Wenn eine Band ihr 40-jähriges Jubiläum begeht, dann bleiben selten Fanwünsche offen. Mit einer risikolosen Setliste aus nahezu allen Klassikern haben DIE TOTEN HOSEN knapp 30.000 Fans auf dem Mannheimer Maimarktgelände – trotz hochsommerlicher Temperaturen – in Ektase versetzt.
Thees Uhlmann und seine Band waren ab 18 Uhr ein würdiger Opener und unterhielten die langsam zu voller Stärke anwachsende Menge vorzüglich, bis dann FEINE SAHNE FISCHFILET für echte Festivalstimmung sorgten und mit gefeierten Songs wie „Alles auf Rausch“ oder „Ich bin komplett am Arsch“ den Weg für den Topact bereiteten. Wenn eine Band dafür prädestiniert ist, die durch die Hitze und die Vorgruppen bereits aufgeheizte Menge in einen schwitzenden Hexenkessel zu verwandeln, dann sind das DIE TOTEN HOSEN. Vom Opener „Alle sagen das“ an, übertrug sich eine unglaubliche Energie aufs Publikum, dem bei den folgenden Songs „Auswärtsspiel“, Altes Fieber“, „Paradies“, „Bonnie & Clyde“ und „Liebeslied“ gar nichts anderes übrigblieb, als sofort voll mitzugehen. Obwohl Campino, wie er in einer Ansage launisch bekannte, nicht die besten Erinnerungen an Mannheim hat, da er dort 1985 beim Schwarzfahren erwischt wurde, gab es immer wieder Lob für das seit Stunden in brütender Hitze ausharrende Publikum auf dem weitläufigen Maimarktgelände, das kaum Schatten bot. Außerdem gab es etwas zu feiern, denn Bassist Andi feierte an diesem Abend seinen 60. Geburtstag. Da bei der Jubiläumstour die meisten prägenden Hits der Bandgeschichte bei jedem Konzert gesetzt waren, sind die Songs erwähnenswert, die nicht in allen Städten gespielt wurden, wie das The Yankees Cover „Halbstark“, „Wannsee“ oder „Pushed again“. Von den neuen Songs hätte ich statt dem etwas bemühten „112“, einer Hommage an Feuerwehrleute, lieber „Scheiß Wessis“ gehört. Aber das ist nach einem mit Höhepunkten gespickten Abend „jammern auf hohem Niveau“. Nach 90 Minuten war nach „Wünsch dir was“ und „Hier kommt Alex“ vor- erst Schluss, ehe die Band für insgesamt drei Zugaben-Blöcke zurückkehrte. Da die Hosen gerne junge Nachwuchsbands fördern, gab es als zweite Zugabe „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten. Sehr schön die Zugaben „Alles wird vorübergehen“ oder das nostalgische „Freunde“. Diesmal war nach „You’ll never walk alone“ noch nicht Schluss, denn für die letzten drei Zugaben kramte die Band noch einmal im Archiv ihrer Anfangstage. Heraus- ragend war wieder einmal die All-Time-Hymne „Das Wort zum Sonntag“, bevor nach „Opel Gang“ und dem Rausschmeißer „Eisgekühlter Bommerlunder“ nach 33 Songs (inkl. 11 Zugaben) und 135 Mi- nuten endgültig Schluss war. Am Ende waren alle auf und vor der Bühne geschafft, klatschnass und glücklich. Wieder einmal galt für ein Konzert der Toten Hosen: „Die Zeit mit euch war wunderschön.“
Text: Frank Fischer Foto: privat