19. Februar 2022 | Gut Leben am Morstein in Westhofen: Konzertkritik Hotel Bossa Nova

Passend zum Einzug des Frühlings in Rheinhessen lud das deutschlandweit überschwänglich gefeierte Quartett Hotel Bossa Nova nach Westhofen, um die Zuhörer mit ihren feurigen Rhythmen für zwei Stunden in Urlaubslaune zu versetzen. Dabei scheuten sie auch nicht einen kleinen Umweg über Afrika.

Zuvor gehörte die Bühne jedoch dem Gastgeber Stefan Spies. Der erzählte kurz von den Herausforderungen eines Veranstalters in Zeiten von Corona. So wurden bis eine Woche vor dem Konzert gerade mal zehn Karten verkauft. Zwar konnte er am Ende kein „ausverkauft“ vermelden, aber immerhin füllte sich der gut klimatisierte Gewölbekeller noch ein wenig. Langfristig bleibt indes nur die Hoffnung, dass die Lust an Livekultur bald wieder für vollere Säle sorgt. Wer an diesem Abend in Westhofen anwesend war, erlebte auf jeden Fall eine musikalische Reise auf höchstem Niveau. Gleich zu Beginn forderte Sängerin Liza da Costa, die früher mit Captain Jack auf musikalische Weltreise ging, das Publikum auf, sich vorzustellen, man befände sich, bepackt mit Rucksack, auf einer Reise durch Portugal. Auch wenn man die portugiesischen Texte nicht versteht, sind diese geradezu lautmalerisch wundervoll. Gesungen mit weichem Zungenschlag, der geradezu für die Latino- klänge der Band geschaffen ist. Wer es genau- er wissen wollte, wurde von der Sängerin, die portugiesische und indische Wurzeln hat, mit den nötigsten Inhalten der Texte versorgt. Nach der Pause kam es zu einem musikalischen Bruch, der den lateinamerikanischen Urlaub abrupt beendete und für 30 Minuten nach Afrika entführte. Was die drei Musiker in Abwesenheit von da Costa schufen, war zwar musikalisch äußerst virtuos,   wirkte   jedoch wie ein Fremdkörper in dem Bossa Nova Kosmos dieses Abends. Mit der Rückkehr von da Costa widmete man sich schließlich im Finale noch dem portugiesischen Fado, den die Sängerin mit großer Leidenschaft intonierte und letztlich ein begeistertes Publikum zurückließ.

Fazit: Im Verlauf des Konzerts erklärte die sympathische Sängerin: „Musik hält alles zusammen“. Tatsächlich belegte dieser Abend einmal mehr, welchen unschätzbaren kulturellen und gesellschaftlichen Wert Musik hat und wie unterhaltsam Livemusik sein kann.

 Text und Foto: Dennis Dirigo