6. August 2022 - Lincoln Theater Worms

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Womöglich wäre die Welt eine bessere, wenn wir uns alle ein wenig mehr an das Kind in uns und dessen Sehnsüchte erinnern würden. Doch was ist passiert, dass wir uns plötzlich in der scheinbar autarken Welt der Erwachsenen wiederfinden? Dieser Frage stellte sich unter dem Titel „Verlorene Kindheit“ die Nibelungenhorde in ihrem Sommerworkshop. Das Ergebnis war gleichermaßen beeindruckend wie berührend.

In gerade mal 14 Tagen erarbeitete die siebenköpfige Gruppe aus jungen Menschen diese szenischen Collagen, die zum Abschluss im Lincoln Theater vorgestellt wurden. Angeleitet wurden sie dabei von dem Regisseur Uwe John, Richard Weber (Physiodrama) und Josh Maccoy, der für die musikalische Begleitung verantwortlich war. Zusammengehalten wurde wiederum alles von „Hordenmutter“ Astrid Perl-Haag, die die Nibelungenhorde 2006 ins Leben rief. Unterteilt in verschiedene Szenen, setzten sich die jugendlichen Akteure auf der Bühne mal humorvoll skurril, mal nachdenklich mit dem Thema Erwachsenwerden / Erwachsensein auseinander. Das Erstaunliche war insbesondere die tiefgründige Herangehensweise, die garantiert keinen erwachsenen Zuschauer unberührt ließ. Immer wieder fühlte man sich an eigene Momente der Kindheit erinnert. Die Freude auf das neue Spielzeug, die Mutprobe und vor allem die Unbeschwertheit. Dem erwachsenen Publikum den Spiegel vorhaltend, gab es das klassische Eltern-Kinder-Gespräch: „Du musst mal eine Familie ernähren“, „Gehe Geld verdienen“, „Du musst Karriere machen!“ Nicht minder ernüchternd die Erkenntnis: „Als ich jung war, dachte ich immer, die Kontrolle über alles zu haben“ Oder aber auch die Frage: „Wann wurdest du erwachsen, wann wurdest du kalt?“, verbunden mit der Forderung: „Lass das Feuer wieder brennen!“

FAZIT: Einmal mehr untermauerte die Nibelungenhorde ihren Sonderstatus in der Wormser Kulturlandschaft. Die einzigartige Liaison aus Kultur und Pädagogik brachte auch in diesem Jahr eine tolle Abschlussveranstaltung auf die Bühne. Zumindest bei der Nibelungenhorde scheint das Feuer auf jeden Fall noch zu brennen.

 

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf