Parkhaus am Dom bietet ab sofort smartes Parksystem an
Seit 15. Januar ist es soweit und die Zeiten, in denen die Schleppkurve so manchem Autofahrer das Leben er- schwerte, sind vorbei. Schranken und das Ziehen eines Tickets gehören nämlich nun der Vergangenheit an.
Seit seiner Fertigstellung sorgt das mehr als zehn Millionen Euro teure Parkhaus in der Köhlstraße immer wieder für größere und kleinere Probleme. Noch nicht abgeschlossene Rechtstreitigkeiten, verwüstete Toiletten, immer wieder Probleme mit der Technik und nicht zuletzt die Schleppkurve machten das modernste Parkhaus in Worms immer wieder zum Sorgenkind und bescherten dem Gebäude sogar einen Beitrag der Satiresendung „extra 3“. Nun führte ein Problem dazu, dass das Parkhaus bereits im Januar seinen Eintritt in die smarte Zukunft vollzog. Eigentlich war geplant, dass bis zum Sommer alle Parkhäuser in Worms ohne Schranken, stattdessen mit Kennzeichenerkennung, funktionieren. Da es im neuesten der Parkhäuser zwei Dauerparker schafften, innerhalb weniger Wochen zweimal die Schrankenanlage schwer zu beschädigen, entschieden sich die städtischen Parkhausbetriebe dazu, die Umstellung auf eine digitale Lösung direkt zu wagen. Eine erneute Reparatur hätte mit ungefähr 12.000 Euro zu Buche geschlagen.
PETER PARK MACHT’S MÖGLICH
In der Stadtratssitzung Ende Januar stellte der Geschäftsführer der Parkhausbetriebe, STEPHAN VON BORZYSKOWSKI, das neue System vor, das nicht nur neuen Parkkomfort bietet, sondern auch Nachhaltigkeit fördert. So erklärt die Stadt in einer Pressemitteilung: „Das Anhalten vor Schranken entfällt, wodurch Rückstau an den Ein- und Ausfahrten verhindert wird, was eine Beeinträchtigung des innerstädtischen Verkehrs rund um die Parkfläche vermeidet. Das unterstützt die Reduktion des CO2-Ausstoßes vor Ort, was die Anwohner entlastet, und beschleunigt den Parkvorgang“. Ebenso würde auch Papier gespart werden, da schließlich kein Parkticket mehr gedruckt wird. Ermöglicht wird die schrankenlose Ein- und Ausfahrt durch die Peter Park System GmbH. Wichtigster Bestandteil dieses Systems ist eine Infrarotkamera, die das Kennzeichen sowohl bei der Ein- als auch der Ausfahrt scannt. Bezahlt wird schließlich durch Eingabe des Kennzeichens an den neuen Kassenautomaten. VON BORZYSKOWSKY betonte dementsprechend im Rat noch einmal, dass es keine Aufnahmen der Fahrzeuge oder Gesichter gebe, sondern ausschließlich die Kennzeichen gescannt wer- den. Der Vorteil der Infrarotkamera ist zudem, dass auch verschmutzte oder durch Schnee unkenntlich gemachte Kennzeichen ebenfalls gelesen werden können. Das Kennzeichen ist auch der Zugangscode zum Parkhaus nach 21 Uhr, wenn die Tore des Gebäudes für unerwünschte Besucher geschlossen sind. Abgerechnet wird zudem im Minutentakt.
WAS NICHT UND WAS ERKANNT WERDEN KANN
Die Ratsmitglieder wollten natürlich auch wissen, was passiert, wenn ein Autofahrer das Haus verlässt, ohne zu bezahlen. Da man derzeit noch in der Testphase sei, so von Borzyskowski, zeige man sich ent- sprechend kulant. So könne man aktuell das Parkticket noch bis zu vier Wochen später nachzahlen, ehe eine Ordnungsstrafe verhängt wird. Nach Ende der Testphase hat man zukünftig 24 Stunden Zeit. Sollte bis dahin kein Nachlösen erfolgt sein, werden dem Fahrzeughalter für je- den weiteren Tag 45 Euro berechnet. Die Stadt Worms erklärt mit Blick auf den Datenschutz: „Lediglich im Fall eines Parkverstoßes kann aus- schließlich durch die Parkplatz-Betreibenden über eine Abfrage beim Kraftfahrtbundesamt die Ermittlung der Halterdaten erfolgen, die zu diesem Zweck temporär in Deutschland gespeichert werden. Liegt kein Parkverstoß vor, werden die Daten über Ein- und Ausfahrt auto- matisch gelöscht.“ Was die Parkhausbetriebe jedoch aus der Kennzei- chenerkennung herauslesen können, ist das Parkverhalten der Nutzer. So erklärte der Geschäftsführer, dass in der Woche vor der Ratssitzung 523 Ein- und Ausfahrten registriert wurden und die durchschnittliche Parkdauer bei drei Stunden und fünf Minuten lag. Besonders gut angenommen werde die Möglichkeit, mit Karte zu zahlen, sagt VON BORZYSKOWSKi: 75 Prozent der Parkhausnutzer hätten unter der Woche diese Zahlmöglichkeit gewählt. Am Wochenende seien es dagegen nur 60 Prozent gewesen. Auch wenn Kennzeichen aus anderen Landkreisen zwischenzeitlich bei einem Umzug mitgenommen werden können, zeigt sich durch die Kennzeichenerkennung, dass rund 40 Prozent der Parker aus Worms kommen, während der Rest aus den umliegenden Städten Mannheim, Ludwigshafen oder den Kreisen RLP, DÜW und KIB nach Worms kommen.
HINWEIS: Zu Beginn der Sommersaison sollen auch das Parkhaus am Theater und die Tiefgarage am Wormser Tagungszentrum schrankenlos werden. Wer das Theater besucht, bekommt dann zukünftig ein Kärtchen mit QR Code, der den bisherigen Rabatt beinhaltet, denn schließlich gibt es auch kein Parkticket mehr.
Text: Dennis Dirigo
Foto: Andreas Stumpf