10.000 Besucher in der Mannheimer SAP Arena feierten die Rückkehr von Peter Maffay auf Deutschlands Bühnen. Lange genug hat das Publikum darauf warten müssen, musste doch das Konzert in den letzten zweieinhalb Jahren insgesamt vier Mal verschoben werden.

Als Peter Maffay Ende Februar 2020 anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums in der Musikbranche seine große Deutschland-Tour startete, stand diese unter keinem guten Stern. Nach dem gefeierten Tourauftakt in Kiel stürzte Bassist Ken Taylor in Hamburg beim Soundcheck von der Bühne, brach sich das Bein und konnte die Tour nicht weiterspielen. Daraufhin sprang kurzfristig Keyboarder und Multiinstrumentalist Pascal Kravetz am Bass ein, um kurz danach selbst zu erkranken. Nach dem dritten Konzert der Tour in Berlin war dann endgültig Schluss, weil ein bekanntes Virus den Livebetrieb für lange Zeit stilllegte. Im Zuge dessen musste das Konzert in der Mannheimer SAP Arena vier Mal verschoben werden, ehe es dann am 31. August, einen Tag nach Maffays 73. Geburtstag, endlich soweit war. Mit am Start hatte er seine exzellente Band um Schlagzeuger Bertram Engel und die drei Ausnahmegitarristen Carl Carlton, JB Meijers und Peter Keller, die für ein solides Rockfundament sorgten.

Insgesamt zwölf Musiker tummelten sich auf der Bühne, die in der Hallenmitte stand und die Form einer Gitarre hatte. Dass im Hause Maffay längst für musikalischen Nachwuchs gesorgt ist, bewies sein 19-jähriger Sohn Yaris, der zu den vier Backgroundsängern gehörte – ebenso wie Leon Taylor, der Sohn von Stammbassist Ken Taylor. Die Setliste des Abends war in vier Teile gegliedert. Zunächst sechs Songs aus dem Vor-Corona-Album „Jetzt!“, wobei die Hymne „Für immer jung“ nach einer halben Stunde für den ersten Höhepunkt sorgte. Danach drei Songs aus dem während der Pandemie entstandenen Album „So weit“, für Gänsehaut sorgte das Maffays verstorbenem Vater gewidmete „Wenn wir uns wiedersehn“. Anschließend kamen drei Songs aus dem demnächst erscheinenden neuen Tabaluga-Album „Die Welt ist wunderbar“. Bei „Elektrizität“. stand ihm Multiinstrumentalistin Charly Klauser als Duett Partnerin zur Seite, bei „Königreich der Liebe“ vertrat die einst bei DSDS bekannt gewordene Linda Teodosiu die im Original singende Stefanie Heinzmann, während der Titelsong einfach nur für gute Laune im Saal sorgte.

Die zweite Hälfte des fast dreistündigen Konzerts hielt dann nur noch die großen Hits für die Massen bereit. Gab es zuvor wohlwollende Zustimmung zu den neuen Stücken, taute das Publikum nach den ersten Tönen von „Weil es dich gibt“ vollends auf. Ganz ohne politische Statements geht es nicht bei einem Maffay Konzert. Im Zuge der 80er Friedenshymne „Eiszeit“ forderte er Richtung Russland, dass die Waffen ruhen und sich die Parteien wieder an einen Tisch setzen sollen. Die 70er Jahre Schlagerschmonzette „Du“, Maffays erster großer Hit, wurde auch in Mannheim euphorisch abgefeiert, bei „Samstagabend in unserer Straße“ munter getanzt und bei den Alltime-Klassikern „Über 7 Brücken“ und der zwölfminütigen Jam-Session zu „Sonne in der Nacht“ am Ende des Hauptprogramms, bei der die Band noch einmal zeigte, was sie draufhat, gab es dann kein Halten mehr. Bei der ersten Zugabe „Und es war Sommer“ durfte die Halle nochmal kräftig mitsingen. Vor „Freiheit, die ich meine“ gab es einen Appell Maffays, wie wichtig die Freiheit gerade in der heutigen Zeit ist, ehe mit dem wunderschönen „Die Töne sind verklungen“ aus dem zweiten Tabaluga-Album ein kurzweiliger Abend endete.

Maffay, der sich aktuell als Juror bei „The Voice of Germany“ als grundsympathischer, weiser alter Mann präsentiert, der den jungen Talenten kluge Ratschläge gibt, ist auf der Bühne noch weit davon entfernt, wie ein alter Mann zu wirken. Von den zwölf Leuten auf der Bühne ist Maffay immer noch derjenige, der während des Konzerts die meisten Kilometer runterreißt und zeigt damit allen, die fordern, dass es doch nun mal genug ist, seine kalte, bis auf den letzten Muskel durchtrainierte Schulter. Sein letztes Studioalbum „So weit“ war das zwanzigste Nummer-Eins-Album seiner langen Karriere. Damit ist er weltweit alleiniger Rekordhalter. Warum also aufhören, wenn man fit genug ist und immer noch zur Spitze gehört? Einem Kandidaten bei „The Voice of Germany“ hat Maffay kürzlich den Tipp gegeben: „Ich wünsche dir, dass du in deiner musikalischen Laufbahn immer zitterst und immer brennst, weil das Feuer ist der Grund dafür, dass man auf die Bühne geht.“ Dass bei Peter Maffay das Feuer auch mit 73 Jahren immer noch brennt, hat das Konzert in Mannheim eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Hinweis: Am 08. Oktober 2022 ist Peter Maffay im Rahmen des RTL-Spendenmarathons noch einmal in der Mannheimer SAP Arena zu Gast. Für das Konzert waren bei Redaktionsschluss nur noch wenige Restkarten erhältlich.

Text: Frank Fischer, Fotos: Andrea Donsbach, Michael Metz