Wenn in Worms zur Premiere der Nibelungen-Festspiele geladen wird, dann laufen Hollywoodstars, Schauspiellegenden, Come y-Urgesteine, Models und Influencer über den roten Teppich. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was haben Sie uns denn von der Premiere der Nibelungen-Festspiele zu berichten?“
Da ich als Ur-Wormser zu Fuß durch die Innenstadt zur Premierenfeier laufe, hat man auf diesem Weg jede Menge Gelegenheiten, die an diesem Tag besondere Atmosphäre in der Stadt aufzusaugen. Und falls es einem nicht direkt ins Auge springt, wie toll sich Worms entwickelt, hängen jetzt überall Plakate mit dem prägnanten Slogan „Worms wird wow“. Da war die Trierer Werbeagentur aber kreativ und hat mit der Plakatierungsaktion einen elementa- ren Beitrag zur Fortentwicklung der Innenstadt geleistet. Wie mir erst später klar wurde, hat- ten die Verantwortlichen der Stadt zu dem be- sonderen Anlass der Festspiele die Idee von Nibelungen-Regisseurin P?nar Karabulut auf- gegri?en und jede Menge Referenzen an die Popkultur in ihr Stadtbild mit eingebaut. So war beispielsweise das Setting vom Bahnhof bis zum Gammi nahezu eins-zu-eins der TV- Serie „4 Blocks“ nachempfunden. Ich meine sogar, dass ich im Vorbeigehen Kida Khodr Ramadan, der den libanesischen Clan-Anführer „Toni Hamady“ in „4 Blocks“ spielt, in einem Dönerladen entdeckt habe, wie er gerade eine Lahmacun „mit allem und extra scharf“ gegessen hat. Ich kann mich allerdings auch täuschen, wie man ja im letzten Jahr auf der Premiere gesehen hat, als ich nach einem Toilettenbesuch der Reinigungskraft, die vor der Tür stand, Trinkgeld in die Hand gedrückt habe, aber die vermeintliche Klofrau stellte sich her- aus als Andrea Nahles. Das war mir vielleicht peinlich! Deshalb hab ich der Frau Nahles auch gesagt, dass sie das Trinkgeld ruhig behalten kann, zumal ich davon ausgehe, dass die ehemalige Arbeitsministerin die 50 Cent auch kor- rekt versteuern wird. Aber zurück zu den pop- kulturellen Referenzen in der Wormser Innenstadt. Für den Fall, dass sich auswärtige Besucher der Festspiele das Lutherdenkmal ansehen wollen, hat man vor Martin Luther ein paar Gitterstäbe angebracht, was ganz klar eine Hommage an die RTL-Serie „Hinter Gittern“ ist. Zudem soll Oberbürgermeister Kessel höchstpersönlich veranlasst haben, Schlaglöcher in die Wormser Straßen zu klopfen und alle Baustellen der Stadt gleichzeitig zu ö?nen, um Verkehrsminister Wissing unterschwellig zu beeinflussen, Fördergelder für den Wormser Straßenbau locker zu machen. Verteidigungsminister Boris Pistorius wurde sogar zu Fuß über die Rheinstraße bis zum Heylshof gelotst, weil die Stadtverantwortlichen ganz subtil darauf aufmerksam machen wollten, dass sich auch die Wormser Polizei über die Lieferung von Wa?en, Munition oder einen „Leopard 2-Panzer“ freuen würde.
Stars, Stars, Stars
Überrascht war ich auch über das immense Staraufgebot an diesem Nachmittag in der Wormser Innenstadt. Auf meinem kurzen Fuß- marsch sind mir drei Stars aus „Mitten im Leben“, vier aus „Familien im Brennpunkt“ und mindestens zehn Darsteller aus „Hartz, aber herzlich“ begegnet. Als stadtbekannter Society- Reporter habe ich natürlich alle freundlich gegrüßt und ein nettes „Wir sehn uns im Park!“ hinterhergerufen. Und jetzt kommt’s: Wie ich später im Heylshof zu meiner bitteren Enttäuschung feststellen musste, war kein einziger dieser famosen Darsteller zur Premiere eingeladen worden. Das empfinde ich als ungerecht, zumal beispielsweise Jörn Schlönvoigt von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ o?iziell eingeladen war. Wieso werden also Unterschiede gemacht zwischen „GZSZ“ und „Familien im Brennpunkt“? Beides ist erfolgreich, künstlerisch anspruchsvoll und läuft bei RTL plus. Dass hier trotzdem Unterschiede gemacht werden, ist ein Armutszeugnis für eine um Diversität und Antidiskriminierung bemühte Festspielleitung. Da muss dringend nachgebessert werden. Ebenso wie beim Preis für ein Glas Wein im Heylshof. Während sich die Stars und Sternchen auf der Premiere auf Kosten des Steuerzahlers komplett abschießen dürfen und anschließend noch mit dem Shuttle-Service an ihr Hotel gefahren werden, müssen gewöhnliche Besucher 7,50 Euro für ein Glas Wein zahlen. Freunde, als langjähriger Besucher von Wormser Festivitäten kann ich nur davon abraten, eine Steigerung des Niveaus über eine Steigerung der Preise erzielen zu wollen. Der gemeine Wormser holt sich dann zukünftig einen billigen Fusel beim Netto und schmuggelt den in den Park rein. So wird’s kommen, wenn noch weiter an der Preisschraube gedreht wird…
Ja, wer war denn nun auf der Nibelungen Premiere?
Ich habe Hollywood Stars, Bond-Bösewichte und Comedy-Urgesteine gesehen. Ich meine sogar, dass für einen kurzen Moment eine echte Heidekönigin im Park an mir vorbeigehuscht ist. Und ganz viele Influencer. Ein Bekannter von mir sagt ja immer absichtlich „Influenza“, weil er meint, solche narzisstischen Leute wären so schlimm wie ein Grippevirus. Mit Ralf Moeller hab ich Armdrücken im Heylshof gemacht und nur denkbar knapp verloren. Dieter Hallervorden hatte schon nach der ersten Hälfte von „Brynhild“ so viel Honig im Kopf, dass er in der Pause lieber im Park blieb und sich statt- dessen eine „Flasche Pommes Fritz“ gegönnt hat. Das war dann selbst für „Mr. Palim-Palim“ ein bisschen zu viel „Nonstop Nonsens“. Ich dagegen habe mich, wie jedes Jahr, um drei Uhr morgens – gegen heftigen Widerstand!! – von den Security-Kräften aus dem Heylshof entfernen lassen und freu mich schon wie Bolle auf nächstes Jahr.
Ihr Society-Reporter Dr. Bert Bim