Timo Horst eine Absage. Da dies am Eingang vom Wäldchen kontrolliert werden müsse, führe dies zu einem nicht leistbaren Personalaufwand. Ein generelles Einfahrtsverbot ist ebenso nicht umsetzbar, da Kleingartenanlieger oder Mitglieder des Schützenvereins ein berechtigtes Interesse haben. Eine Kontrolle wird zwar beim Spectaculum durchgeführt, was allerdings mit immensen Kosten verbunden ist. Ein weiterer Vorschlag der CDU sah ein Park and Ride System vor. So könnten an allen wichtigen Stadteinfahrten entsprechende Hinweisschilder angebracht werden. Beispielsweise könne man die Autos zum Parkhaus am Bahnhof lenken. Von dort geht es mit dem Bus weiter. Das birgt aber wieder das Problem in sich, wie man verhindert, dass Ortskundige die Park and Ride Hinweise ignorieren. Für die meisten Ausschussmitglieder war dementsprechend klar, das Ziel muss lauten: „Verkehr muss raus, ÖPNV rein“.
Neue Verkehrsführung soll Verkehr entzerren
Zukünftige Planungen zielen jedoch erst mal wieder auf die Entzerrung des Individualverkehrs ab, unter anderem durch den Bau einer zusätzlichen Straße. In Planung befindet sich nach wie vor die Sanierung des Friedrichsweges. Im Frühling 2020 stellte man dazu Pläne vor (wir berichteten), nach denen die Straße verbreitert werden soll, um die Gefahren durch Wildparker zu minimieren. Wie Timo Horst erklärte, wird zunächst aber die Brücke zwischen Philosophenweg und Friedrichsweg durch den Landesbetrieb Mobilität erneuert. Im Zuge dieser Arbeiten soll der Verkehr Richtung Innenstadt zukünftig neu geführt werden. Statt dass es über die Brücke zurückgeht, werden Autofahrer, die nach Mainz oder Hessen wollen, noch vor der Auffahrt nach rechts umgeleitet. Dort ist bisher nur eine unbefestigte Straße zwischen Kleingärten und der tiefergelegenen B9. Zukünftig führt diese zu einer Abfahrt Richtung B9. Zwar entlastet das Vorhaben die Anwohner der Philosophenstraße, am generellen Verkehrsaufkommen wird sich aber wahrscheinlich nur wenig ändern. So bleibt auch weiterhin das einzige Instrument der Stadt, im Wäldchen zumindest für das gefährliche Wildparken Bußgelder zu verhängen. Das bringt zwar keine Entlastung für Natur und Mensch, aber wenigstens ein paar Einnahmen für die Stadt.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf